Würth-Gruppe in Künzelsau: Alle Infos zu Zahlen, Geschichte und sozialen Projekten
Die Würth-Gruppe mit Sitz in Künzelsau gilt als das weltgrößte Unternehmen für Befestigungstechnik. Alles zur Geschichte, dem sozialen Engagement und den wichtigsten Daten im Überblick.
Die Würth-Gruppe mit Sitz in Künzelsau (Hohenlohekreis) ist im Großhandel, in der Herstellung von Befestigungs- und Montagetechnik und in weiteren angrenzenden Geschäftsfeldern tätig. Das Familienunternehmen, welches sich aus der Adolf Würth GmbH & Co. KG entwickelte, beschäftigt etwa 88.000 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz beläuft sich im Jahr 2024 auf 20,2 Milliarden Euro, weshalb die Würth-Gruppe als das weltgrößte Unternehmen für Befestigungstechnik gilt.
Geschichte der Würth-Gruppe: Von Künzelsauer Schrauben-Firma zur Weltspitze
Das Unternehmen Würth wurde im Jahr 1945 von Adolf Würth (1909–1954) in Künzelsau gegründet. Der Zweck der Firma war es, mit Schrauben zu handeln. Im Jahr 1954, nach dem Tod von Adolf Würth, übernahm dessen Sohn Reinhold Würth im Alter von 19 Jahren gemeinsam mit seiner Mutter Alma Würth die Schraubenhandlung.
Unter der Leitung von Reinhold Würth avancierte das Künzelsauer Unternehmen zu einem weltweit führenden Handelskonzern mit Fokus auf den Vertrieb von Befestigungs- und Montagematerial sowie auf Werkzeugen mit mehr als 125.000 verschiedenen Produkten. Die mehr als vier Millionen Kunden des Unternehmens Würth sind vor allem Betriebe aus der Bauwirtschaft, dem Handwerk, Industriekunden und Kraftfahrzeugbetriebe. Heute zählt die Würth-Gruppe zu den größten nicht-börsennotierten Unternehmen Deutschlands.
Rückzug von Reinhold Würth: Enkel Benjamin tritt Nachfolge an
Im Jahr 2025 zog sich Reinhold Würth vom Vorsitz des Stiftungsaufsichtsrates der Würth-Gruppe zurück. Diesen Posten hat seither dessen Enkel Benjamin Würth inne. Dieser hatte kurz vor seinem Nachfolge-Antritt gemeinsam mit Reinhold Würth im Interview mit der Heilbronner Stimme über seine Pläne und seine Ansichten gesprochen. „Das Unternehmen ist wie eine Familie“, machte er damals klar. „Jede Entscheidung, die man trifft, hat Auswirkungen, sie kann richtig sein, sie kann aber auch falsch sein. Dieser Verantwortung sind wir uns stets bewusst.“
Auch weitere Schlüsselpositionen bei Würth verbleiben in Familienhand. Benjamin Würths Bruder Sebastian Würth ist Vorsitzender des Beirates der Würth-Gruppe, der als Kontrollgremium fungiert. Maria Würth, deren Cousine und Reinhold Würths Enkelin, leitet die Kulturprojekte des Künzelsauer Unternehmens. Dazu zählen unter anderem die Museen.
Würth in Künzelsau: Unternehmen mit Standorten weltweit vertreten
Die Würth-Gruppe mit ihrem Stammsitz in Künzelsau ist seit Jahrzehnten fest im Hohenlohekreis verwurzelt. Daneben unterhält das Unternehmen mehr als 2100 Niederlassungen in Afrika, Amerika, Asien, Europa und Australien, wie die Würth-Gruppe mit Stand 2024 selbst mitteilt.
Die meisten davon befinden sich im Deutschland mit insgesamt 600 Niederlassungen. Dahinter folgt Italien mit 238. Danach folgen Frankreich (226) und Finnland (178).
Würth-Gruppe: Carmen-Würth-Forum, Museen und Förderung von Kunst und Kultur
Die Würth-Gruppe in Künzelsau ist nicht nur für seine breite Produktpalette bekannt, sondern auch als Förderer von Kunst und Kultur im Hohenlohekreis. So baute Würth etwa im Jahr 2017 das vom britischen Architekten David Chipperfield geplante Carmen-Würth-Forum am Firmensitz in Künzelsau. Dieses ist nach Carmen Würth, der Ehefrau von Reinhold Würth, benannt und dient als Kultur- und Kongresszentrum.
Würth fördert ebenfalls Musik im Hohenlohekreis. Das Würth-Open-Air, das mehr als 10.000 Besucher anlockt und Musiker wie Bryan Adams in den Hohenlohekreis bringt, findet auf dem Areal des Carmen-Würth-Forums statt. Im Jahr 2017 wurden die „Würth Philharmoniker“ ins Leben gerufen, ein Orchester der „Reinhold Würth Musikstiftung“ mit renommierten Musikern und Dirigenten als Gästen.
Darüber hinaus betreibt Würth mehrere Kunstmuseen in Künzelsau und in Schwäbisch Hall. Das „Museum Würth“ befindet sich etwa im Verwaltungsgebäude am Stammsitz in Künzelsau und das „Museum Würth 2“ im Carmen-Würth-Forum. Die Kunsthalle Würth ist in der Altstadt von Schwäbisch Hall beheimatet. Zudem gibt es in Künzelsau ein Museum für Schrauben und Gewinde.
Soziale Projekte der Würth-Gruppe: Spenden für Region und weltweit
Immer wieder zeigt sich Würth als Förderer sozialer Projekte – und das nicht nur in der Region, sondern auch weltweit. Spenden gab es etwa für Erdbebenopfer in Myanmar, für Tafelläden in der Region und für den Weiterbetrieb des Solebads in Niedernhall, wo Reinhold Würth Ehrenbürger ist.
Zuletzt unterstützte die Würth-Gruppe mit Sitz in Künzelsau das Kinderhilfswerk Unicef. Gespendet wurden 400.000 Euro für Kinder in Ecuador.
Darüber hinaus sind die Kunsthalle in Schwäbisch Hall wie auch die Museen Würth in Künzelsau-Gaisbach kostenfrei für die Besucher zugänglich. Die Landesgartenschau in Öhringen 2016 unterstützte die Sammlung Würth mit Leihgaben. Seit dem Jahr 1996 wird alle zwei Jahre der Würth-Literaturpreis vergeben.
Kontroversen um Würth: Steuerhinterziehung, Schreiben zur Betriebsratswahl
In der langen Vergangenheit der Würth-Gruppe ist das Künzelsauer Unternehmen mehrfach in die Kritik geraten. So ermittelte etwa ab Herbst 2006 die Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen Reinhold Würth und fünf Konzernmanager – im Raum stand der Verdacht auf Steuerhinterziehung. Im Mai 2008 verhängte das Amtsgericht Heilbronn einen Strafbefehl in Höhe von 3,5 Millionen Euro gegen Reinhold Würth, gegen zwei weitere Verantwortliche Geldstrafen von 700 und 600 Tagessätzen.
Wie die Heilbronner Stimme berichtet hatte, habe die Staatsanwaltschaft festgestellt, dass alle Beschuldigten „keine eigenen Vorteile“ erlangt hätten. Würths Strafe wurde im Jahr 2012 aus den Strafregistern gelöscht, er gilt seitdem nicht mehr als vorbestraft.
Die Beschäftigten der Adolf Würth GmbH wählten im Jahr 2019 erstmals einen Betriebsrat – zuvor hatte es 36 Jahre lang einen sogenannten Vertrauensrat gegeben. Vor der Betriebsratswahl im Jahr 2022 hatte Reinhold Würth seine Beschäftigten in einem Schreiben vor der Wahl der IG-Metall-Liste gewarnt. Würth soll die Gewerkschaft als „Unternehmen, das sich über Mitgliedsbeiträge finanziert“ bezeichnet und daran erinnert haben, dass Würths Beschäftige bei Arbeitsbedingungen und Bezahlung bessergestellt seien, als die Tarifverträge der IG Metall vorgesehen hätten.
Vor wenigen Monaten sind drei ehemalige Mitarbeiter der Würth-Gruppe – zwei Betriebsräte und ein IG-Metall-Vertrauensmann – wegen ihrer fristlosen Kündigung nach einer Unterschriften-Aktion vor das Arbeitsgericht in Heilbronn gezogen. Auch der dritte fristlos gekündigte Betriebsrat hatte schließlich seine Kündigungsschutzklage am Heilbronner Arbeitsgericht gewonnen.
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