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Zwickau vor der Brust, Leverkusen im Blick

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Vor dem Neckarsulmer Heimspiel gegen den BSV Sachsen Zwickau schaut die halbe Frauen-Bundesliga gespannt ins Rheinland: Die unsichere Zukunft von Rekordmeister Bayer 04 Leverkusen könnte weitreichende Auswirkungen auf den Abstiegskampf haben.

Ob die weiterhin verletzte Kim Hinkelmann (am Ball) und die Sport-Union Neckarsulm zeitnah noch einmal mit Rekordmeister Bayer 04 Leverkusen um Bundesliga-Punkte ringen werden, erscheint derzeit äußerst fraglich.
Ob die weiterhin verletzte Kim Hinkelmann (am Ball) und die Sport-Union Neckarsulm zeitnah noch einmal mit Rekordmeister Bayer 04 Leverkusen um Bundesliga-Punkte ringen werden, erscheint derzeit äußerst fraglich.  Foto: Seidel, Ralf

Seit Dienstagvormittag rauchen im deutschen Frauen-Handball landauf, landab die Köpfe. Bei der Handball Bundesliga Frauen (HBF) in Dortmund, in Leverkusen sowieso und natürlich hat man sich auch in Neckarsulm Gedanken gemacht, was die Pressemitteilung der Handball-Abteilung des TSV Bayer 04 Leverkusen von Dienstagvormittag für Folgen haben könnte. In dieser gab der Verein den sofortigen Rücktritt von Abteilungsleiter Andreas Thiel bekannt. Der ehemalige Weltklasse-Torhüter, der in der Vergangenheit auch mehrfach als Interims- oder Torhüterinnen-Trainer unter dem Bayer-Kreuz ausgeholfen hatte, beendet damit nach 14 Jahren seine Tätigkeit in Leverkusen. Die Rolle des 64-Jährigen als Vorstandsvorsitzender der HBF bleibt davon unberührt.

Für den Rest der Liga weitaus bedeutender als Thiels bloße Demission waren die Gründe dafür: „Hintergrund ist die Perspektive des Frauen-Handballs in Leverkusen, der vor deutlichen Veränderungen steht, weil die finanziellen Mittel der Handball-Abteilung ab der kommenden Saison nicht mehr für einen Bundesliga-Etat reichen“, heißt es in der Mitteilung.

Thiel macht Weg für Neustart frei – Jenseits der Bundesliga?

Die zur nächsten Spielzeit erneut steigenden Anforderungen der Liga und die zunehmenden Kosten für den Spielbetrieb können die mit einem vergleichsweise niedrigen sechsstelligen Etat arbeitenden Leverkusener nicht stemmen. „Der Etat, den wir als Gesamtverein weitergeben können, ist unverändert“, sagt Anne Wingchen, Geschäftsführerin des Gesamtvereins. Man werde daher „prüfen, welche Liga für die Abteilung zukünftig die richtige ist“.

Nach 50 Jahren ununterbrochener Erstliga-Zugehörigkeit geht die Bundesliga-Zeit des Deutschen Rekordmeisters damit wohl zu Ende. Die Frage, die die Liga umtreibt, ist nun vor allem: wann? Bis zum 1. März müssen die Vereine ihre Lizenzunterlagen für die Spielzeit 2025/2026 bei der HBF einreichen. Die Worte von Andreas Thiel – „Ich hatte immer die Hoffnung, dass es mit dem Bundesliga-Handball in Leverkusen weitergeht. [...] Die Energie für die Neuausrichtung der Abteilung habe ich nicht mehr, möchte aber einem unbelasteten Neustart nicht im Wege stehen“ – lassen stark vermuten, dass darauf verzichtet werden wird.


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2010 hatte die Bayer AG Finanzlöcher der Handball-Abteilung gestopft

2010 hatte der Bayer-Konzern der Abteilung mit einer Finanzspritze schon einmal die Bundesliga-Zugehörigkeit gesichert; vor 15 Jahren aber freilich unter anderen finanziellen Rahmenbedingungen. An der seit 1999 ausgegliederten Lizenzspielerabteilung des amtierenden Deutschen Fußball-Meisters hat der TSV Bayer 04 keine Anteile mehr.

Bis zum 1. März bleiben daher viele Fragen offen. Findet sich doch noch ein Geldgeber? Setzt der Verein den Spielbetrieb überhaupt bis zum regulären Saisonende fort? Und was passiert mit den Playdowns, sollte Bayer ohne Lizenz vorzeitig als Absteiger feststehen?

Ein Absteiger oder zwei?: Bayer 04 hätte es selbst in der Hand

Den Durchführungsbestimmungen der HBF ist zu entnehmen, dass bei Nichtbeantragung oder Nichterhalt einer Lizenz die Zahl der Absteiger entsprechend ansteigt. Sollte Bayer Leverkusen den Spielbetrieb vorzeitig einstellen und nicht mehr an den Playdowns teilnehmen, wäre der diesjährige Bundesliga-Absteiger damit am Grünen Tisch gefunden.

Falls die Rheinländerinnen die Saison aber regulär beenden und über die Playdowns möglicherweise sportlich in der Liga bleiben würden, gäbe es zwei Absteiger: den Playdown-Verlierer und die Leverkusenerinnen ohne Lizenz. „Innerhalb der Mannschaft gibt es viele Emotionen, von Verunsicherung bis zu Enttäuschung, weil wir uns fragen, was das für unsere Zukunft und die laufende Saison bedeutet“, sagte Bayer-Spielmacherin Sophia Cormann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.


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Ausfall der Playdowns hätte weitreichende Folgen

Den Buschfunk in der Liga hat auch Neckarsulms Trainer Thomas Zeitz vernommen. Von einer angeblichen Leverkusener Entscheidung am nächsten Sonntag nach dem Heimspiel gegen die TuS Metzingen ist ebenso die Rede wie von einem bereits eingestellten Trainingsbetrieb. „Es ist alles etwas verworren und war bei uns nur kurz ein Thema“, sagt Zeitz.

Sollte sich Bayer 04 vorzeitig aus dem Spielbetrieb zurückziehen (am 15. März wären die „Werkselfen“ zu Gast in der Ballei), kann sich der 51-Jährige ein Dreier-Turnier des Tabellen-Neunten, -Zehnten und -Elften vorstellen; um die Endplatzierungen auszuspielen, die spielfreie Zeit bis Ende August zu verkürzen und Sponsorenverpflichtungen nachzukommen. „Ich glaube aber, es gibt bei der Liga noch gar keinen Plan B.“ Den wird es aber womöglich zeitnah brauchen.

Als HBF-Vorstandsvorsitzender wird Andreas Thiel die Zukunft der Leverkusener Handballerinnen daher weiter beschäftigen. Ein Spagat, den er bereits im Vorjahr im Gespräch mit der Heilbronner Stimme beschrieben hatte.

Sachsen Zwickau reist mit Neuzugängen nach Neckarsulm

Welche sportliche Wichtigkeit das Heimspiel der Sport-Union Neckarsulm am Samstag (18 Uhr) gegen den BSV Sachsen Zwickau angesichts der Situation bei Bayer Leverkusen gehabt haben wird, wird sich erst im Nachhinein abschätzen lassen. Sport-Union-Trainer Thomas Zeitz will sich aber nicht von Eventualitäten blenden lassen, sondern weiter punkten. Der volle Fokus liegt auf dem BSV, der mit zwei Punkten und zwei Spielen weniger einen Platz hinter der Sport-Union steht.

„Zwickau ist etwas anders als Göppingen, es ist eine stabile, körperliche Mannschaft“, sagt Zeitz. Vor allem mit schnellem Umschaltspiel könnte die Sport-Union aber für Gefahr sorgen. Mit Rechtsaußen Anna Franková (TuS Metzingen) und der französischen Europapokal-Siegerin Déborah Kpodar (Dunaújvárosi Kohász KA/Ungarn) hat sich der Gegner im Winter personell verändert. Kpodar soll die Ausfälle im Rückraum (u.a. von Blanka Kajdon und Rita Lakatos) kompensieren. Grundsätzlich bleibe das Neckarsulmer Spiel von den Neuzugängen aber unberührt, sagt Zeitz.

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