Mehr Kameras, mehr Auswahl, mehr Geld und ein Mehrwert für die Sport-Union Neckarsulm
Sportdeutschland und der neue Anbieter Dyn teilen sich fortan die Übertragungsrechte der Frauen-Bundesliga. Verschiedene Bezahlmodelle stehen bei beiden Anbietern zur Auswahl. Im Hintergrund gibt es in Neckarsulm Umstrukturierungen.

Für die Zuschauer der Handball Bundesliga Frauen (HBF) ändert sich in der bevorstehenden Spielzeit einiges. Zwar hat die HBF den ausgelaufenen Vertrag mit der DOSB New Media (und deren Streaming-Plattform sportdeutschland.tv), dem Medien-Angebot des Deutschen Olympischen Sportbundes, bis 2028/2029 verlängert, doch das Angebot ist nun kostenpflichtig. Mit Dyn drängt zugleich ein neuer Streaming-Anbieter in den Markt. Auch bei der Sport-Union Neckarsulm gibt es einige Anpassungen.
Was ist neu bei Sportdeutschland?
Der Anbieter führt ein Bezahlmodell ein und überträgt nur noch eine Partie pro Spieltag kostenfrei. Im Gegenzug sollen in der ersten Liga bei jedem Spiel mindestens vier Kameras zum Einsatz kommen.
Welche Handball-Spiele werden auf Sportdeutschland übertragen?
Zum Portfolio gehören im Frauen-Bereich neben der Bundesliga auch die zweite Liga, der DHB-Pokal und der Supercup sowie die WM-Turniere 2023 und 2025 und die Europameisterschaft 2024. Auch die zweite und dritte Liga der Männer wird bei Sportdeutschland übertragen.
Neu auf dem Markt ist Dyn. Wer steht hinter dem Projekt?
Hinter dem Anbieter, der mit dem Slogan "Alles außer Fußball" wirbt, steht der ehemalige Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL), Christian Seifert, als Gründer und Gesellschafter sowie die Axel-Springer-Verlagsgruppe als Mehrheitseigner. Zur Führungsriege gehören außerdem Andreas Heyden (früher CEO bei DFL Digital Sports) als Geschäftsführer sowie Marcel Wontorra, Sohn von Fernsehmoderator Jörg Wontorra und zuletzt Assistent der Geschäftsführung bei der Axel Springer SE, als Manager des operativen Geschäfts. Sendebeginn ist am 23. August mit dem Supercup der Männer.
Was überträgt der neue Sender?
Die Dyn Media GmbH - vormals S-Nation Media - hat diverse Sublizenzen von DOSB New Media erworben und wird die HBF, ausgewählte Partien des DHB-Pokals und den HBF-Supercup übertragen. Neben einigen anderen Sportarten hält Dyn auch Rechte am Männer-Handball: Bundesliga (HBL), 2. Bundesliga (2. HBL), DHB-Pokal und Supercup. Das Kölner Unternehmen zeigt nach einer Sublizenzierung von DAZN zudem die Spiele in der EHF Champions League und der EHF European League (Frauen und Männer) mit deutscher Beteiligung. Geplant sind zudem Magazin- und Interview-Formate.
Auf welchen Wegen ist Dyn empfangbar?
Dyn gibt es nicht im linearen Fernsehen, sondern nur über verschiedene Internet-Angebote. Nachdem es zunächst keine Apps für Smart-TVs geben sollte, kündigt das Unternehmen inzwischen an, ebensolche bis zum Sendestart für neuere Sony- und Samsung-Geräte anzubieten. Es wird zudem Apps für Android- und iOS-Mobilgeräte geben sowie die Möglichkeit, das Angebot über einen Sky-Q-Receiver, einen Magenta-TV-Stick oder Googles Chromecast abzurufen. Über PC oder Mac führt www.dyn.sport zum Angebot. Nicht möglich ist der Empfang über einen Fire-TV-Stick von Amazon oder Spielekonsolen wie Xbox oder PlayStation.
Was kostet der Handball ab sofort bei Sportdeutschland?
Es gibt drei Varianten des neuen Bezahlmodells. Das "All Access"-Paket (55 Euro/Saison) umfasst alle Frauen-Spiele der 1. und 2. Bundesliga sowie des DHB-Pokals. Für 35 Euro pro Saison besteht die Möglichkeit, ein "Follow your Team"-Modell zu wählen. Darin sind alle Spiele eines ausgewählten Vereins sowie alle DHB-Pokal-Spiele dieses Clubs inbegriffen. Bei der dritten Variante ("Pay per View") erhalten Fans Zugang zu einzelnen Erst- oder Zweitliga-Spielen für 4,50 Euro pro Partie. Bei allen drei Varianten gehen laut Anbieter 20 Prozent der Einnahmen an einen Verein, den der Abonnent im Bestellprozess individuell benennen kann.
Was kostet der Handball bei Dyn?
Dyn bietet zwei Modelle an, die beide das gesamte Portfolio mit allen fünf Sportarten umfassen: Ein Monatsabonnement (14,50 Euro/Monat, monatlich kündbar) und ein Jahresabonnement (einmalig 150,00 Euro/Jahr). Zehn Prozent eines jeden Netto-Abopreises fließen direkt an eine auszuwählende Liga, die laut Dyn Media GmbH verpflichtet ist, dieses Geld in die Nachwuchsförderung zu investieren.
Wer sitzt bei Dyn am Mikrofon?
Der neue Anbieter hat ein 20-köpfiges Team mit einigen bekannten Namen verpflichtet. Im Handball gehört dazu das Sky-Sextett Florian Schmidt-Sommerfeldt, Stefan Kretzschmar, Pascal Hens, Karsten Petrzika, Vincent Schuster und Markus Götz. Als Experten sind außerdem Dagur Sigurdsson und Andy Schmid dabei. Zum weiteren Kommentatorenkreis zählt das ARD-Duo Florian Naß und Markus Herwig.
Welche Auswirkungen hat der Einstieg des neuen Anbieters auf die Sport-Union Neckarsulm?
Erst einmal relativ wenige, wie Sascha Göttler als Spieltagsorganisator der Sport-Union erklärt: "Unser Hauptsender bleibt weiterhin Sportdeutschland. Dort wird die Streaming-Qualität verbessert und es gibt mehr Kameras. Ansonsten ändert sich für uns erst einmal nichts."
Dyn habe zwar die Übertragungsrechte erworben, werde aber nur die Sportdeutschland-Streams mit in ihr Portfolio integrieren. "Für uns ist es ein Mehrwert, weil wir dadurch eine größere Reichweite erhalten und Zuschauer erreichen, die ohnehin Dyn-Abonnent sind und sonst vielleicht gar nicht auf uns oder die Liga aufmerksam geworden wären."
Was bedeutet das für die Fans der Sport-Union?
Während Dyn in der HBL im Rahmen von Media Days zahlreiche Film- und Fotoaufnahmen anfertigen ließ, Interviews führte und Einspielfilme drehte, wird es das in der HBF nicht geben. Prominente Dyn-Kommentatoren und -Experten wie Florian Naß oder Stefan Kretzschmar werden fortan auch nicht in der Ballei ihrer Arbeit nachgehen.

Die Spiele der Sport-Union werden weiterhin vereinseigene Kommentatoren begleiten. "Unsere Regisseure und Kommentatoren werden dazu von der HBF auch noch einmal geschult", erklärt Sascha Göttler. In Neckarsulm soll neben Thomas Auerbach künftig ein wechselnder Co-Kommentator oder eine verletzte Spielerin Platz nehmen. Denn Christian Saup, der bisher gemeinsam mit Auerbach das Geschehen auf dem Feld kommentierte, wird als neuer Hallensprecher Nachfolger von Björn Nikolaus, der sein Engagement aus beruflichen Gründen nach dem Ende der vergangenen Spielzeit beenden musste.