Sparprogramm bei Audi: Milliarden-Einsparungen beim Personal drohen
Bei Audi wird über ein umfangreiches Sparpaket verhandelt. Nun zeichnet sich immer deutlicher ab: Der Autobauer will den Beschäftigten tief in den Geldbeutel greifen.
Weniger Absatz, weniger Gewinn, weltweite Krisen und ein schleppender Hochlauf der Elektromobilität: Bei Audi soll massiv gespart werden. Fast ein Monat ist vergangen, seit der Betriebsrat des Unternehmens an den deutschen Werken in Ingolstadt und Neckarsulm Flugblätter verteilt hat, mit einer „Schonungslos-Liste“, die aufzeigt, wo der Vorstand überall den Rotstift ansetzen will. Mehrmals wöchentlich wird verhandelt zwischen Unternehmen und Betriebsrat, so auch wieder diese Woche.
Eine schnelle Lösung zeichnet sich nicht ab. „Die Fronten in den Verhandlungen haben sich verhärtet“, sagt der Neckarsulmer Betriebsratschef und stellvertretender Gesamtbetriebsratsvorsitzender Rainer Schirmer im Gespräch mit der Heilbronner Stimme.
Audi in der Krise: CEO Gernot Döllner viele etliche Milliarden einsparen
Audi-CEO Gernot Döllner will einem Zeitungsbericht zufolge die Personalkosten pro Jahr um eine Milliarde Euro senken. Zudem sollten die Materialkosten bis 2030 um bis zu acht Milliarden Euro gedrückt werden, berichtet das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Konzernkreise. Diese Zahlen wollen weder das Unternehmen, noch Vertreter es Betriebsrats kommentieren.
Fakt ist, dass bei Audi seit 2019 bereits 7500 Stellen sozialverträglich abgebaut wurden, weitere 3000 kommen nun durch die Schließung des Standorts Brüssel in Belgien hinzu. Insider berichten gegenüber unserer Zeitung, dass Döllner wohl vor allem die Technische Entwicklung verschlanken will: Dort arbeiten aktuell rund 10.000 Menschen in Ingolstadt und Neckarsulm, rund ein Viertel könnte Unternehmenskreisen zufolge wegfallen.
Audi: Weniger Gehalt, weniger Boni, keine Schichtzuschläge
Zentrale Forderungen des Vorstands sind unter anderem die Absenkung des Tarif-Entgelts und Wegfall der sogenannten Audi-Komponente, die den Beschäftigten je nach Tätigkeit und Betriebszugehörigkeit ein paar Hundert Euro monatlich mehr bringt. Jubiläums-Zahlungen sollen ebenfalls gestrichen werden. Zuschläge und Zulagen in der Dauernachtschicht stehen wohl ebenfalls auf dem Prüfstand. Gleiches gilt für Bonuszahlungen für Manager des Unternehmens. Zudem soll die jährliche Erfolgsprämie, die in guten Jahren 8000 Euro und mehr betrug, deutlich gekürzt werden.
Bislang beteiligt Audi die Belegschaft am Unternehmensgewinn nach festen Regeln, die der Autobauer nicht offen legt. Die sogenannte Audi Erfolgsbeteiligung (AEB) betrug 2024 statte 8840 Euro, 2023 waren es 8510 Euro. „Das bringt in Summe mehrere Hundert Million Euro Ersparnis“, erzählt ein Mitarbeiter aus dem Personalbereich, der mit den Zahlen vertraut ist.
Audi in der Krise: Fällt mehr als ein Monatsgehalt weg?
Insider sprechen davon, dass für Beschäftigten in Summe rund ein Monatsgehalt wegfallen könnte. Jörg Schlagbauer, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Audi AG, äußert sich deutlich dazu: „Wenn man sich die finanziellen Forderungen des Vorstands gegenüber der Belegschaft genau ansieht, dann komme ich sogar auf noch höhere Zahlen.“ Über einen möglichen Personalabbau halten sich alle Beteiligten bedeckt.
Aktuell gilt bei Audi eine Beschäftigungsgarantie bis Ende 2029, die betriebsbedingte Kündigungen ausschließt. Anders als im vergangenen Jahr bei VW hat Audi diese Jobgarantie nicht aufgekündigt. Aus verschiedenen Bereichen des Unternehmens ist allerdings zu hören, dass aktuell verstärkt Altersteilzeitregelungen und Abfindungen für ältere Beschäftigte angeboten werden.

Stimme.de