Heilbronner Gärtner über Cannabis-Anbau: "Ich sehe das als meine Mission"
Der Heilbronner Gärtnermeister Klaus Umbach kann sich vorstellen, für Clubs Cannabis anzubauen. Die Gespräche laufen.

Noch scheint er einer der Exoten unter den Gärtnern im Heilbronner Raum zu sein. Das zumindest geht aus einer Stichproben-Umfrage in der Region hervor.
Während sich einige Gärtner im Gespräch mit unserer Zeitung klar gegen die Cannabis-Legalisierung aussprechen und davon nichts wissen wollen, steckt Gärtnermeister Klaus Umbach derzeit mitten in den Planungen. Sein Vorhaben: Gewächshausflächen an Cannabis-Social-Clubs zu vermieten und anschließend die Pflege und Aufzucht der Pflanzen zu übernehmen.
Heilbronner Gärtner ist für Cannabis-Anbau
„Ich sehe das ein Stück weit als meine Mission.“ Gespräche mit mehreren Clubs liefen. Hanf sei eine uralte Nutz-, Nahrungs- und Heilpflanze. Beispielsweise sei Hanf eine Quelle von Protein und damit eine Alternative zu Fleisch. Die Pflanze habe es laut dem 63-Jährigen „verdient, dass sie jemand ins richtige Licht rückt“.
Alles im Leben habe zwei Seiten, könne gebraucht oder missbraucht werden, so Umbach. Während eine Prise Salz beispielsweise das Essen würze, könnte der Verzehr von zwei Teelöffeln tödlich enden. „Die Dosis macht´s.“
Getrocknete Hanfblätter sind bei ihm bereits im Sortiment
Mit Hanf beschäftigt sich der Gärtnermeister schon seit langem. Vergangenes Jahr habe er vier Hektar Nutzhanf angebaut, dieses Jahr sollen es sogar acht Hektar werden. Auch die Uni Hohenheim arbeite seit vier Jahren an dem Projekt "Hanfproteine als Fleischersatz". Klaus Umbach: „Wir stehen in Kontakt und werden beraten bei der Sortenauswahl.“
Im Sortiment hat seine Gärtnerei in Heilbronn bereits getrocknete Hanfblätter mit dem erlaubten Gehalt des Wirkstoffs THC. Jetzt heißt es erstmal: sich informieren. Aus Österreich oder der Schweiz will sich der 63-Jährige von anderen Gärtnereien Ausgangsmaterial holen.
„Am Thema Cannabis kommen wir nicht vorbei"
Und er will seine eigenen Erfahrungen mit drei Pflanzen - so viel sind im Privatanbau erlaubt - auf seinem Balkon machen, schauen, wie er mit der Aufzucht klarkommt. „Wir stehen noch am Anfang und können nicht aus eigener Erfahrung sprechen.“ Außerdem will der 63-Jährige eine Stellungnahme des Gartenbauverbands abwarten. „Alles soll seriös und legal sein.“
Über das Thema will Umbach unter anderem am 21. April bei einem Tag der offenen Tür informieren. Er betont, dass er Gesundheit mit Pflanzen verkaufen wolle. Deshalb habe er auch angefangen, vor 15 Jahren Gojibeeren anzubauen. Für ihn steht fest: „Am Thema Cannabis kommen wir nicht vorbei.“
Es gibt aber auch Kritik an Cannabis

Kritischer steht dem Thema Christina Wieland von der Pfedelbacher Gärtnerei Huber entgegen. Gewächshausflächen an einen Club zu vermieten, sei für sie keine Option. „So was wird es bei mir nicht geben. Ich verkaufe keine Droge.“
Mit Cannabis zu medizinischen Zwecken ohne THC habe sie keine Probleme, aber alles darüber hinaus, „finde ich nicht gut, und dahinter stehe ich nicht“. Die Pfedelbacher Gärtnerei baue Chilis im großen Stil an, über 90 Sorten gibt es. „Das ist deutlich cooler als Cannabis“, sagt Wieland mit einem Augenzwinkern und lacht.
"Größter Fehler" - Nicht alle Gärtnereien heißen Legalisierung gut
Einen ähnlichen Standpunkt vertritt Gärtnermeister Florian Funk aus Bad Friedrichshall. Cannabis sieht der 39-Jährige als Einstiegsdroge, die Teil-Legalisierung als „größten Fehler“. Ein Kunde sei da gewesen, habe sich nach Cannabis-Samen beziehungsweise Setzlingen erkundigt. „Aber so was haben wir nicht.“ Alles rund um Cannabis wolle Florian Funk nicht unterstützen.
"Wir wollen andere Sachen priorisieren. Der Anbau von Cannabis ist eine ganz andere Welt und für uns nicht denkbar", sagt auch Walter Leiensetter, einer der Chefs der Baumschule Schimmele in Neckarsulm.