Warum Audi in Neckarsulm bei Chipmangel länger produzieren kann als andere Werke
In der Autoindustrie drohen massive Produktionsausfälle, weil die Chips des Herstellers Nexperia knapp werden könnten. Im Vergleich zu anderen Marken des VW-Konzerns steht Audi aber gut da. Warum ist das so?
Wegen Engpässen bei der Versorgung mit Halbleitern bereitet der VW-Konzern einen möglichen Stopp der Produktion an verschiedenen Standorten vor. Ursache ist ein Streit um den Chiphersteller Nexperia.
Auf Druck der USA hatten die Niederlande am 30. September die Kontrolle über das Unternehmen übernommen, die zum chinesischen Technologiekonzern Wingtech gehört. China hatte daraufhin den Export von Teilen aus der Volksrepublik untersagt. Seitdem ruht die Chipproduktion bei Nexperia teilweise. Beschaffungsexperten im VW-Konzern gehen dem Vernehmen nach davon aus, dass der Vorrat noch zehn bis 20 Tage ausreicht.
VW setzt auf alternativen Chiphersteller, um drohende Produktionsstopps zu vermeiden
Inzwischen zeigt sich VW-Konzern zuversichtlich, Produktionsstopps wegen fehlender Halbleiter noch abzuwenden. „Wir haben einen alternativen Lieferanten, der den Lieferausfall der Nexperia-Halbleiter ausgleichen könnte“, sagte Markenproduktionsvorstand Christian Vollmer dem „Handelsblatt“.
Derzeit werde mit einem Unternehmen verhandelt. Namen nannte Vollmer nicht. Noch am Mittwoch hatte VW vor möglichen Produktionsausfällen gewarnt, die auch kurzfristig möglich seien.
Audi-Werk Neckarsulm: Margenstarke Modelle haben erst einmal Vorrang
Auch bei der VW-Tochter Audi beobachtet man die Lage genau. „Wir bereiten uns auf alle Szenarien vor“, sagte ein Sprecher im Gespräch mit der Heilbronner Stimme. „Aktuell läuft die Produktion an allen Standorten wie geplant.“ Für das Werk in Neckarsulm bedeutet das drei Schichten bei den neuen Modellen A5 und A6 sowie jeweils eine Schicht beim Topmodell A8 und beim E-Auto E-Tron GT aus den Böllinger Höfen in Heilbronn. Falls es doch zu einem Chipmangel kommen sollte, wären Audi und insbesondere der Standort Neckarsulm im Vergleich zu anderem Marken des Konzerns im Vorteil.
Unseren Informationen zufolge war es bereits während des Chipmangels in der Pandemie so, dass vorhandene Teile zunächst an jene Marken und Werke gehen, die Modelle mit besonders hohem Gewinn fertigen. Das gilt insbesondere für den A6 und A8 aus Neckarsulm. Renditeschwächere Baureihen wie etwa Polo und Golf von Volkswagen wären demnach zuerst von einem Stopp der Produktion betroffen.
Audi und VW: Mitten in der Krise werden Beschaffungsvorstände ausgetauscht
Mitten in der Chip-Krise haben die Beschaffungsvorstände Audi und VW ihre Beschaffungsvorstände ausgetauscht. Renate Vachenauer, die im Audi-Vorstand für den Einkauf zuständig war, hat den Autobauer mit Wirkung 15. Oktober bereits verlassen. Das Ressort führt aktuell Produktionsvorstand Gerad Walker. Der Nachfolger von Vachenauer startet zum 1. Januar 2026, er wird an diesem Freitag bekanntgeben.
Bei der Konzernmutter Volkswagen erfolgt ebenfalls ein Wechsel: Karsten Schnake wird zum 1. November neuer Beschaffungsvorstand der Marke Volkswagen Pkw sowie Mitglied der erweiterten Konzernleitung. Er kommt von Skoda, wo er zuvor ebenfalls das Beschaffungsressort verantwortete. Er folgt auf Dirk Große-Loheide, der das Unternehmen im Rahmen einer länger geplanten Altersregelung verlassen wird und das Ressort einst schon bei Audi inne hatte.

Stimme.de