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Übergangsjahr verzeiht in der HBF kaum noch Fehler

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Handball-Bundesliga der Frauen möchte in drei Schritten mehr Professionalität für ihre Elite-Klasse erreichen. 2023/2024 verspricht daher vor allem Spannung im Abstiegskampf.

Künftig soll Handball − wie hier beim Final Four des DHB-Pokals in Stuttgart − in der Bundesliga der Frauen nur noch auf einheitlichen Bodenbelägen stattfinden. Auch andere Anforderungen werden steigen. Die HBF sieht darin einen wichtigen Schritt zur Professionalisierung.
Künftig soll Handball − wie hier beim Final Four des DHB-Pokals in Stuttgart − in der Bundesliga der Frauen nur noch auf einheitlichen Bodenbelägen stattfinden. Auch andere Anforderungen werden steigen. Die HBF sieht darin einen wichtigen Schritt zur Professionalisierung.  Foto: Marco Wolf

Sich im deutschen Frauen-Handball als Prophet zu betätigen, ist keine allzu schwere Aufgabe. Jedenfalls nicht, wenn es darum geht, die Favoriten für die nächste Bundesliga-Spielzeit zu benennen. Wobei der Plural dabei wohl die falsche grammatische Kategorie ist. Denn es gibt im Grunde nur einen Favoriten: die SG BBM Bietigheim. Zu breit ist der Kader, zu weit enteilt scheint der Double-Sieger, als dass sich das Ende der Doppel-Rolle von Bundestrainer Markus Gaugisch sportlich allzu negativ auswirken könnte.

Vorgriff auf Heim-Weltmeisterschaft 2025

Hinter Bietigheim hat sich jedoch eine Handvoll Teams positioniert - Borussia Dortmund, vor allem der Thüringer HC, Oldenburg, Blomberg-Lippe und wohl auch Bensheim/Auerbach -, die um die Europapokalplätze mitspielen dürften. Für alle anderen Mannschaften, einschließlich der Sport-Union Neckarsulm, wird es in der Übergangssaison 2023/2024 einzig darum gehen, das sportliche Überleben so schnell wie nur möglich zu sichern.

Diese besondere Konstellation ergibt sich aus der ab der Saison 2024/2025 greifenden Spielsystem-Reform, die bereits in diesem Jahr ihre Schatten voraus wirft. Der Deutsche Handballbund (DHB) hat sich im Austausch mit der Handball Bundesliga Frauen (HBF) sowie den Erst- und Zweitligisten im Oktober 2021 in einem bis mindestens 2027 gültigen Grundlagenvertrag auf eine Professionalisierung und Umstrukturierung geeinigt, von denen sich alle Beteiligten eine höhere sportliche Attraktivität und finanzielles Wachstum versprechen und die ab dieser Spielzeit in drei Schritten zur Umsetzung gebracht werden soll.

Hintergrund der Pläne ist die 2025 in Deutschland und den Niederlanden ausgetragene Weltmeisterschaft, in deren Vorfeld man sich beim DHB und der HBF zu einer verbesserten Talentförderung und professionelleren Bedingungen für Nationalspielerinnen gezwungen sieht.


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Was ist ab 2024/2025 - der übernächsten Bundesliga-Saison - geplant?

Die HBF und die Vereine haben sich auf ein Spielformat mit nur noch zwölf (statt wie bisher 14) Mannschaften und der Wiedereinführung von Playoffs und Playdowns verständigt. Die ersten acht Mannschaften einer Hauptrunde spielen dann in einem "Best of Three"-Modus den Meister aus. Dabei spielt der Erste der Hauptrunde zunächst gegen den Achten, der Zweite gegen den Siebten und so weiter.

In den Playdowns wird der Neunte gegen den Zwölften und der Zehnte gegen den Elften im gleichen Modus antreten. Die Verlierer dieser beiden Vergleiche ermitteln danach in einer weiteren "Best of Three"-Serie den einzigen Absteiger. Weder in den Playoffs noch in den Playdowns wird es Unentschieden geben; es wird immer ein Sieger ermittelt - nötigenfalls im Siebenmeterwerfen.

Die 2. Bundesliga soll wie bisher 16 Mannschaften umfassen, doch dürfen künftig auch zweite Mannschaften von Bundesligisten in der zweithöchsten Spielklasse mitmischen. Damit ein Verein für 2024/2025 überhaupt noch eine Erstliga-Lizenz erhält, muss er im vorausgehenden Lizenzierungsprozess im Frühjahr 2024 ein Mindestbudget von 500 000 Euro nachweisen können. Apropos Geld: "Wir versuchen seit zwei, drei Jahren einen Namenssponsor für die erste Liga zu finden. Aber das ist im Frauen-Spielsport kein Selbstläufer. Im Moment ist nichts in Sicht", verriet der HBF-Vorstandsvorsitzende und ehemalige Weltklasse-Torwart Andreas Thiel vor einiger Zeit der "HandballWoche".


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Was bedeuten diese Pläne nun für die bevorstehende Spielzeit 2023/2024?

Zunächst geht es darum, die Liga auf zwölf Teams zu reduzieren. Weil der Meister der 2. Bundesliga auch in dieser anstehenden Übergangssaison ohne Umwege aufsteigen soll, müssen drei Erstligisten das Oberhaus auf direktem Wege verlassen. Relegationsspiele wird es nicht geben. Der zwölfte Platz, auf den die Sport-Union Neckarsulm in der abgelaufenen Saison erst am vorletzten Spieltag geklettert war, würde in dieser Saison also nicht mehr zum Klassenerhalt reichen.

Neben diesen sportlichen Aspekten strebt die HBF darüber hinaus eine Professionalisierung des Spielbetriebs an. Dazu müssen die Hallen und Arenen gewisse Mindeststandards erfüllen wie ein einfarbiger, allein für den Handball-Sport linierter Hallenboden, der nötigenfalls vor jedem Heimspiel neu verlegt werden muss. Der Boden der Ballei erfüllt bereits all diese Voraussetzungen.

Welche Maßnahmen sollen im dritten Schritt zur Saison 2025/2026 zum Tragen kommen?

In zwei Jahren rücken vor allem die Spielstätten in den Fokus. Zusätzlich zum einheitlichen Hallenboden muss ab 2025/2026 jeder Erstligist seine Heimspiele in einer Halle mit zwei Längstribünen austragen können, die zusammen für mindestens 1500 Zuschauer Platz bieten. Das dürfte auch Folgen für die Ballei haben, die alle vier Tribünen und Stehplätze eingeschlossen eine Höchstkapazität von 1300 Zuschauern hat.


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Was gedenkt die Sport-Union zu tun?

Erst einmal möchte man abwarten. Sascha Göttler, der bei der Sport-Union für die Spieltagsorganisation der Bundesliga-Handballerinnen verantwortlich ist, vermutet, dass bei den Vorgaben das letzte Wort ohnehin noch nicht gesprochen ist und es Übergangsfristen geben wird. Zu viele Vereine könnten die geplanten Anforderungen in ihren aktuellen Spielstätten nicht erfüllen. Die Sport-Union habe zumindest die Genehmigung, bis zu 1500 Zuschauer in die Ballei zu lassen - wenn auch nicht ausschließlich auf den beiden Längstribünen. Viele Vereine haben hingegen nicht einmal zwei Längstribünen in ihren Hallen und müssten Ausweichspielstätten finden.

Ein größeres Problem sieht Göttler, wenn ab 2026/2027 eine LED-Werbebande zur Pflicht werden sollte: Die Finanzierung, vor allem aber der Auf- und Abbau beziehungsweise die Lagerung seien ein erheblicher Mehraufwand.

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