Nichts zu sehen vom Angstgegner: Sport-Union bleibt gegen HSG Blomberg-Lippe ohne Punkte
Die Sport-Union Neckarsulm tut sich im ungewohnten Sonntag-Heimspiel gegen die HSG Blomberg-Lippe schwer, kann ihrem Ruf nicht gerecht werden und verliert deutlich mit 31:37.

Als Schreckgespenst hatte die Sport-Union Neckarsulm bei den Gegnerinnen in den vergangenen zwei Jahren ohnehin kaum noch getaugt. Zu wenige Siege feierte der Handball-Bundesligist, als dass er landauf landab Angst und Schrecken verbreitet hätte. Mit einer Ausnahme: Blomberg. Doch am Wochenende ist auch diese Bastion gefallen. Ihren in der Vorsaison eindrucksvoll erarbeiteten Ruf als Angstgegner der HSG verlor die Mannschaft von Trainer Thomas Zeitz am Sonntagnachmittag nach einer wenig inspirierenden Leistung und einem daraus resultierenden 31:37 (12:18).
„Ich nehme mehr Arbeitsaufträge mit in die Länderspielpause als Erkenntnisse“, sagte Zeitz, bemängelte die phasenweise fehlende taktische Disziplin seiner Mannschaft und mahnte: „So ein Spiel ist brutal, doch es gehört dazu. Aber noch drei Monate lang dürfen wir uns über solche Fehler nicht unterhalten. Das müssen wir abstellen.“
Kein Gegenmittel gegen Blombergs Schnelle Mitte
Nur mit guter Stimmung im Training, sagte Zeitz, werde sein Team keine Punkte sammeln. „Uns haben aus unerklärlichen Gründen ein paar PS gefehlt und Blomberg hat uns dann einfach über den Haufen gerannt“, sagte der 50-Jährige.
So war seine Sport-Union bereits vor der Pause vorwiegend damit beschäftigt, einem frühen Rückstand hinterherzulaufen. Ein durchwachsener 1:4-Beginn, garniert von zwei frühen Zeitstrafen, hatte nach etwa acht Minuten die Richtung für die folgenden Spielminuten vorgegeben: Während die Gäste vor allem durch ihre Schnelle Mitte immer wieder zu einfachen Erfolgserlebnissen kamen, musste sich die Sport-Union jedes einzelne Tor hart erkämpfen. „Die haben ganz entspannt ihre Buden gemacht, während wir uns auf gut Deutsch den Arsch abgearbeitet haben“, sagte Thomas Zeitz.
Chancenverwertung bereitet in Hälfte eins Sorgen
Beim 3:4 (10.) und 7:9 (17.) hatten die Gastgeberinnen ihre Fünf- bis Sechs-Tore-Rückstände jeweils wieder deutlich verkürzt, nur um es der HSG anschließend mit technischen Fehlern oder Fehlwürfen zu erlauben, sich wieder komfortabler abzusetzen. Hinzu kam: Zu Beginn war der Blomberger Abwehrverbund um Lisa Frey, Laetitia Quist, Nieke Kühne und Laura Rüffieux kaum zu überwinden gewesen.
Waren dadurch anfangs kaum freie Wurfgelegenheiten da, wurden sie ab Mitte der ersten 30 Minuten fast fahrlässig liegengelassen. Zeitz und Co-Trainer Gernot Drossel wendeten sich mehrfach kopfschüttelnd ab, nachdem Sinah Hagen, Vasiliki Gkatziou oder Angunn Gudmestad beste Chancen ausgelassen hatten.
Bekannte Gesichter am Rand und auf der Tribüne
Das hatten ihre Vorgängerinnen Amber Verbraeken und Nina Engel bei den Neckarsulmer Siegen in der Vorsaison (28:16/37:32) noch besser gemacht; die Niederländerin saß verletzt neben der Blomberger Bank, die Nationalspielerin in spe hatte einen Sonntagsausflug ins Unterland unternommen und war Tribünengast.
Einen großen Leistungsabfall oder eine Schwächephase wie in den vergangenen Partien sahen beide von den Gastgeberinnen zwar nicht. Doch es gab auch kaum eine spielerische Höhe, von der sie hätten abfallen können. Viel Durchschnitt, viel Mittelmaß und damit unter dem Strich zu wenig, um einer international spielenden Mannschaft wie der HSG Blomberg-Lippe ernsthaft gefährlich zu werden.
Sport-Union kann "Angstgegner"-Ruf nicht gerecht werden
Bereits zur Pause hatte die Sport-Union folgerichtig zwei Tore mehr hinnehmen müssen, als sie beim Sieg im Hinspiel der vergangenen Runde in 60 Minuten kassiert hatte. Als die Gäste aus dem Lipperland auch noch mit vier schnellen Toren in nicht einmal vier Minuten aus der Kabine kamen und 20 Minuten vor Schluss mit neun Treffern führten, war klar, wie die Punkte des fünften Spieltags verteilt werden würden. „Wir haben uns einfach sehr, sehr schwer getan“, sagte Rechtsaußen Vasiliki Gkatziou später kurz und treffend. Von einem „Angstgegner“, als den die Gäste die Sport-Union im Vorfeld aufgrund der Niederlagen der Vorsaison bezeichnet hatten, war unter dem Strich (zu) wenig zu sehen.
Mit Beginn der Schlussviertelstunde hatte Thomas Zeitz das Spiel gedanklich abgehakt, gab seiner zweiten Reihe von der Bank wertvolle Einsatzminuten und beschränkte sich nur noch auf die nötigsten Kommandos. Was dem Neckarsulmer Team zugute gehalten werden musste: Es gab sich trotz der sich abzeichnenden Niederlage nicht auf. Die Einstellung stimmte, das meiste Andere allerdings nicht.
Sport-Union Neckarsulm: Ivancok (5 Paraden); Fossum (1 Parade), Orowicz (1 Parade) – Gkatziou (10/4), Holste (3), Hinkelmann (2), Kaiser (2), Smits (3), Pollakowski; Gudmestad (1), Hagen (4), Bruggeman, Holtman (1), van der Linden, Riner (3), Andrysková (2).
Erfolgreichste Werferin HSG Blomberg-Lippe: Ona Vegué i Pena (10/7).
Schiedsrichter: Leonard Bona/Malte Frank.
Siebenmeter: Sport-Union Neckarsulm: 4/5; HSG Blomberg-Lippe: 7/8.
Zeitstrafen: 4/3.
Zuschauer: 1014.