Audi plant massive Einsparungen – Flugblatt mit „Schonungslos-Liste“ verteilt
Weniger Absatz, weniger Gewinn: Bei Audi soll massiv gespart werden. Was kommt alles auf die Streichliste? Das zeigt offenbar eine „Schonungslos-Liste“. Es geht auch ums Gehalt der Beschäftigten.
Hinter den Kulissen laufen bei Audi bereits seit einiger Zeit Verhandlungen zwischen Vorstand und Betriebsrat über eine Fortschreibung der Betriebsvereinbarung Audi.Zukunft, die im Jahr 2019 geschlossen wurde. Bisher hatten sich beide Seiten bedeckt gehalten.
Nun aber geht der Betriebsrat in die Offensive: An diesem Dienstag sind in den Werken Ingolstadt und Neckarsulm Flugblätter verteilt worden, in denen die Arbeitnehmerseite darlegt, was alles auf dem Verhandlungstisch liegt. Von einer „Schonungslos-Liste“ ist die Rede in dem Flugblatt, das der Heilbronner Stimme vorliegt.
„Schonungslos-Liste“ bei Audi: Einsparungen und Kürzungen im großen Stil
Wie dem Flugblatt zu entnehmen ist, will der Vorstand unter anderem an die Bezüge der Beschäftigten ran. Zentrale Forderungen, so steht es im Flugblatt des Betriebsrats: Absenkung des Tarif-Entgelts und Wegfall der sogenannten Audi-Komponente, die den Beschäftigten je nach Tätigkeit und Betriebszugehörigkeit ein paar Hundert Euro monatlich mehr bringt. Jubiläums-Zahlungen sollen ebenfalls gestrichen werden. Zuschläge und Zulagen in der Dauernachtschicht stehen wohl ebenfalls auf dem Prüfstand.
Zudem, so heißt es in dem Flugblatt, aktuelle Tariferhöhungen zeitlich nach hinten geschoben werden. Zudem soll die jährliche Erfolgsprämie, die in guten Jahren 8000 Euro und mehr betrug, deutlich gekürzt werden.
Einsparungen bei Audi – und Homeoffice soll die Ausnahme werden
Ein Thema, das Audi-Chef Gernot Döllner schon lange ein Dorn im Auge ist, soll ebenfalls Bestandteil der Vorstands-Forderungen sein: weniger Homeoffice für alle. Dem Betriebsrat zufolge sollen Tarifangestellte künftig vier Tage vor Ort tätig sein, Führungskräfte immer. Aktuell können die Audi-Beschäftigten in Absprache mit ihrer Führungskraft so viel mobil arbeiten, wie sie möchten.
Zudem schreiben die Arbeitnehmervertreter von einer „Einführung des Direktionsrechts“ - damit soll die Versetzung einzelner Beschäftigter ohne Mitsprache der Betroffenen und des Betriebsrats möglich sein.
Einsparungen geplant: Weniger Manager und Auslagerung ganzer Bereiche bei Audi
Wie aus Unternehmenskreisen zu hören ist, will Audi-Chef Döllner die Zahl der Manager deutlich reduzieren. Sowohl der Kreis leitender Angestellte, der Obere Management Kreis (OMK) als auch der Top Management Kreis (TMK), zu dem die 100 wichtigsten Führungskräfte gehören, soll schrumpfen, um Kosten zu sparen. Bei der Neustrukturierungen der Technischen Entwicklung zum Jahreswechsel haben Insidern zufolge rund 70 bis 80 Manager aktuell keine Funktion mehr.
Im Flugblatt des Betriebsrats wird zudem davor gewarnt, dass der Vorstand ganze Bereiche auslagern will. Genannt werden unter anderem die Gastronomie, Planung, operative Personalbereiche, Werkstätten und vieles mehr. Zudem plane der Vorstand mit mehr Leiharbeitern im direkten Bereich (Produktion) und indirekten Bereich (Verwaltungsbereiche). Ende 2024 gab es eine Einigung zu Sparplänen bei VW.
Audi äußert sich zu möglichen Einsparungen bedeckt
Audi selbst hält sich zum Flugblatt des Betriebsrats sehr bedeckt. „Der Audi-Vorstand und der Betriebsrat befinden sich in vertrauensvollen und geordneten Gesprächen im Sinne des Unternehmens und der Audi-Beschäftigten. Wir halten an dem vereinbarten Grundsatz fest, diese Diskussionen intern mit unseren Verhandlungspartnern zu führen“, teilte eine Sprecherin des Unternehmens unserer Redaktion mit.
Das wirtschaftliche Umfeld habe sich weiter verschärft. „Deutschland fällt bei Wettbewerbsfähigkeit zurück. Um trotz dieser massiven Herausforderungen in Zukunft weiterhin wirtschaftlich erfolgreich zu sein, will sich Audi effizienter aufstellen und an Schnelligkeit gewinnen“, so die Sprecherin.
Audi-Betriebsrat stellt Forderungen auf
Dass sich etwas ändern muss bei Audi, steht außer Frage, so der Betriebsrat von Audi. „Wir sehen Handlungsbedarf. Wir haben klare Werte und einen klaren Kurs: Mehr Audi im Audi! Ohne Kahlschlag, ohne Massenentlassungen“, heißt es in dem Flugblatt, das unter anderem von Gesamtbetriebsratschef Jörg Schlagbauer und dem Neckarsulmer Betriebsratschef Rainer Schirmer unterschrieben ist.
Die Arbeitnehmervertreter fordern ihrerseits unter anderem eine Beschäftigungssicherung über das Jahr 2029 hinaus, mehr Investitionen in die heimischen Standorte und eine konsequente Verschlankung der bestehenden Strukturen. Zwischenzeitlich war sogar über einen Stellenabbau spekuliert worden.