Porsche plant wohl Entlassungen im großen Stil bei Batterie-Einheit Cellforce
Porsche will wohl einen Großteil der Belegschaft bei seiner Batterietochter Cellforce entlassen. Es ist nicht der einzige Stellenabbau bei der kriselnden Sportwagenmarke.
Der VW-Konzern steckt wie viele andere Autobauer in der Krise. Besonders kritisch ist dabei, dass es nun auch immer mehr die Ertragsperlen erwischt: Bei der Sportwagentochter Porsche fiel der Gewinn im ersten Halbjahr von 2,9 Milliarden Euro auf gerade einmal 732 Millionen Euro, das sind rund 70 Prozent weniger als von Januar bis Juni vergangenen Jahres.
Die Rendite krachte von 16,2 auf 5,2 Prozent runter. Die Stuttgarter kämpfen vor allem mit Belastungen durch die US-Zölle, dem schwachen Geschäft in China und dem stockenden Hochlauf der Elektromobilität.
Krise bei Autobauer: Porsche von ehrgeizigem Stromer-Ziel abgerückt
Im ersten Halbjahr war nicht einmal jeder fünfte Porsche ein vollelektrisches Modell. Von dem Ziel, dass die Stromer am Gesamtabsatz bis Ende des Jahrzehnts 80 Prozent ausmachen, ist das Unternehmen längst abgerückt.
Porsche will stattdessen nun länger auf Modelle mit Verbrennungsmotor setzen, „bis weit nach 2030“, wie Porsche-Chef Oliver Blume sagt. Das hat Auswirkungen auf das Tochterunternehmen Cellforce in Kirchentellinsfurt unweit von Tübingen.
Entlassungen bei Porsche-Tochter Cellforce? Von 286 Beschäftigten sollen wohl 200 gehen
Die Firma ist für die Batterien von E-Autos zuständig. Wie der „Spiegel“ berichtet, sollen rund 200 der 286 Beschäftigten entlassen werden. Am heutigen Mittwoch ist der Arbeitsagentur Reutlingen eine entsprechende Massenentlassung angezeigt worden.
Besonders brisant dabei ist, dass es bei der Tochterfirma keinen Betriebsrat gibt und die Beschäftigungsgarantie von Porsche bei Cellforce nicht greift. Porsche selbst hat zu den Vorgängen bislang keine Stellungnahme abgegeben. Ende April hatte der Autobauer mitgeteilt, dass man die Batteriezelltochter nicht eigenständig weiterführen wolle. Zuletzt wurde noch nach Investoren gesucht.
Entlassungen bei Porsche: 1900 Stellen sollen in Zuffenhausen und Weissach abgebaut werden
Es ist nicht der einzige Stellenabbau bei Porsche. Bereits im Frühjahr hatte die VW-Tochter angekündigt, am Stammsitz in Zuffenhausen und im Entwicklungszentrum in Weissach rund 1900 Stellen abzubauen.
Betriebsbedingte Kündigungen sind angesichts der Beschäftigungssicherung bis 2030 ausgeschlossen. Doch damit nicht genug: Im zweiten Halbjahr nimmt Porsche Verhandlungen mit der Arbeitnehmervertretung über ein zweites Sparpaket auf.
„Um Porsche zukunftsfest zu machen, werden wir über weitreichende Ansätze sprechen“, sagt Finanzvorstand Jochen Breckner. Ob es einen weiteren Stellenabbau geben wird, ist bislang unklar.
Autoexperte: „Porsche ist zum Sanierungsfall geworden“
„Wir haben es weltweit weiterhin mit erheblichen Herausforderungen zu tun. Es ist kein Unwetter, das vorüberzieht. Die Welt verändert sich massiv – und vor allem anders als noch vor einigen Jahren erwartet“, sagt Porsche-Chef Blume, der auch den gesamten VW-Konzern führt.
„Einzelne strategische Entscheidungen von damals erscheinen heute in einem anderen Licht. Deshalb entwickeln wir Porsche grundlegend weiter.“ Lange Zeit zeigten bei Porsche alle Werte nur nach oben, doch nun ist die Kult-Marke kein Selbstläufer mehr.
„Man muss sich große Sorgen um Porsche machen. Es gibt nach meiner Einschätzung wenig Hoffnung auf baldige bessere Zeiten“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des CAR – Center Automotive Research in Bochum. „Porsche ist zum Sanierungsfall geworden“, so Dudenhöffer.

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