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Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer Barta: „Energisches Handeln ist gefragt“

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Im Stimme-Live Talk „Ohne Ausrede“ mit Chefredakteur Uwe Ralf Heer erklärt Verbandsvertreter Oliver Barta, warum Deutschland in der Dauerkrise steckt und was jetzt schnellstmöglich passieren muss.

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Die deutsche Wirtschaft ist in einer dramatischen Lage, die Politik muss schleunigst gegensteuern, um einen Komplettabsturz zu vermeiden. Oliver Barta spricht im Stimme-Live-Talk „Ohne Ausrede“ mit Chefredakteur Uwe Ralf Heer Klartext. Im Interview in der Skybar 10/42 des Heilbronner Parkhotels macht der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall und der Unternehmer Baden-Württemberg (UBW) am Dienstag unmissverständlich klar, wie ernst die Lage aus Sicht der Wirtschaft ist – und was nun rasch passieren muss.

Südwestmetall-Chef Barta in Heilbronn: Deutschland hat seit 2018 ein Fünftel seiner Produktion verloren

„Wir sind seit 2018 im Sinkflug“, sagt der 58-Jährige mit Blick auf die deutsche Konjunktur. Seit 2018 habe die deutsche Wirtschaft ein Fünftel ihrer Produktion verloren. An einer Weltwirtschaftskrise liege dies nicht, betont Barta. „Die US-Wirtschaft ist im selben Zeitraum um zwölf Prozent gewachsen.“ Selbst in der Europäischen Union gab es ein Wachstum von rund vier Prozent.

Oliver Barta, Hauptgeschäftsführer von Südwestmetall und der Unternehmer Baden-Württemberg (rechts), im Gespräch mit Stimme-Chefredakteur Uwe Ralf Heer.
Oliver Barta, Hauptgeschäftsführer von Südwestmetall und der Unternehmer Baden-Württemberg (rechts), im Gespräch mit Stimme-Chefredakteur Uwe Ralf Heer.  Foto: Kunz, Christiana

Für Barta liegt die deutsche Misere vor allem daran, „dass wir die Strukturprobleme nicht in den Griff bekommen“. Die Reform der Sozialsysteme, Steuer- und Kostenentlastungen, Entbürokratisierung – die Themen seien alle bekannt, allein: „Es passiert nichts“, ärgert sich der Verbandsvertreter. Ihm fehle der Glaube daran, dass sich das im von Bundeskanzler Friedrich Merz ausgerufenen „Herbst der Reformen“ ändert. „Wir werden geradewegs in die Winterstarre reinlaufen“, fürchtet Barta.

Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer Barta: Rentensystem muss dringend reformiert werden

Besonders die Reform des Rentensystems sei dringend notwendig, sagt Barta. Er kritisiert die Mütterrente und die Aktivrente, die die neue Bundesregierung einführt und die zu weiteren Belastungen der Staatsfinanzen führten. „Da werden Schwerpunkte falsch gesetzt.“ Da die Menschen länger leben und damit länger in Rente seien, steht für Barta fest: „Wir müssen an die Altersgrenze ran, 65 ist nicht zu halten.“

Zudem sollten alle versicherungsfremden Leistungen aus der Rente genommen werden und die Rentenversicherung an einer zentralen Stelle gebündelt und digitalisiert werden. Dadurch ließe sich viel Geld sparen, sagt der Südwestmetall-Hauptgeschäftsführer. Auch müsse der Staat mehr auf den Kapitalmarkt setzen, um die Rente zu stabilisieren. Barta verweist hier auf Länder wie Norwegen, die das seit vielen Jahren erfolgreich tun. „Wir müssen das Rad nicht neu erfinden“, sagt er.

Löst Künstliche Intelligenz (KI) die Autobranche als Leitbranche in Baden-Württemberg ab? Wenn es nach der Beschäftigung gehe, sicherlich nicht, sagt Barta. Wobei er auch klar sagt, dass die Beschäftigungszahlen in der Autoindustrie deutlich nach unten gehen werden. Schließlich benötige man für die Herstellung eines Elektroautos erheblich weniger Mitarbeiter als für einen Verbrenner. Bei der KI, die immer wichtiger für alle Wirtschaftsbereiche werde, stelle sich die Frage nach der Wertschöpfung. Barta macht zugleich deutlich, dass Südwestmetall an der dynamischen Entwicklung der neuen Technologie im Land teilhaben möchte. „Wir sind mit dem Ipai in Heilbronn im Austausch über eine Zusammenarbeit“, sagt der Hauptgeschäftsführer. Allerdings sei es als Verband nicht ganz einfach, sich in dieses Netzwerk einzubringen, räumt er ein. „Wir müssen uns noch ein bisschen finden.“

Dringend notwendig sei die Erfüllung der Wahlkampfversprechen der Union, um die Wirtschaft wieder zum Laufen zu bringen. Barta nennt hier Kostenentlastungen, etwa bei den Unternehmenssteuern, den Arbeits- und Energiekosten, den Abbau von Bürokratie und die Förderung von Innovationen. Das alles habe Schwarz-Rot auch im Koalitionsvertrag vereinbart. „Aber wir kommen nicht voran“, ärgert sich der Wirtschaftsvertreter. Dabei sei „Eile geboten und energisches Handeln gefragt“, um den weiteren Absturz der deutschen Wirtschaft zu verhindern.

Barta: Baden-Württemberg ist als Herz der Industrie Deutschlands besonders von der Krise betroffen

Baden-Württemberg sei als „Herz der Industrie“ in Deutschland und Europa besonders stark von der Talfahrt betroffen, nicht zuletzt aufgrund der Exportabhängigkeit. Gibt es einen Trend zur Verlagerung ins Ausland, fragt Heer. Ja, sagt Barta. Das sei sicherlich nicht im Sinne des Standorts Baden-Württemberg. „Aber den Unternehmern bleibt oft nichts mehr anderes übrig als die Verlagerung, weil die Wettbewerbsfähigkeit nicht mehr da ist“, sagt der Nordhesse.

Barta hat klare Erwartungen an eine neue Landesregierung

Mehr Reformeifer wünscht sich Barta auch von einer neuen Landesregierung nach der Wahl im März 2026. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten solle sie die Verwaltungen schlagkräftiger machen und die Kommunen entlasten. Und sie soll eine hörbare Stimme in Berlin haben, um dort Reformen voranzutreiben.

Heer fragt, wie er die hohen Umfragewerte der AfD bewertet. „Mehr als besorgniserregend“, antwortet Barta und verweist darauf, dass die AfD kaum Wahlkampf mache und dennoch bundesweit in den Umfrage zulege. Eine Ursache hat er dafür auch parat: „Das liegt an den Lösungen, die wir geboten bekommen“, sagt er in Richtung Union und SPD. „Die müssen kommen, nicht nur in Sonntagsreden.“

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