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Sport-Union-Verantwortliche planen Zukunft zweigleisig

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Thomas Zeitz muss in Neckarsulm als Trainer und Sportlicher Leiter in Personalunion trotz vieler offener Fragen die sportliche Zukunft gestalten. Längst laufen die Planungen spielklassenübergreifend - und sind dementsprechend alles andere als einfach.

Ob Spielerinnen wie Kim Hinkelmann und Annefleur Bruggeman (von links) in Neckarsulm bleiben, hängt maßgeblich von der Ligazugehörigkeit ab.
Ob Spielerinnen wie Kim Hinkelmann und Annefleur Bruggeman (von links) in Neckarsulm bleiben, hängt maßgeblich von der Ligazugehörigkeit ab.  Foto: Seidel, Ralf

Manchmal macht sie es Thomas Zeitz einfach, seine Doppelfunktion als Trainer und Sportlicher Leiter der Sport-Union Neckarsulm. Dieser Tage aber beansprucht sie vor allem eines: viel Zeit. Denn längst sind beim Handball-Bundesligisten die Planungen für die Spielzeit 2024/2025 angelaufen und Gespräche - ob persönlich, telefonisch oder per Videoschalte - mit aktuellen und potenziell neuen Spielerinnen an der Tagesordnung.

Dabei steht der 50-Jährige in diesem Winter vor einer noch größeren Herausforderung als im Frühjahr. Denn in dieser Spielzeit ist die sportliche Situation angesichts von drei direkten Absteigern noch angespannter als in der Vorsaison.

Zeitz plant daher zweigleisig - für Liga eins und Liga zwei. "Wir stehen Ende Dezember ohne Punkte da: Ich würde meinen Job nicht gut machen, wenn ich angesichts dieser Situation nicht auch an das ‚Was wäre, wenn..." denken würde", sagt der Multifunktionär, dessen größtes Hindernis die wohl bis zuletzt andauernde Ungewissheit über die Ligazugehörigkeit ist. "Die meisten unserer Spielerinnen haben nur Erstliga-Verträge und es ist klar, dass es bei einem Abstieg zu einem Umbruch kommt", sagt Zeitz.


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Vielversprechende Talente mit Nationalmannschaftsambitionen wie etwa Nina Engel (Vertrag bis 2024) oder international erfahrene Akteurinnen wie Lena Ivancok (2025) dürften kaum den Gang in die zweite Liga mit antreten. Zwar berichtet Zeitz von positiven Rückmeldungen aus dem Mannschaftskreis, doch das Damoklesschwert der Zweitklassigkeit beeinflusst die Zusagebereitschaft bisheriger und neuer Akteurinnen.

"Spielerinnen, mit denen wir gesprochen haben, sagen, ‚Wir würden gerne kommen, aber wollen natürlich gerne in der ersten Liga spielen". Das heißt, wir tun uns momentan schwer, Neuabschlüsse oder Verlängerungen zu vermelden, weil es sie einfach noch nicht gibt", sagt Vorstandsmitglied und Handball-Abteilungsleiter Bernd Dollmann. Acht Verträge laufen im Sommer ohnehin regulär aus, dazu das Arbeitspapier von Svenja Mann, die in dieser Saison mit einem Zweitspielrecht für Zweitligist Kurpfalz Bären Ketsch aufläuft. Bei den anderen Team-Mitgliedern müsste nachverhandelt werden.

Geldquellen sprudeln nicht mehr so wie noch vor einigen Jahren

Dementsprechend würde sich der Kader im Falle eines Abstiegs erneut deutlich verändern. "Daher geht es darum, einzukalkulieren, wo Lücken entstehen könnten, und diese dann ligaunabhängig bestmöglich zu füllen", umreißt Zeitz seinen aktuellen Arbeitsalltag jenseits der Trainings- und Analyseeinheiten.

Der eine plant bereits, der andere wartet noch: Thomas Zeitz (rechts) und Oliver Rieth stehen vor einem richtungsweisenden ersten Halbjahr 2024.
Der eine plant bereits, der andere wartet noch: Thomas Zeitz (rechts) und Oliver Rieth stehen vor einem richtungsweisenden ersten Halbjahr 2024.  Foto: Berger, Mario

Selbstredend möchte er den Qualitätsunterschied zwischen dem aktuellen Erst- und einem potenziellen Zweitliga-Kader so gering wie möglich halten und hat wohl auch die Mittel dazu. "Der Verein hat bereits das Signal gegeben, dass bei einem Abstieg alles weitgehend so bleiben würde, wie es ist, und wir sofort wieder aufsteigen wollen würden", sagt Zeitz.

Die finanziellen Rahmenbedingungen würden sich bei einem Abstieg nur marginal verändern. "Klar ist aber auch: Die Mittel, die noch vor drei oder vier Jahren da waren, sind nicht mehr da. Und wir wollen hier für die Zukunft bekanntlich auch etwas anderes, Nachhaltigeres aufbauen", unterstreicht Zeitz.


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Sponsorentreue wird im Abstiegsfall wichtiger Faktor

Einen Blankoscheck kann der Verein trotzdem nicht ausstellen. "Wir gehen davon aus, dass unsere Sponsoren uns weiterhin begleiten. Sollten aber von den großen welche dabei sein, die uns nur in der ersten Liga unterstützen, dann hätten wir ein Riesenthema, das ist keine Frage", sagt Bernd Dollmann. Im Abstiegsfall würden einige Sponsorenverträge und -konditionen neu verhandelt werden müssen. "Es kommt dann auch darauf an, ob uns der Lokalpatriotismus der Sponsoren den Rücken stärkt."

Die Planungsarbeit im Hintergrund wird von der wirtschaftlichen Komponente allerdings nicht so sehr verkompliziert, wie die unklare Klassenzugehörigkeit. Denn den in der nächsten Saison für die Erteilung der Erstliga-Lizenz erforderlichen Etat von einer halben Million Euro würde es wohl mindestens auch in Liga zwei brauchen, um das mögliche Ziel Wiederaufstieg ernsthaft angehen zu können, sagt Bernd Dollmann. Zum Vergleich: Überraschungsaufsteiger HSV Solingen-Gräfrath spielt aktuell mit einem Etat von 400.000 Euro und hatte in seiner Aufstiegssaison etwas weniger als 300.000 Euro zur Verfügung.


Zukunft von Oliver Rieth ist noch ungeklärt

Anders als Trainer Thomas Zeitz, der einen Vertrag mit Option bis 2026 unterschrieben hat, gab Torwart-Trainer Oliver Rieth im Vorjahr seine Zusage erst einmal nur für eine Spielzeit bis Sommer dieses Jahres. Mit ihm habe bisher noch niemand vom Verein gesprochen, sagte der 57-Jährige am Samstagabend am Rande des Neckarsulmer Spiels gegen den VfL Oldenburg auf seine Zukunft angesprochen.

"Ich glaube aber, dass der Verein noch auf mich zukommen wird und ich werde mir alles anhören." Ihm würde die Arbeit bei einem Erstligisten selbstredend mehr Spaß machen als in der zweiten Liga, sagt Rieth, der gerade angesichts der zuletzt gezeigten Leistungen des Teams aber weiterhin an die sportliche Trendwende glaubt.

 
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