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Neckarsulmer Abstiegskampf ohne Zittern: Die Wende kam im Februar

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Auf die Machtdemonstration folgt die Party-Nacht: Teamgeist, Spaß und der Glaube an sich selbst tragen die Sport-Union Neckarsulm zum Bundesliga-Klassenerhalt.

Ein Tag nach Maß: Lilli Holste (links) feierte am Spieltag ihren 24. Geburtstag und beschenkte sich gemeinsam mit Angunn Gudmestad (rechts) mit dem Klassenerhalt.
Ein Tag nach Maß: Lilli Holste (links) feierte am Spieltag ihren 24. Geburtstag und beschenkte sich gemeinsam mit Angunn Gudmestad (rechts) mit dem Klassenerhalt.  Foto: Patrick Mohr

Kabine und Mannschaftsbus gehören zu den Heiligtümern einer Sport-Mannschaft. Einblicke von dort gibt es für gewöhnlich nur äußerst selektiv und für ausgewählte Personenkreise. Doch man musste am Freitagabend gar nicht selbst im Mannschaftsbus sitzen, um zu erahnen, was sich auf den rund 300 Autobahn-Kilometern zwischen Leverkusen und Neckarsulm im Gefährt der Sport-Union zutragen würde.

Bevor gefeiert wurde, war gespielt worden. Der beeindruckend souveräne 38:21 (20:12)-Erfolg bei Bayer 04 Leverkusen hatte der Mannschaft von Trainer Thomas Zeitz im Playdown-Halbfinale den zweiten Sieg im zweiten Spiel und damit den Klassenerhalt beschert. Das Ende des höchsten Sieges der Neckarsulmer Bundesliga-Historie war zugleich der Auftakt in eine lange Nacht. „Wir werden ordentlich Party machen“, versprach Munia Smits mit einem Grinsen.

Große Zufriedenheit bei Thomas Zeitz und Sinah Hagen

Das Neckarsulmer Saisonende in Leverkusen war weniger von Abstiegssorgen oder gar -angst geprägt, sondern vor allem mit der Gewissheit verbunden, auch in der nächsten Saison zu Recht zu den zwölf besten Mannschaften der Republik zu gehören. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so deutlich wird. Aber das zeigt einmal mehr, dass wir mittlerweile in der Lage sind, unseren Weg konsequent weiterzugehen. Ich bin echt happy“, sagte Thomas Zeitz.

Spielmacherin Sinah Hagen, die sich in Leverkusen mit sechs Treffern in ihr Karriereende verabschiedete, teilte die Gefühlslage ihres Trainers: „Je länger die Saison ging, desto besser wurden wir. Wir haben uns in den vergangenen Wochen so gut entwickelt und uns in den letzten zwei Spielen dafür belohnt.“


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Mannschaftliche Geschlossenheit als Erfolgsgeheimnis

Belohnen durfte sich auch Torhüterin Aleksandra Orowicz, die noch im Trikot auf dem blauen Hallen-Boden am ersten Sieger-Kölsch nippte. Sie hatte aufgrund von Lena Ivancoks Verletzung erneut Zeitz’ Vertrauen für die Start-Sieben bekommen und war gemeinsam mit Johanna Fossum so etwas wie das Neckarsulmer Gesicht der Playdowns: Das Torhüterinnen-Duo, das lange Zeit mit wenig Spielzeit in der zweiten Reihe gestanden hatte, gehörte letztlich zu den Garanten des Neckarsulmer Klassenerhalts.

Pure Freude herrschte bei Vasiliki Gkatziou (rechts) und Veronika Andrysková nach dem gesicherten Klassenerhalt.
Pure Freude herrschte bei Vasiliki Gkatziou (rechts) und Veronika Andrysková nach dem gesicherten Klassenerhalt.  Foto: Patrick Mohr

„Unser großer Bonus war, dass wir eine Mannschaft waren. Gegen Ende haben wir es zwar letztes Jahr auch noch gewuppt, aber dieses Jahr hatte man nie das Gefühl, dass man gegen den Abstieg spielt, obwohl wir in den Playdowns waren“, resümierte Vize-Spielführerin Rabea Pollakowski, die die Mannschaft aufgrund von Smits’ Knöchelverletzung in Leverkusen angeführt hatte.

THC-Spiel Anfang Februar als Trendwende in der Saison

Die etatmäßige Spielführerin hatte beim Auswärtssieg, der über 7:2 (11. Minute), 18:9 (27.), 24:14 (37.) und 29:18 (48.) nie in Gefahr geraten war, als Zuschauerin einen entspannten Abend verlebt, aber auch die schwierigen Momente der Saison nicht vergessen: „Wir haben uns jedes Mal wieder aufgerafft, auch in der Phase, in der wir 40 Minuten gut und 20 Minuten weniger gut gespielt haben. Wir haben den Spaß nicht verloren, sind montags wieder ins Training gekommen und haben gesagt: ‚Es geht nach vorne, wir werden nicht aufgeben.‘“

„Unser großer Bonus war, dass wir eine Mannschaft waren“, sagte Rabea Pollakowski zum Erfolgsrezept für den Klassenerhalt.
„Unser großer Bonus war, dass wir eine Mannschaft waren“, sagte Rabea Pollakowski zum Erfolgsrezept für den Klassenerhalt.  Foto: Patrick Mohr

Nicht nur Thomas Zeitz, auch Munia Smits sah im 29:26-Erfolg Anfang Februar gegen den Thüringer HC rückblickend die Trendwende: „Es hat funktioniert, keine Angst zu haben und mutig zu sein – also das, zu dem Thomas (Zeitz, Anm. d. Red.) uns immer auffordert. Seitdem haben wir uns immer weiter gesteigert und Sicherheit bekommen.“


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Trainer ist schon wieder voller Tatendrang

Der Motivator selbst war schon kurz nach der Schlusssirene wieder voller Tatendrang. „Jetzt fühlt es sich wirklich gut an. Ich freue mich wie ein Keks auf die nächste Saison und habe da richtig Bock drauf; ich könnte wirklich morgen schon wieder anfangen“, sagte Zeitz lachend.

Stefanie Kaiser verdrückte zum Karriereende ein paar Tränen.
Stefanie Kaiser verdrückte zum Karriereende ein paar Tränen.  Foto: Patrick Mohr

Wenig später waren die Plätze im Mannschaftsbus noch nicht alle eingenommen, da drangen bereits Disco-Lichter und Partyschlager in die Leverkusener Nacht. Und Athletik-Trainer Maurice Meister hantierte noch in der Halle mit einem blinkenden Karaoke-Mikrofon. Es war also alles angerichtet. Für eine lange Nacht – und es ist angerichtet für eine zehnte Bundesliga-Saison der Neckarsulmer Handballerinnen.


Sport-Union Neckarsulm: Orowicz (6 Paraden); Fossum (7 Paraden) – Gkatziou (8/2), Bruggeman (4), Hagen (6), Kaiser (3), Gudmestad (3), Riner (5); Hinkelmann, Holtman (2), van der Linden, Pollakowski (2/2), Holste (2), Andrysková (3).

Erfolgreichste Werferin Bayer 04 Leverkusen: Johanna Andresen (9).

Schiedsrichter: Moritz Hartmann/Nils Hennekes.

Siebenmeter: Bayer 04 Leverkusen: 2/3; Sport-Union Neckarsulm: 4/4.

Zeitstrafen: 2/2.

Zuschauer: 435.


So geht es weiter

Obwohl die Saison für das Bundesliga-Team der Sport-Union Neckarsulm nun zu Ende ist, werden die Spielerinnen am Dienstag wieder ins Training einsteigen. Bis zur öffentlichen Saisonabschlussfeier am Sonntag, 1.Juni, im Weingarten Heilbronn möchte Trainer Thomas Zeitz bei reduzierter Intensität mit der Mannschaft schon für die nächste Spielzeit ein wenig vorarbeiten. Bevor sich die Spielerinnen dann in den Urlaub verabschieden, steht noch eine gemeinsame Abschlussfahrt nach Mallorca an, wie Sinah Hagen verriet. Nach sechs Wochen bittet Zeitz dann am 14. Juli zum erneuten Trainingsauftakt.

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