Vorteil Neckarsulm: Sport-Union bezwingt Bayer Leverkusen in der Ballei
Handball-Bundesligist Sport-Union Neckarsulm gewinnt am Gründonnerstag sein erstes Playdown-Duell mit Bayer Leverkusen und ist damit am nächsten Freitag im Rheinland nur noch einen Schritt vom Klassenerhalt entfernt.

Handball-Bundesligist Sport-Union hat nach einem souveränen ersten Playdown-Spiel gegen Bayer Leverkusen am Donnerstagabend einen großen Schritt in Richtung Klassenerhalt gemacht. In der Neckarsulmer Ballei war die Mannschaft von Trainer Thomas Zeitz bei ihrem 30:22 (16:10)-Sieg über die gesamten 60 Minuten das bessere Team und benötigt in der "Best of Three"-Serie nun nur noch einen Erfolg, um sich ihren Verbleib in der Bundesliga zu sichern.
Einen Rückschlag hatte Zeitz allerdings bereits am Mittwoch vor dem Spiel hinnehmen müssen, als sich abgezeichnet hatte, dass weder Torhüterin Lena Ivancok noch Spielführerin Munia Smits zum ersten Kräftemessen mit dem Rekordmeister fit werden würden. Beide Leistungsträgerinnen waren, nachdem sie bei ihren vorangegangenen Einsätzen für Nationalmannschaft beziehungsweise Verein umgeknickt waren, noch nicht wieder einsatzfähig.
Kein Risiko: Zeitz verzichtet auf Leistungsträgerinnen
Mit Blick auf das möglicherweise entscheidende zweite Playdown-Spiel am nächsten Freitag in Leverkusen wollte Zeitz kein Risiko eingehen und strich beide Akteurinnen daher aus seinem Spieltagskader. Damit war genau das eingetreten, wovor die Kritiker des neuen Bundesliga-Modus stets gewarnt hatten: Kurzfristige Verletzungen überschatten die entscheidende Saisonphase, in der es zumindest für die Sport-Union um die sportliche Zukunft in der deutschen Eliteklasse geht.
Während für Ivancok die scheidende Aleksandra Orowicz zwischen den Pfosten begann, rückte Angunn Gudmestad auf die linke und Annefleur Bruggeman auf die rechte Halbposition im Rückraum der Neckarsulmer Start-Sieben. Weil auch Vasiliki Gkatziou, Sinah Hagen und Stefanie Kaiser von Anfang an spielten, standen im bislang wichtigsten Spiel der Saison ausgerechnet vier Spielerinnen im Mittelpunkt, die den Verein am Saisonende verlassen werden.
Dreimal zwei ist Rot: Gudmestad muss früh zuschauen
Das Quartett machte seine Sache zu Beginn allerdings ordentlich. Ballgewinne und Tempogegenstöße brachten der Sport-Union die von ihrem Trainer geforderten einfachen Tore. Auf mehr als zwei Treffer konnten sich die Gastgeberinnen in der Anfangsviertelstunde allerdings nicht absetzen. Nach 16 Minuten traf Lilli Holste dann aber zum 10:7 ehe Gkatziou erst nach einer Orowicz-Parade und anschließend durch einen Siebenmeter auf 12:7 erhöhte.
Das Verletzten-Trio um Ivancok, Smits und Kreisläuferin Kim Hinkelmann bangte, jubelte und litt hinter der Seitenauslinie mit seinen Teamkolleginnen. Hinter dem Tor saß ab Minute 21 dann auch Angunn Gudmestad. Drei Zeitstrafen, zwei davon wegen Gudmestads Kritik an der Entscheidung der Unparteiischen direkt hintereinander, zwangen die Norwegerin zum frühen Zuschauen. Thomas Zeitz war angesichts der Vermeidbarkeit der Hinausstellung wenig begeistert, musste er doch urplötzlich auf seine drei formstärksten Spielerinnen der vergangenen Wochen verzichten.
"Werkselfen" in Hälfte eins noch nicht in spezieller Playdown-Form
Gudmestads Pech war Lynn Holtmans Glück. Die Niederländerin übernahm die nun vakante Rückraum-Rolle auf Halblinks, konnte aber bis zur Halbzeit keine Akzente setzen. Doch das Neckarsulmer Kollektiv wurde nun seiner Favoritenrolle gerecht. Die 16:10-Führung war beim Gang in die Kabinen einer ordentlichen Chancenverwertung mit der sechsfachen Torschützin Vasiliki Gkatziou an der Spitze ebenso zu verdanken wie Aleksandra Orowicz, die zwar nur vier Bälle abwehrte, damit aber ihren Anteil am im zweiten Teil der ersten Hälfte erarbeiteten Sechs-Tore-Vorsprung hatte.
Von der von Leverkusens Trainer Michael Biegler vielbeschworenen Playdown-Form, auf die er seine Mannschaft während der Hauptrunde akribisch hatte vorbereiten wollen, war bei den "Werkselfen" wenig zu sehen. Ihre zehn erzielten Tore entsprachen zur Pause dem Leverkusener Hauptrunden-Wert; 20,4 Treffer hatte Bayer 04 dort pro Spiel erzielt.
Auch Kaiser muss vorzeitig von außen zusehen
Nach Wiederbeginn änderte sich am grundsätzlichen Bild aus Hälfte eins zunächst nichts. Auch diesmal musste die Sport-Union einen Ausfall verkraften, den sie aber erneut ohne Leistungsabfall zu kompensieren wusste: Weil Stefanie Kaiser nach einem Zweikampf mit einem schmerzenden linken Knie auf die Bank musste, feierte Veronika Andrysková nach ihrer Mittelfußfraktur ab der 38. Spielminute ein Comeback im Innenblock und setzte im Angriff mit drei Treffern Akzente.
Der nun weitgehend neu zusammengewürfelten Neckarsulmer Sieben fehlte selbstredend der Rhythmus, doch ein bis dahin herausgespielter Acht-Tore-Vorsprung war für die Schlussviertelstunde ein komfortables Polster und geriet nicht mehr in Gefahr. Nicht nur mit dem Sieg, sondern auch mit dessen Deutlichkeit hat die Sport-Union Neckarsulm die "Werkselfen" vor der zweiten Partie nächste Woche Freitag vor eine hohe Hürde gestellt. Vorteil: Sport-Union.
Ausführliche Berichterstattung folgt.
Sport-Union Neckarsulm: Orowicz (5 Paraden); Fossum (5 Paraden) – Gkatziou (8/1), Hagen (5), Bruggeman (4), Kaiser (2), Gudmestad, Riner (1); Holtman, van der Linden, Pollakowski (3/1), Holste (4), Andrysková (3).
Erfolgreichste Werferinnen Bayer 04 Leverkusen: Annika Ingenpaß (5), Johanna Andresen (5).
Schiedsrichter: Paul Kijowsky/Lukas Strüder.
Siebenmeter: Sport-Union Neckarsulm: 2/2; Bayer 04 Leverkusen: 2/5.
Zeitstrafen: 3/3.
Disqualifikation: Angunn Gudmestad (21./Sport-Union Neckarsulm).
Zuschauer: 1076.