Schwarz-Gruppe im Raum Heilbronn: Alles zu Geschichte, Zahlen und Innovationen
Die Schwarz-Gruppe ist im Raum Heilbronn verwurzelt – und mehr als Lidl und Kaufland. Sie mischt bei Digitalisierung, KI-Innovationen sowie Recycling mit. Alle Infos im Überblick.
Mit rund 14.200 Filialen und etwa 595.000 Mitarbeitern zählt die Schwarz-Gruppe mit Sitz in Neckarsulm zu einer der führenden Handelsgruppen weltweit. Das Portfolio der Schwarz-Gruppe ist jedoch nicht nur auf den Handel unter den Marken Lidl und Kaufland beschränkt – sie deckt die Wertschöpfung von der Produktion bis hin zu Recycling und Digitalisierung ab.
Lidl, Kaufland und Co.: Aufbau und Struktur der Schwarz-Gruppe
Die Schwarz-Gruppe setzt sich auf fünf Unternehmen zusammen, die aufeinander abgestimmt sind.
- Lidl: Der Lebensmittel-Einzelhändler betreibt etwa 12.200 Filialen in 31 Ländern weltweit.
- Kaufland: Lebensmittel-Einzelhändler betreibt etwa 1500 Filialen in acht Ländern.
- Schwarz-Produktion: Hersteller der Eigenmarken für Lidl und Kaufland
- Schwarz Digits: Services rund um Cloud, Cyber-Sicherheit und E-Commerce, auch die Onlineshops von Lidl und Kaufland fallen darunter
- PreZero: Entsorgungsunternehmen mit 460 Standorten in Europa, davon 120 in Deutschland und auch im Landkreis Heilbronn zur Müllentsorgung tätig
Die Unternehmen der Schwarz-Gruppe erwirtschafteten im Geschäftsjahr 2024 laut eigenen Angaben einen Gesamtumsatz von 175,4 Milliarden Euro. Die Schwarz-Gruppe bezeichnet das Zusammenspiel der Unternehmen als „einzigartiges Ökosystem“ entlang des Wertschöpfungskreises.
Geschichte der Schwarz-Gruppe: Start in Heilbronn – Aufstieg mit Dieter Schwarz
Die Anfänge der Schwarz-Gruppe reichen zurück bis in das Jahr 1930, als der Kaufmann Josef Schwarz (1903–1977) als persönlich haftender Gesellschafter in die damalige Lidl & Co. Südfrüchtenhandlung eingetreten ist. Es folgte die Umbenennung in Lidl & Schwarz KG – und der Ausbau zur Lebensmittelgroßhandlung für die Region Heilbronn-Franken. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erfolgte der Wiederaufbau des Unternehmens.
Dieter Schwarz, Josefs einziger Sohn, machte nach dem Abitur eine kaufmännische Ausbildung bei Lidl & Schwarz in Heilbronn. Im Jahr 1962 wurde Dieter Schwarz Prokurist, ein Jahr später folgte der Aufstieg zum persönlich haftenden Gesellschafter der Lidl & Schwarz KG in Heilbronn. Eine neue Unternehmenszentrale wurde 1972 in Neckarsulm eröffnet und dort der erste Supermarkt unter dem Namen „Kaufland“ im Jahr 1984. Den ersten „Handelshof“ gab es seit 1968 in Backnang.
Der erste Discountermarkt unter dem Namen Lidl eröffnete 1973 in Ludwigshafen. Nach dem Tod von Josef Schwarz im Jahr 1977 übernahm Dieter Schwarz die Lidl & Schwarz KG. Ein Jahr zuvor war Klaus Gehrig ins Unternehmen gekommen – und blieb über Jahrzehnte in Führungsposition.
Schwarz-Gruppe und die Region Heilbronn-Franken – von Campus bis KI
Seit je her ist die Schwarz-Gruppe eng mit der Region Heilbronn verbunden. Der Schwarz-Projekt-Campus in Bad Friedrichshall soll 2026 eröffnen, bei dem zusätzlich neue Verkehrsverbindungen und eine Brücke entstehen.
Der Innovationspark Künstliche Intelligenz (Ipai) erhält in den nächsten Jahren seinen Campus bei Heilbronn-Neckargartach. Zum symbolischen ersten Spatenstich am 21. Oktober reisten Bundeskanzler Friedrich Merz und weitere Vertreter aus der Politik an. Die Dieter-Schwarz-Stiftung, die das Projekt vorantreibt, schweigt zu Investitionssummen. Das Land Baden-Württemberg, ebenfalls beteiligt, gibt 50 Millionen Euro.
Darüber hinaus ist die Dieter-Schwarz-Stiftung an weiteren Projekten zur Bildungsförderung beteiligt. Dazu zählen unter anderem die Experimenta in Heilbronn, der Tum Campus Heilbronn und die Akademie für Innovative Bildung und Management Heilbronn-Franken. In der Innenstadt von Heilbronn ist, durch das finanzielle Engagement der Schwarz-Stiftung, ein Bildungscampus entstanden.
Kritik an Schwarz-Gruppe: Kaufland-Recherche und Aktivisten in Heilbronn
Die Großprojekte Bildungscampus und Ipai treiben die Heilbronner um. Fragen wie die nach negativen Folgen auf den Wohnungsmarkt stehen im Raum. Eine RTL-Reportage befasste sich 2025 zudem mit einem angeblichen Maulkorb für Hochschullehrer am DHBW-Standort Heilbronn auf dem Bildungscampus – die Hochschule wies die Vorwürfe entschieden zurück. Rund zehn Jahre zuvor stand die Frage im Raum, ob Heilbronn als DHBW-Standort innerhalb der Dualen Hochschule Baden-Württemberg bevorzugt behandelt würde – ein Verfahren gegen Professor Reinhold Geilsdörfer wurde eingestellt.
Im Sommer 2025 richteten linke Aktivisten in Heilbronn Protesttage gegen Lidl und Dieter Schwarz aus – unter anderem mit einer Banner-Aktion am Hauptbahnhof. Die Aktionen sollten die Situation im Lebensmittelhandel in den Blick nehmen.
Im April 2025 deckten das Magazin „Stern“ und das Team Wallraff Hygienemängel in einzelnen Kaufland-Filialen auf. Es ging um Mäusekot im Brotkorb, Keime auf Geflügelfleisch und defekte Kühlsysteme. Laut eigenen Angaben habe die Handelskette bereits vor der Berichterstattung Maßnahmen zur Behebung der Mängel eingeleitet.