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"Mein Herz ist zwiegespalten": Nina Engel verlässt Sport-Union Neckarsulm

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Das Neckarsulmer Wechselkarussell nimmt Fahrt auf: Die aktuelle Top-Torschützin der Sport-Union wird ihren im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern und sucht bei einem Ligakonkurrenten eine neue Herausforderung. Der Verein verliert damit mehr als eine talentierte Handballerin.

Nina Engel, hier im vergangenen September beim Saisonauftakt gegen die TuS Metzingen, wird der Sport-Union nicht nur aufgrund ihrer Abschlussqualitäten fehlen.
Nina Engel, hier im vergangenen September beim Saisonauftakt gegen die TuS Metzingen, wird der Sport-Union nicht nur aufgrund ihrer Abschlussqualitäten fehlen.  Foto: Mario Berger

Das Bedauern ist zwar noch immer groß bei den Verantwortlichen um Trainer und Kaderplaner Thomas Zeitz, doch wirklich überrascht dürften sie bei der Sport-Union Neckarsulm nicht gewesen sein, als Nina Engel dem Verein vor einigen Wochen mitteilte, dass ihre Zeit in Neckarsulm im Sommer dieses Jahres zu Ende gehen wird. Denn die 20-jährige Linkshänderin wird ihren am 30. Juni auslaufenden Vertrag nach zwei Jahren nicht verlängern und sich zur nächsten Saison für mindestens zwei Jahre der HSG Bensheim/Auerbach anschließen. Das bestätigten beide Vereine am Dienstagnachmittag.

"Mein Herz ist zwiegespalten und mir ist diese Entscheidung, Neckarsulm zu verlassen, alles andere als leicht gefallen. Ich spiele hier sehr gerne und für mich sprechen auch viele Faktoren für Neckarsulm. Vor allem unserem Trainer-Team aus Thomas Zeitz, Oli Rieth und Mike Vogelgesang habe ich unwahrscheinlich viel zu verdanken und werde die gemeinsame Arbeit vermissen", sagt Engel über ihren Wechsel.

In Bensheim soll der Sprung ins Nationalteam gelingen

Die Sport-Union verliert damit nicht nur ihre treffsicherste Spielerin der beiden vergangenen Jahre, sondern auch eine wichtige Persönlichkeit im internen Mannschaftsgefüge, die zuletzt "immer stärker das Gesicht der Mannschaft geprägt" hat, wie der Verein in einer Mitteilung selbst betont. 112 Tore in 24 Spielen hatten Engel in der Vorsaison zur zweitbesten Torschützin der Neckarsulmer gemacht, aktuell steht sie mit 50 Treffern aus elf Spielen an der Spitze der mannschaftsinternen Rangliste. Hinzu kommen insgesamt 69 Assists.

Dass sich Engel künftig frei von Abstiegssorgen endgültig in den Kreis der Nationalmannschaft spielen will, hatte sich angesichts des aktuellen Saisonverlaufs der Sport-Union bereits abgezeichnet. Im Notizbuch von Markus Gaugisch steht die Rückraum-Akteurin längst, wie der Bundestrainer zu Saisonbeginn selbst verriet. In Bensheim hat Engel zudem realistische Chancen, in der nächsten Saison erste Europapokal-Erfahrung sammeln zu können. "Ich suche für die kommende Saison eine neue sportliche Herausforderung, um auch auf einem höheren Niveau spielen zu können und denke, dass der Wechsel nach Bensheim der richtige Weg für mich ist", erklärt Engel ihre Entscheidung.


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Neckarsulms Nummer 25 ist nach Laila Ihlefeldt nun die zweite Spielerin, mit der die Verantwortlichen für die nächste Spielzeit definitiv nicht mehr planen können. Die wohl bis zum Saisonende offene sportliche Zukunft und die damit verbundene unsichere Ligazugehörigkeit hatten Thomas Zeitz und Abteilungsleiter und Vorstandsmitglied Bernd Dollmann bereits zum Jahreswechsel als größtes Problem bei der Kaderplanung benannt.

"Durch unsere sportliche Situation müssen wir leider akzeptieren, dass wir mit Nina eine sportliche und menschlich hervorragende Spielerin verlieren werden. Mit Bensheim hat sie ein aufstrebendes Ziel als neuen Verein gefunden, bei dem sie dennoch wahrscheinlich viel Spielpraxis bekommen wird und dafür wünschen wir ihr von Herzen alles Gute", sagt Trainer Thomas Zeitz über seinen Schützling.

"Ihr Abschied bedeutet für mich ein weinendes und ein lachendes Auge, wobei das weinende Auge deutlich größer ist. Wir hätten Nina sehr gerne in Neckarsulm behalten und den auslaufenden Vertrag mit ihr verlängert. Ich kenne sie bereits seit sie 16 Jahre alt ist und ich arbeite sehr gerne mit ihr zusammen. Sie hat sich nach ihrem Wechsel in den zwei vergangenen Jahren in Neckarsulm top entwickelt und ist mit Sicherheit eines der vielversprechendsten Talente in Deutschland."


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Furioser Saisonstart, umjubelter Klassenerhalt

Nina Engel war im Sommer 2022 als U20-Nationalspielerin von Zweitligist SV Werder Bremen ins Unterland gewechselt und hatte sich zielstrebig und ohne lange Anlaufzeit ins Team gespielt. Für Ex-Trainerin Tanja Logvin war die damals 18-Jährige, die in Bremen noch zur Schule gegangen war, bereits nach der Vorbereitung die größte Überraschung. In diese war Engel ohne lange Pause eingestiegen, nachdem sie von der U20-Weltmeisterschaft in Slowenien mit 44 Treffern als erfolgreichste deutsche Spielerin zurückgekehrt war.

In einer von zahlreichen Rückschlägen geprägten Spielzeit 2022/2023 war Engel dann einer der wenigen Lichtblicke, auch wenn nach einem für sie persönlich furiosen Saisonstart die Leistungsschwankungen zunahmen. Am Saisonende stand dennoch der Klassenerhalt - auch, weil der Neuzugang in der entscheidenden Partie am letzten Spieltag gegen den SV Union Halle-Neustadt fünf Treffer zum 30:24-Erfolg beisteuerte. Seit dem von vielen Abgängen geprägten Sommer 2023 ist Nina Engel Teil des Neckarsulmer Mannschaftsrates - auch der wird sich somit einmal mehr neu konstituieren müssen.

"Bis dahin werde ich jede Minute in Neckarsulm genießen und freue mich auf die restliche Saison. Ich möchte mich unbedingt mit dem Klassenerhalt aus Neckarsulm verabschieden und nächste Saison wieder in der Ballei spielen. Für dieses Ziel werde ich in den verbleibenden Spielen mit unserem Team alles geben", sagt Engel mit Blick auf die bevorstehenden Monate.

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