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Bundesliga-Handball in Neckarsulm ist nicht gefährdet

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Die Finanzlage der Sport-Union Neckarsulm ist angespannt; im Budget fehlt beinahe ein sechsstelliger Betrag. Auswirkungen auf die Bundesliga-Mannschaft hat das jedoch keine − die HBF erteilt eine Erstliga-Lizenz ohne Auflagen.

Auf der Geschäftsstelle der Sport-Union Neckarsulm sind „Personaloptimierungen“ nötig geworden.
Auf der Geschäftsstelle der Sport-Union Neckarsulm sind „Personaloptimierungen“ nötig geworden.  Foto: Seidel, Ralf

Nach mehreren Jahren mit (wirtschaftlichen) Auflagen hat die Handball Bundesliga Frauen (HBF) der Sport-Union Neckarsulm die Lizenz für die Spielzeit 2025/2026 in der vergangenen Woche ohne Einschränkungen erteilt.

„Wir müssen zwar bei unseren Heimspielen die Zusatztribüne aufstellen, aber das ist ja keine Auflage im eigentlichen Sinne“, sagt Geschäftsführer Hannes Diller, der maßgeblich für die Zusammenstellung der Unterlagen zur Erteilung der Lizenz verantwortlich war. Die Forderung nach einer Erhöhung der Eigenkapitalquote, die in den vergangenen Jahren noch eine Bedingung der HBF an die Sport-Union gewesen war, sei in diesem Jahr nicht mehr enthalten, sagt Diller.

Rücklagen der Sport-Union Neckarsulm sind aufgebraucht

Dennoch treibt das Thema Finanzen den Verein um. 60.000 Euro Verlust standen bei der Sport-Union im vergangenen Geschäftsjahr zu Buche, wie die Neckarsulmer Mitte Januar auf ihrer Hauptversammlung mitgeteilt hatten. Weil auch keine Rücklagen (mehr) zur Verfügung stehen, habe der Verein reagieren müssen. „Personaloptimierungen“ auf der Geschäftsstelle und die Einstellung eines Großteils der Zuschüsse an die jeweiligen Abteilungen durch den Hauptverein seien die ersten Konsequenzen gewesen, sagt Diller.


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„Der Verein hat in der Vergangenheit bei Infrastruktur, Personal und den Zuschüssen an die Abteilungen mehr ausgegeben, als eigentlich möglich war. Jetzt kann er das einfach nicht mehr bezahlen. Wir haben Gelder lange Zeit immer wieder vorgezogen und quasi von der Hand in den Mund gelebt, wie man so schön sagt. Irgendwann geht das aber nicht mehr.“

Ausbleibende Sponsorengelder verkomplizieren Finanzlage

Mit größeren Zuwendungen von Privatpersonen hatten sich der Verein beziehungsweise einzelne Abteilungen, darunter etwa die Handball-Abteilung mit der zweiten Frauen- und ersten Männer-Mannschaft, immer wieder über Wasser gehalten. Ein nachhaltiges Geschäftsmodell war dieses System allerdings nie. Weil außerdem zugesagte Sponsorengelder in sechsstelliger Höhe nicht flossen, sah sich der Verein zum Handeln gezwungen.

Um die Budgetlücke, die sich im Hauptverein nun auf nahezu einen sechsstelligen Betrag beläuft, zu schließen, hat der Verein eine Erhöhung der Hauptvereinsbeiträge zum Geschäftsjahr 2025/2026 beschlossen. Zusätzlich wurde in diesem Monat für das laufende Geschäftsjahr 2024/2025 eine sogenannte Sonderumlage in Höhe der Differenz zwischen altem und neuem Mitgliedsbeitrag eingezogen. Auf diese Weise hat der Verein seine Mitgliedsbeiträge quasi rückwirkend zum Geschäftsjahr 2024/2025 erhöht.


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Zwei Prozent der Mitglieder bei Hauptversammlung anwesend

Dass diese Maßnahmen nicht bei allen Mitgliedern auf große Freude stießen, liegt auf der Hand. Abmeldungen flatterten auf der Christian-Rieker-Straße ebenso ins (Geschäftsstellen-)Haus wie von viel Unverständnis geprägte Nachfragen. „Wir haben in dieser Sache von unserer Satzung Gebrauch gemacht, die eine solche Sonderumlage ermöglicht (Paragraf 5, Absatz 2, Anm. d. Red.). Außerdem hat ihr die Mehrheit der anwesenden Mitglieder bei der Hauptversammlung zugestimmt. Und hätten wir das nicht gemacht, hätte es den Verein in dieser Form nicht mehr geben können“, sagt Geschäftsführer Diller ganz offen.

Zwei Prozent (66 Personen) der rund 3300 Mitglieder waren am 15. Januar zugegen gewesen; vier Personen (eine Enthaltung) stimmten gegen die Beitragserhöhung, zehn (drei Enthaltungen) gegen die Sonderumlage. Im Nachgang gab der Verein bekannt, „eine große Mehrheit der Mitglieder“ habe beide Maßnahmen „getragen und beschlossen“.


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Eingeladen hatte die Sport-Union Neckarsulm allerdings tatsächlich, wie Hannes Diller betont, frist- und satzungsgerecht am 13. Dezember 2024 über die vereinseigene Internetseite. Weil dies laut Satzung genügt, „die Hauptversammlung ohne Rücksicht auf die Zahl der erschienenen Mitglieder beschlussfähig“ ist und „die Beschlussfassung durch einfache Stimmenmehrheit“ erfolgt, fanden beide Anträge die nötige Zustimmung.

Bundesliga-Etat der Handballerinnen ist gesichert

„Für das übernächste Geschäftsjahr ist es unser Ziel, wieder Rücklagen aufbauen zu können“, blickt Hannes Diller optimistisch voraus. Die 17 Abteilungen des Mehrspartenvereins müssen sich künftig jeweils selbst finanzieren und eigenständig Einnahmen generieren. Dazu gab es auch bei der Buchführung eine Trennung der Abteilungsfinanzen.

Sorgen um die Zukunft der Bundesliga-Handballerinnen müsse sich allerdings niemand machen, versichert Diller. „Wir haben dort feste Verträge und Sponsorenzusagen, außerdem sind die variablen Kosten beim Bundesliga-Team überschaubar. Der Etat ist absolut gesichert.“ Das Mindest-Budget für einen Erstligisten beträgt 500.000 Euro, wobei sich die Sport-Union, ohne selbst konkrete Zahlen zu nennen, wohl mindestens im oberen sechsstelligen Bereich bewegt. Der Etat des Gesamtvereins liegt bei rund 2,4 Millionen Euro.


HBF-Lizenzen für alle Antragsteller

Der Lizenzierungsausschuss der Handball Bundesliga Frauen (HBF) hat allen Erst- und Zweitligisten (teilweise mit Auflagen) eine Lizenz für die nächste Saison erteilt. Zweitliga-Meister SV Union Halle-Neustadt steht damit als Aufsteiger fest. Auch die vier potenziellen Aufsteiger aus der 3. Liga erhielten eine Zusage für einen Start in der 2. Bundesliga. Die im Playdown-Finale noch gegen den Abstieg in die Zweitklassigkeit kämpfenden Bayer 04 Leverkusen und BSV Sachsen Zwickau erhielten jeweils Lizenzen für Ober- und Unterhaus.

„Der Lizenzierungsausschuss prüft [...] finanzielle, rechtliche und personelle Kriterien sowie Kriterien in Bezug auf die Spielstätten“, heißt es in einer HBF-Mitteilung zum Prozedere. Den Ausschuss bilden Martin Jäger (Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht), Axel Pick (Diplom-Kaufmann, Rechtsanwalt und amerikanischer Wirtschaftsprüfer) und HBF-Geschäftsführer Christoph Wendt.

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