Audi-Werk Brüssel schließt endgültig – 3000 Menschen verlieren ihren Job
Mehr als 75 Jahre lang wurden in Brüssel Autos gebaut, seit 2007 lag die Verantwortung der belgischen Fabrik bei Audi. Nun schließt der Standort – mit in letzter Minute ausgehandeltem Sozialplan.
Audi hat einen turbulenten Jahresbeginn hinter sich. In den ersten zwei Monaten des laufenden Jahres ist der Bestelleingang trotz vieler Neuheiten dem Vernehmen nach nicht so, wie man sich das in Ingolstadt und Neckarsulm wünschen würde.
Zudem herrscht angesichts der Verhandlungen zwischen Vorstand und Betriebsrat über ein milliardenschweres Sparprogramm Verunsicherung in der Belegschaft. Zumal die laufenden Gespräche wohl stocken. „Die Fronten in den Verhandlungen haben sich verhärtet“, sagt zum Beispiel Neckarsulms Betriebsratschef Rainer Schirmer. Heute endet nun eine Ära in Belgien: Audi schließt den Standort Brüssel.
Seit 2007 war Brüssel ein Audi-Werk: Lohn- und Logistikkosten in Belgien sehr hoch
In den vergangenen Wochen wurden noch einmal die letzten Exemplare von Audis Elektro-SUV Q8 E-Tron in Brüssel produziert. Nun ist Schluss. Seit 76 Jahren wurden in dem Brüsseler Werk Autos gebaut, der erste Wagen lief im April 1949 vom Band – ein Modell der amerikanischen Marke „Studebaker“. 1970 übernahm Volkswagen den Standort und baute hier den Käfer. 2007 musste Audi den Standort gegen immense interne Widerstände übernehmen.
Der dort gefertigte Kleinwagen A1 war unseren Informationen zufolge nie rentabel. Die Lohn- und Logistikkosten sind im Vergleich zu anderen Standorten in Belgien mit am höchsten. Für viel Geld wurde Brüssel zum Elektro-Standort umgebaut, doch der Q8 E-Tron erreichte nie die gewünschten Stückzahlen. Gespräche mit mehr als 20 Investoren blieben erfolglos.
Audi-Werk in Belgien schließt: 3000 Menschen verlieren in Brüssel ihren Job
Auch der Versuch, eine konzerninterne Lösung zu finden, scheiterte. Nun schließt das Audi-Werk in Brüssel, rund 3000 Beschäftigte verlieren ihren Arbeitsplatz. Denn die Beschäftigungsgarantie bis 2029 gilt nur für die deutschen Standorte. Nach monatelangen Verhandlungen ist es in letzter Minute doch noch gelungen, einen Sozialplan auszuhandeln. Ein Beschäftigter mit 17 Jahren Betriebszugehörigkeit erhält nach Informationen aus Unternehmenskreisen je nach Funktion und Gehalt durchschnittlich zwischen 154.000 Euro und 216.000 Euro brutto (freiwillige Audi-Prämie plus gesetzliches Kündigungsgeld).
Darüber hinaus bietet Audi nach eigenen Aussagen allen Beschäftigten weitere Unterstützungsangebote an. Insgesamt gibt Audi nach eigenen Angaben mehr als das Doppelte des gesetzlich Erforderlichen für die Abfindungen aus. Für die Schließung des Werks hat Audi im Sommer 2024 Rückstellungen in Höhe von 1,2 Milliarden Euro gebildet.