Lena Ivancok rettet der Sport-Union Neckarsulm das Weihnachtsfest
Neckarsulmer Handball-Bundesligist legt sich dank seiner Torhüterin zwei Punkte unter den Weihnachtsbaum. In den Schlussminuten muss die Sport-Union bei Bayer Leverkusen aber noch einmal kräftig zittern.

Das war knapp – in den Schlusssekunden sogar richtig knapp –, doch nach 60 Minuten hatte Handball-Bundesligist Sport-Union Neckarsulm am späten Sonntagnachmittag in seinem ersten Spiel nach der sechswöchigen EM-Pause bei Bayer 04 Leverkusen dann doch noch Grund zum Jubeln. Vor allem dank ihrer starken Torhüterin Lena Ivancok sicherte sich die Mannschaft von Trainer Thomas Zeitz durch einen 21:20 (10:9)-Erfolg im Rheinland ihre Saisonpunkte fünf und sechs.
In der Schlussviertelstunde hatte die Sport-Union beim Tabellenschlusslicht aber reichlich um den Sieg zittern müssen. Weil – mal wieder – die Chancenverwertung nicht passte. „Wenn man sieht, wie viele Chancen wir hier heute vergeben, das ist brutal“, sagte Thomas Zeitz und war dabei eher erleichtert als glücklich, dass seine Mannschaft nicht zum ersten Team in dieser Saison geworden war, dass bei den „Werkselfen“ Punkte gelassen hat.
Fokus statt Nervosität: Ivancok ist in den Schlusssekunden zur Stelle
Nachdem die Sport-Union 30 Sekunden vor Schluss durch Zeitspiel den Ballbesitz verloren hatte, war es Lena Ivancok, die mit ihrer Parade eines Wurfs von Johanna Andresen zehn Sekunden vor Schluss den Sieg festhielt. „Ein wenig Nervosität ist vor einer solchen Situation schon dabei, aber das muss man dann irgendwie ausschalten und alles dafür geben, dass wir hier am Ende nicht unentschieden spielen, sondern gewinnen“, sagte Ivancok.
„Eigentlich müssen wir gegen den Tabellenletzten mehr aus unseren Chancen machen.“
Lena Ivancok
Die lange Bundesliga- und teilweise Trainings-Pause wollte die EM-Fahrerin Österreichs nicht als Ausrede für den phasenweise zähen Auftritt gelten lassen: „Wir hatten in der Abwehr ab und zu noch einfache Absprachefehler. Aber eigentlich müssen wir gegen den Tabellenletzten mehr aus unseren Chancen machen“, sagte die 23-Jährige.
2:5-Rückstand nach schleppendem Spielbeginn
Das galt schon für die Anfangsphase, in der beide Mannschaften den Eindruck machten, als stecke ihnen die lange bundesligafreie Zeit noch in den Knochen. Gerade einmal drei Tore standen nach zwölf Spielminuten auf der Anzeigetafel in der Ostermann-Arena, in der rund 50 mitgereiste Fans die Sport-Union unterstützten.
Bei diesem schleppenden Start hatten die um ein schnelles Spiel bemühten Gäste gleich mehrfach Aluminium-Pech oder leisteten sich technische Fehler. Ein 2:5-Rückstand war nach einer Viertelstunde trotz Lena Ivancok im Neckarsulmer Tor, die zu diesem Zeitpunkt mit einer 50-Prozent-Paradenquote auftrumpfte und am Ende bei 37 Prozent stand, die logische Folge.
Gudmestad bringt Schwung von der Bank und die zweite Führung
Thomas Zeitz ließ seine Mannschaft sich anschließend selbst aus dieser Situation herausarbeiten. Mit Erfolg. Auch ohne Auszeit lag die Sport-Union beim 6:5 durch die mit viel Schwung von der Bank gekommene Angunn Gudmestad erstmals wieder in Führung und hatte anschließend bis zur Pause ein leichtes spielerisches Übergewicht.
Deutlich absetzen konnte sich das Zeitz-Team in den ersten 30 Minuten allerdings nicht – obwohl es im Angriff um Variabilität bemüht war. Auf der anderen Seite des Feldes stand die Abwehr rund um den Kreis gut. Stefanie Kaiser, Annefleur Bruggeman und ab und an auch Lilli Holste machten im Zentrum viel richtig.
Sport-Union macht einmal mehr den Sack nicht zu
Nach dem Seitenwechsel blieb der Sport-Union in Person etwa von Vasiliki Gkatziou und Munia Smits das Aluminium-Pech treu. Eine Fünf-Tore-Führung (17:12) hätte dennoch Sicherheit für die Schluss-Viertelstunde geben können. Doch nach einigen Fehlwürfen war Bayer Leverkusen beim 18:19 in der 55. Minute auf einmal wieder auf ein Tor dran.
Den Sack frühzeitig zuzumachen, so, wie es Thomas Zeitz im Vorfeld der Partie gefordert hatte, gelang seinen Schützlingen trotz mehrmaligen Überzahl-Phasen nicht – zum sicht- und hörbaren Frust des Trainers und seines Co-Trainers Gernot Drossel.
Pflicht erfüllt, Blamage abgewendet
Es war bei Weitem noch nicht die ganz große Handball-Kunst, die die Neckarsulmerinnen auf die blaue Leverkusener Platte brachten, doch die Erwartung, den dritten Sieg der Saison einzufahren, war letztlich erfüllt worden. Das war erst einmal das Einzige, was beim Tabellenletzten, der angesichts von 0:12 Punkten absolut gar nichts zu verlieren hatte, zählte.
„Wenn wir 14 freie Bälle nicht reinmachen, viele davon an Pfosten oder Latte setzen, dann tut dir das in so einem Spiel weh. Das hätte es nicht gebraucht“, sagte Zeitz später erleichtert. In jedem Fall gebraucht hatte es hingegen Lena Ivancok. Ohne die Österreicherin hätte es ein ganz tristes Neckarsulmer Weihnachtsfest werden können.
Sport-Union Neckarsulm: Ivancok (12 Paraden); Orowicz – van der Linden (1), Holste (1), Bruggeman (1), Kaiser (3), Smits (5/2), Pollakowski (2), Gudmestad (3), Gkatziou (2/1), Hagen (2), Holtman, Riner (1), Andrysková.
Erfolgreichste Werferinnen Bayer 04 Leverkusen: Johanna Andresen (6/1), Fem Boeters (3/2).
Schiedsrichter: Marvin Cesnik/Jonas Konrad.
Siebenmeter: Bayer 04 Leverkusen: 3/3; Sport-Union Neckarsulm: 3/3.
Zeitstrafen: 6/3.
Zuschauer: 550.
Belastungssteuerung im harten Jahresendspurt
Mit fünf Spielen in 18 Tagen hat die Sport-Union Neckarsulm rund um Weihnachten einen vollen Terminkalender. Belastungsprobleme sieht Trainer Thomas Zeitz nach der langen spielfreien Zeit nicht. Von Montag bis Mittwoch ist trainingsfrei, bevor am 26. Dezember die Vorbereitung auf das Spiel tags darauf gegen Borussia Dortmund beginnt.
Der Samstag, 28. Dezember, ist für die Regeneration vorgesehen, am 29. Dezember kommt es in Tübingen zum Duell mit der TuS Metzingen. Anschließend gibt es über Silvester erneut drei freie Tage, bevor sich der Fokus auf das Spiel gegen HB Ludwigsburg (5. Januar) richtet.