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Wirtschaft in der Region Heilbronn-Franken warnt klar vor AfD-Positionen

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Nach prominenten Austritten aus dem Verband der Unternehmer positionieren sich auch Unternehmen und Organisationen aus Baden-Württemberg und der Region zur Brandmauer-Debatte um die AfD klar.


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Die Debatte über den Umgang mit der AfD beschäftigt die deutsche Wirtschaft weiter. Nach der Drogeriekette Rossmann und dem Hausgerätehersteller Vorwerk haben auch der Hamburger Getränkehersteller Fritz-Kola und der Berliner Unternehmer Harald Christ den Verband der Familienunternehmer verlassen.

Grund sei die Öffnung des Verbands für Gespräche mit der AfD, teilte Fritz-Kola mit. „Eine offene, demokratische Gesellschaft bildet für uns die Grundlage wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Handelns. Vor diesem Hintergrund haben wir unsere Mitgliedschaft im Verband beendet“, teilt Fritz-Kola mit.

Döring über AfD-Debatte: Freiheitliche Grundordnung prägt den Standort Deutschland

In der Region Heilbronn-Franken und in Baden-Württemberg bekennen sich Wirtschaftsverbände und Unternehmen ebenfalls klar zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung – zur AfD wollen sich viele aber nicht explizit äußern. Elke Döring, Hauptgeschäftsführerin der IHK Heilbronn-Franken, grenzt sich gegenüber extremen politischen Positionen und nationalistischen Bestrebungen klar ab.

Um den Umgang mit der AfD ist in der Wirtschaft jüngst eine Debatte entstanden. Die Unternehmen und Verbände in der Region und aus Baden-Württemberg zeigen klare Kante.
Um den Umgang mit der AfD ist in der Wirtschaft jüngst eine Debatte entstanden. Die Unternehmen und Verbände in der Region und aus Baden-Württemberg zeigen klare Kante.  Foto: Jacob Schröter

„Für unsere Wirtschaft sind offene Märkte, die europäische Integration und Fachkräftezuwanderung von entscheidender Bedeutung. Weltoffenheit und unsere freiheitliche Grundordnung prägen den Standort Deutschland und unser internationales Ansehen. Sie sind Grundvoraussetzung für unseren wirtschaftlichen Erfolg. Politische Parteien, die diese Werte in Frage stellen, schaden der Wirtschaft, Freiheit und dem Wohlstand“, sagt Döring.

Unternehmer Baden-Württemberg laden AfD nicht zu Veranstaltungen ein

Deutlicher in Richtung AfD äußert sich Oliver Barta, Hauptgeschäftsführer der Unternehmer Baden-Württemberg (UBW). „Mit der AfD gibt es keinen Kontakt und Austausch, wir laden Vertreter der Partei auch nicht zu Veranstaltungen ein“, sagt er und verweist darauf, dass die AfD vom Verfassungsschutz in Baden-Württemberg als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft werde und vom Bundesamt für Verfassungsschutz sogar als in Teilen gesichert rechtsextremistisch und damit verfassungsfeindlich eingestuft werde. „Das ist für uns keine Basis für eine Zusammenarbeit“, sagt Barta, der auch Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall ist.

Barta verweist auch auf die politischen und wirtschaftlichen Positionen der AfD, die aus Sicht des Verbandes schädlich für die Wirtschaft und das Land sind. Er nennt unter anderem die Ablehnung der EU, die Energie-, Sozial- und Sicherheitspolitik der AfD. Auch in der Migrationspolitik trennten den UBW und die AfD Welten. Barta: „Hier ist die Haltung der AfD zutiefst abschreckend für ausländische Fachkräfte, die wir aber angesichts des demografischen Wandels dringend benötigen.“

Handwerkskammer Heilbronn-Franken sieht sich zu Neutralität verpflichtet, lädt auch AfD ein

Die Handwerkskammer Heilbronn-Franken hält an ihrem 2016 gefassten Beschluss fest, die AfD wie jede andere gewählte demokratische Partei zu behandeln. „Das heißt, dass auch Abgeordnete der AfD zu Veranstaltungen der Handwerkskammer geladen werden“, sagt Kammerpräsident Ralf Rothenburger. Die Handwerkskammer sei als Körperschaft des öffentlichen Rechts zur Neutralität verpflichtet. Gleichwohl stehe sie „unerschütterlich zum Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und der verfassungsmäßigen Ordnung“, so Rothenburger. Bestrebungen, die dieser Ordnung zuwiderlaufen, lehne die Kammer ab.

Der Deutsche Bauernverband teilt auf Anfrage mit, er halte an seiner bisherigen Linie fest und beschränke den Umgang mit der AfD „auf das protokollarisch gebotene Mindestmaß“. Erste Ansprechpartner des Verbandes seien die Regierungsfraktionen in Bund und Ländern. 

Unternehmen der Schwarz-Gruppe stehen für Vielfalt, Respekt und Toleranz

Die Neckarsulmer Schwarz-Gruppe teilt mit, dass der Erfolg des Wirtschaftsstandorts Deutschland „maßgeblich von der Offenheit unserer Gesellschaft und ihrer freiheitlich-demokratischen Grundordnung abhängt“. Ausgrenzung, Hass und Hetze dürften keinen Platz haben. „Die Unternehmen der Schwarz-Gruppe stehen für Vielfalt, Respekt, Toleranz und ein wertschätzendes Miteinander“, heißt es aus Neckarsulm. 

Das Unternehmen weist darauf hin, dass es Förderer der „Stiftung Familienunternehmen“ beziehungsweise der „Stiftung Familienunternehmen und Politik“ sei, die nicht mit dem „Verband Die Familienunternehmer“ verwechselt werden dürfe. Die Stiftung Familienunternehmen und Politik hat sich in einem Statement klar von extremen Parteien wie der AfD oder Die Linke abgegrenzt und biete diesen weiterhin keine Bühne.

Reinhold Würth hat in einem Brief an seine Mitarbeiter 2024 mit AfD abgerechnet 

Positionen, die den Wirtschaftsstandort Deutschland oder die europäische Zusammenarbeit schwächen, lehnt auch EBM-Papst ab. Als international tätiges Unternehmen setzt der Hersteller von Ventilatoren aus Mulfingen auf offene Märkte, stabile europäische Rahmenbedingungen und eine verlässliche Wirtschaftsordnung, teilt ein Sprecher des Unternehmens mit. „Konzepte, die Abschottung oder eine Schwächung Europas fördern, gefährden Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit.“

Auch die Haltung der Würth-Gruppe ist und bleibe eindeutig: „Wir sind überzeugt, dass Menschenwürde, das Prinzip der Demokratie und Rechtsstaatlichkeit unsere Gemeinschaft zusammenhalten. Wir glauben an die Kraft der internationalen Zusammenarbeit“, so eine Sprecherin. Diese Zusammenarbeit sei „die beste Basis für Entwicklung, Wachstum und damit dauerhaften Wohlstand“, heißt es. 

Im März 2024 hatte Unternehmenspatriarch Reinhold Würth für Aufsehen gesorgt. In einem mehrseitigen Brief an rund 25.000 Mitarbeiter rechnete er mit der AfD ab. Die klare Botschaft des Schraubenkönigs: Er hält die Partei für eine Gefahr für die Demokratie. Jeder solle sich Gedanken machen, ob er der AfD wirklich seine Stimme geben will.

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