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Sport-Union Neckarsulm steht irgendwo zwischen gestern, heute und morgen

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Sportliche Fortschritte sind bei der Sport-Union Neckarsulm zu erkennen, doch richtig rund läuft es beim Bundesligisten noch nicht. Der Verein steht zwischen den Welten.

Vor dem Spiel gegen die HSG Blomberg-Lippe überreichte Sportredakteur Nils Buchmann (rechts) Neckarsulms Spielführerin Munia Smits am vergangenen Sonntag symbolisch die neuen Aufwärmshirts.
Vor dem Spiel gegen die HSG Blomberg-Lippe überreichte Sportredakteur Nils Buchmann (rechts) Neckarsulms Spielführerin Munia Smits am vergangenen Sonntag symbolisch die neuen Aufwärmshirts.  Foto: Seidel, Ralf

Zeit zum Luftholen, Zeit zum Nachdenken, Zeit zum Reflektieren: Die zweite Nationalmannschaftspause in der Handball Bundesliga Frauen (HBF) kommt für die Spielerinnen der Sport-Union Neckarsulm nach drei Niederlagen in Folge nicht ungelegen. Mit der Griechin Vasiliki Gkatziou, Stefanie Kaiser und Lena Ivancok (Österreich), Veronika Andrysková für Tschechien sowie Alessia Riner (Schweiz) sind fünf Spielerinnen auf Reisen, der Rest trainiert mit Ausnahme von Munia Smits vorwiegend in Kleingruppen. Die aufgrund eines Knochenödems im Knie angeschlagene Spielführerin arbeitet individuell.

Nachdem nun fast ein Viertel der regulären Saison absolviert ist, bietet sich für das Trainerteam um Thomas Zeitz und Gernot Drossel in der spielfreien Zeit die Chance zu einer Bestandsaufnahme und möglicherweise auch zum Justieren der oft zitierten kleinen Stellschrauben.

Erste Zwischenbilanz lässt noch Luft nach oben

„Ich möchte mich nicht immer über Qualität unterhalten oder hinter ihr verstecken, sondern ich will, dass wir unsere Sachen gut machen“, sagt Zeitz. Die spielerische Konstanz und das disziplinierte Umsetzen der Vorgaben sind jene Dinge, die den 50-Jährigen umtreiben. Denn damit könne man den vermeintlich besseren Mannschaften in der Liga ein Bein stellen. „Ich will die Mannschaft damit nicht runtermachen, aber beides muss sie lernen. In der Bundesliga macht so etwas den Unterschied aus.“

Die bisherigen zwei Punkte aus fünf Spielen sind angesichts der Gegner und der erkennbaren spielerischen Fortschritte kein Beinbruch. Aber sie sind weniger als möglich gewesen wäre, weniger als sich die Verantwortlichen (insgeheim) erhofft hatten und definitiv zu wenig, wenn die Sport-Union im Frühjahr tatsächlich in den Playoffs statt in den Playdowns des neuen HBF-Modus spielen möchte.


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Zusagen der Spielerinnen als wichtige Bausteine des Prozesses

Auch der Trainer ist bei alldem nicht frei von Schuld. Nach dem Spiel gegen den Thüringer HC (24:27) nahm sich Zeitz selbst in die Pflicht, in einer hektischen Spielphase von der Bank nicht für Ruhe gesorgt zu haben. Zuletzt gegen die HSG Blomberg-Lippe (31:37) wäre das Sieben-gegen-Sechs früher eine Alternative gewesen und das Wechsel-Chaos beim Pokal-Auftritt in Dortmund (31:36) müssen sich die Verantwortlichen zumindest in Teilen ebenfalls anlasten lassen.

„Ich möchte mich nicht immer über Qualität unterhalten.“

Thomas Zeitz

Im Frühjahr waren die Vertragsverlängerungen oder Zusagen von Spielerinnen wie Munia Smits, Alessia Riner, Lena Ivancok und Kim Hinkelmann, im Falle eines Abstiegs auch in der zweiten Liga für die Sport-Union zu spielen, wichtige Vertrauensbeweise. Die größte Gefahr für diesen Prozess sind hingegen sportliche Rückfälle; wenn überwunden geglaubte Defizite doch wieder regelmäßig zu Tage treten. Hier balanciert die Sport-Union derzeit auf einem schmalen Grat.

Neugestaltung ist Ausdauerlauf, nicht Sprint

Beim Blick über den sportlichen Tellerrand hinaus offenbart sich allerdings der komplizierte Zwiespalt, in dem sich die Handballerinnen der Sport-Union befinden. Im Rahmen der diesjährigen Saisoneröffnung hatte Vorstandsmitglied Bernd Dollmann ein Erreichen der mittelfristigen Ziele durch langsames und gesundes Wachstum skizziert. Doch wie gesund ist langsam und wie langsam ist gesund?

Der im Frühjahr 2023 mit der Verpflichtung von Zeitz als Trainer und Sportlicher Leiter eingeschlagene Weg war stets als Ausdauerlauf angelegt. Mit Drossel als Co-Trainer und Handball-Koordinator wurde dieser Weg im Sommer noch einmal zementiert. Doch es braucht während dieses Neugestaltungsprozesses auch Ergebnisse und Erfolgserlebnisse, um das Umfeld mitzunehmen.

Allein die Erinnerung an gestern löst die Probleme von heute nicht

Die Ansprüche im und an den Verein sind nach den vergangenen beiden Spielzeiten, in denen der Klassenerhalt jeweils erst am letzten Spieltag gelang, gesunken. Eine solide Runde spielen und möglichst nicht bis zum Schluss zittern müssen – damit wären Trainerteam und Vereinsverantwortliche aus sportlicher Sicht schon zufrieden.

Aber dann ist da in der Öffentlichkeit eben auch noch die Erinnerung an die Jahre 2020 bis 2022, als die Sport-Union ins obere Mittelfeld der Tabelle geklettert war und von mehr träumte. Von (internationalen) Top-Talenten und vom Europapokal. Doch die Sport-Union von 2024 ist auf vielen Ebenen eine andere als die Sport-Union von 2021. Manche finden das gut, andere trauern vergangenen Zeiten nach. Die Probleme von heute löst allein die Erinnerung an gestern allerdings nicht.


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Auswärts-Dreierpack entscheidet über sportlichen Verlauf der weiteren Saison

Die Realität heißt Abstiegskampf. Und in diesem steigt in den drei bevorstehenden Auswärtsspielen der Druck. Druck, der nach einem 2:8-Punkte-Start zwar nicht erdrückend, aber sehr wohl existent ist. „Wir haben jetzt Göppingen – das ist ein Derby und da wird natürlich die Halle voll sein, aber am Ende ist es ein Aufsteiger –, wir haben Zwickau und wir spielen in Leverkusen – die Spiele musst du alle drei gewinnen“, sagt Thomas Zeitz klar.

Und was, wenn nicht? Dann geht es nicht mehr um Konstanz, Disziplin oder taktische Kniffe. „Wenn wir im Worst Case alle drei verlieren, haben wir ein ganz anderes Problem.“

Medienpartner

Die Heilbronner Stimme ist auch in dieser Spielzeit Medienpartner der Sport-Union Neckarsulm. Die Vereinbarung beinhaltet unter anderem ein Sponsoring auf den Aufwärm-T-Shirts und -Pullovern der Spielerinnen sowie die seit der Saison 2022/2023 nach Liga-Heimspielen durchgeführte Wahl zur Spielerin des Spiels, die mit einem Gutschein für den Stimme-Shop verbunden ist. Nina Engel (5) und Sarah Wachter (3) wurden dabei bislang am häufigsten ausgezeichnet. Die redaktionelle Unabhängigkeit ist vertraglich festgeschrieben.

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