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Branche in der Krise
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Bosch und Co.: Auto-Experte sieht 100.000 weitere Jobs bei Zulieferern in Gefahr

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Die Krise in der Automobilindustrie trifft immer mehr Zulieferer. Branchenexperte Dudenhöffer rechnet damit, dass es nun viele mittlere und kleine Unternehmen erwischt.


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An schlechte Nachrichten aus der Automobilindustrie hat man sich mittlerweile fast schon gewöhnt. Kaum eine andere Branche trifft die Wirtschaftskrise mit einer größeren Wucht. Innerhalb eines Jahres wurden bei den Autoherstellern in Deutschland rund 51.500 Jobs oder fast sieben Prozent der Arbeitsplätze abgebaut, zeigt eine Analyse der Beratungsgesellschaft EY.

Hohe Kosten für die Transformation zur Elektromobilität, schwacher Absatz auf dem wichtigen chinesischen Markt und der Zollstreit mit den USA lassen die Gewinne dahinschmelzen. Nun trifft es immer mehr Zulieferer: Erst in der vergangenen Woche schockte Bosch mit der Nachricht, dass in Deutschland 13.000 Stellen wegfallen sollen. 

Auto-Experte rechnet mit „Jobverlust und Insolvenzen“ bei Zulieferern

„Nach den Autobauern kommen die großen Zulieferer. Der Branche droht ein Jobverlust wie dem Umfallen der Dominosteine“, sagt Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. Betroffen seien die mittleren und kleinen Zulieferer und die Maschinenbauer. „Bis zum Jahr 2030 gehen wir davon aus, dass im gesamten Zulieferfeld rund 100.000 Arbeitsplätze wegfallen“, sagt der Direktor der Center Automotive Research (CAR) in Bochum. „Dabei sind Insolvenzen bei mittleren und kleineren Zuliefern nicht ausgeschlossen.“

Continental und ZF Friedrichshafen bauen Jobs ab – auch Region Heilbronn betroffen

Bei einigen großen Unternehmen gibt es bereits Sparprogramme: Die ZF Friedrichshafen AG etwa hält weiter an den Plänen fest, bis Ende 2028 zwischen 11.000 und 14.000 Stellen an seinen deutschen Standorten abzubauen. Bei Continental fallen rund 7000 Stellen weg. 

Eine Einigung gab es zwischenzeitlich bei Thyssenkrupp Automotive Body Solutions: In der Region werden bei dem Autozulieferer deutlich weniger Stellen abgebaut als Anfang Mai angekündigt. Wie die IG Metall Heilbronn-Neckarsulm der Heilbronner Stimme mitteilte, werden statt der ursprünglich geplanten 230 Arbeitsplätze nur 132 abgebaut.

Stellenabbau in Auto-Branche: So viele Jobs fielen seit 2019 weg

Jobs, die in Deutschland nie wieder zurückkommen fürchtet Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer. „Deutschland ist zu teuer, nicht wettbewerbsfähig. Wir haben unseren Wohlstand verfrühstückt.“ Dabei ist die Autoindustrie eine der wichtigsten Branchen in Deutschland.

Im Jahr 2019 waren laut Dudenhöffer 834.000 Menschen bei Autobauern und Zulieferern in Deutschland beschäftigt. Sechs Jahre später, im August 2025, seien es noch 720.000 Beschäftigte in der Branche gewesen. In knapp sechs Jahren ein Verlust von 114.000 Beschäftigten – ein Rückgang von 14 Prozent. Dudenhöffer: „Das ist nicht das Ende der Abwärtsspirale.“

China, US-Zölle und Elektromobilität – Herausforderungen für Autobauer

Die deutsche Autoindustrie kämpft vor allem mit drei großen Problemen. In China, lange eine Gelddruckmaschine für Audi, BMW, Mercedes und Co., ist der Absatz massiv eingebrochen. Die Kunden greifen aktuell lieber zu Autos aus einheimischer Produktion. Dazu kommen die Belastungen durch die US-Zölle und der schleppende Hochlauf der Elektromobilität.

Einerseits müssen die Autobauer Milliardensumme in E-Autos, neue Batterien und die Umrüstung von Produktionsstätten investieren, andererseits ist der Absatz der Stromer in den Märkten weltweit sehr unterschiedlich. Insgesamt liegt er weit hinter den ursprünglichen Erwartungen zurück.

Daher fahren die meisten Hersteller erst einmal mehrgleisig in die Zukunft. „Wir sind mit dem Dreiklang aus Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor, Plug-in-Hybriden und vollelektrischen Fahrzeugen gut aufgestellt und können flexibel auf die Anforderungen der Märkte reagieren“, sagte zum Beispiel Audi-Chef Gernot Döllner im Interview mit der Heilbronner Stimme. „Diesen Dreiklang wird es noch mindestens zehn Jahre so geben.“

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Kommentare

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am 28.09.2025 09:41 Uhr

„Deutschland ist zu teuer“ und „Wir haben unseren Wohlstand verfrühstückt“. Diese beiden Aussagen von Dudenhöfer treffen genau ins Schwarze. Zölle und eine nicht gelungene Transformation zur E -Mobilität deren Gründe vor allem in der fehlenden Infrastruktur zu suchen sind. Wie bei dem Atomausstieg beschließt die Politik einen radikalen Wandel ohne die vorher zwingend erforderlichen Maßnahmen ergriffen zu haben. Lange noch werden wir E Autos mit Kohle, Gas und Atomstrom aus unseren europäischen Nachbarländern betreiben müssen.

Deutschlands Lohnkosten auch aufgrund der hohen Lohnnebenkosten sind im europäischen Vergleich schon nicht mehr konkurrenzfähig. Ganz zu schweigen mit dem aufsteigenden asiatischen Markt. Produktion findet in Zukunft nicht mehr bei uns statt.

Die höchste Migrationsrate Europas in ein völlig fehlgeleitetes soziales System bei uns In Deutschland könnte man auch als hybride Kriegsführung zur Destabilisierung eines Landes bezeichnen. Ein sich immer weiter aufblähender Staat und überregulierender deutscher und europäischer Bürokratismus wirft den Unternehmen seit Jahrzehnten Prügel zwischen die Beine. Radikaler Reformwille wäre jetzt angezeigt. Stattdessen Schuldengebirge die niemals unter diesen Voraussetzungen getilgt werden können und noch mehr toxische Steuern und Abgaben für diejenigen die ihren Unterhalt nicht aus der Staatskasse bekommen.

Einzig und allein die hohe Anzahl der Wählerschaft, derjenigen die ihren Lebensunterhalt aus der Staatskasse erhalten, verhindert noch den Aufstieg der sogenannten verfassungsfeindlichen Rechten.
In anderen Ländern ist man da schon angekommen. Es wäre mehr als angebracht, wenn auch der meinungsbildende Journalismus der Wahrheit endlich ins Auge sehen würde.

Jürgen Mosthaf

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