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Insolvenzverwalter besiegelt Bundesliga-Aus der HB Ludwigsburg

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Double-Sieger HB Ludwigsburg steht noch vor dem Saisonstart als erster Absteiger der Spielzeit 2025/2026 fest. Dessen Ligakonkurrent Sport-Union Neckarsulm brechen durch das Aus bereits budgetierte Einnahmen weg.

Am Dienstag hatte selbst Hündin Lotte, das Maskottchen der HB Ludwigsburg (rechts), nichts mehr zu lachen. Nach nur einem Jahr Bundesliga-Zugehörigkeit endet die Zeit des Double-Siegers in der deutschen Eliteklasse vorzeitig.
Am Dienstag hatte selbst Hündin Lotte, das Maskottchen der HB Ludwigsburg (rechts), nichts mehr zu lachen. Nach nur einem Jahr Bundesliga-Zugehörigkeit endet die Zeit des Double-Siegers in der deutschen Eliteklasse vorzeitig.  Foto: Marijan Murat

Den letzten Nagel schlug am frühen Dienstagvormittag Holger Leichtle verbal in den Sarg der HB Ludwigsburg. „Trotz aller Bemühungen“, so hieß es in einer Mitteilung, sei es nicht gelungen, den Spielbetrieb des Frauen-Bundesligisten aus der Barockstadt angesichts seiner finanziellen Schieflage aufrechtzuerhalten.

„Wir haben in den vergangenen Wochen mit Hochdruck an verschiedenen Szenarien gearbeitet, doch auch in einem deutlich reduzierten Rahmen ist es uns nicht gelungen, eine tragfähige Finanzierung auf die Beine zu stellen. Vor diesem Hintergrund war jetzt eine verantwortungsvolle Entscheidung erforderlich“, ließ der Insolvenzverwalter mitteilen und besiegelte damit das endgültige Aus des amtierenden Meisters und Pokalsiegers.

HB Ludwigsburg steht als einziger Direktabsteiger fest

Die HB Ludwigsburg steht damit noch vor dem Saisonbeginn als erster und einziger direkter Absteiger der Bundesliga-Saison 2025/2026 fest, so dass die verbleibenden elf Mannschaften, die an ihrem jeweils angedachten Spieltermin gegen die HBL spielfrei pausieren werden, in der Playdown-Runde nur noch einen Relegationsteilnehmer ermitteln müssen. So bestätigte es am Dienstagmittag die Handball Bundesliga Frauen (HBF).

Neckarsulms Trainer Thomas Zeitz (links) erwartet eine spannendere Saison. Sommerneuzugang Antje Döll (rechts) lief im Vorjahr noch für die HB Ludwigsburg auf.
Neckarsulms Trainer Thomas Zeitz (links) erwartet eine spannendere Saison. Sommerneuzugang Antje Döll (rechts) lief im Vorjahr noch für die HB Ludwigsburg auf.  Foto: Larissa Eisele

Überraschend kam das Ludwigsburger Aus selbst für Außenstehende nicht mehr. Zu groß waren die bekannten Lücken im Etat, zu instabil die finanziellen Zusagen und zu dünn der verbliebene Kader, der zum Schluss nur noch drei Spielerinnen umfasste. Linksaußen Antje Döll etwa war vor zwei Wochen von der HB Ludwigsburg zur Sport-Union nach Neckarsulm gewechselt.

Spannendere Bundesliga und Extra-Motivation im DHB-Pokal

„Für den deutschen Handball ist es eine Katastrophe“, betont Thomas Zeitz, der als Trainer von Ludwigsburgs Ligakonkurrent Sport-Union Neckarsulm im direkten Aufeinandertreffen zwar stets als Verlierer aus der Halle ging, sich aber dennoch gerne mit der einzigen deutschen Mannschaft auf europäischem Top-Niveau duelliert hatte. „Das Rennen um die Meisterschaft wird dadurch aber so spannend wie seit 15 Jahren nicht mehr“, prophezeit Zeitz. Das sei angesichts eines nun weniger interessanten Kampfes gegen den Abstieg die andere Seite der Medaille.

Für sein eigenes Team, das am 4. Januar zum Start ins neue Jahr und am 4. April zum Abschluss der Hauptrunde gegen die HB Ludwigsburg hätte spielen sollen, werde der „ohnehin bescheidene Spielrhythmus nun nicht besser“. Klagen will er darüber jedoch nicht. Dass im Final Four des DHB-Pokals jetzt aber der mehr oder weniger sichere Platz von Titelverteidiger HB Ludwigsburg frei werde, sorge im Pokalwettbewerb definitiv für eine Extra-Motivation.


HBL-Aus im Hinterkopf: Sport-Union ist nicht unvorbereitet

Extra-Arbeit kommt hingegen auf die Mitarbeiter der Neckarsulmer Geschäftsstelle zu, die angesichts des ausfallenden Heimspiels umplanen müssen. „Wir haben uns schon länger überlegt, ob ein Ludwigsburger Aus gut oder schlecht für uns ist“, sagt Hannes Diller in seiner Rolle als Geschäftsführer des Vereins.

„Einfach gesagt bricht uns ein Elftel der Spieltagseinnahmen weg. Und auch wenn wir uns die Auswärtsfahrt nach Ludwigsburg und den Aufbau für das Heimspiel sparen, wiegt sich das nicht unbedingt auf.“


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Wie groß der Schaden letztlich sei, ließe sich jedoch nur schwer beziffern, schließlich minimiere sich etwa durch zwei weniger zu bestreitende Partien auch die Verletzungsgefahr der Spielerinnen als Angestellte des Vereins. Einnahmen aus dem Ticketing und dem Catering rund um das Heimspiel fehlen dem Verein aber in jedem Fall.

Verein will Gespräche mit Sponsoren und Dauerkarten-Inhabern suchen

Ob die Sport-Union durch die von der HB Ludwigsburg bei der Liga hinterlegte Bankbürgschaft für ihre finanziellen Ausfälle entschädigt wird, kann Diller noch nicht sagen. Am Mittwoch werden Vertreter der Erstliga-Clubs und die HBF dahingehend zu Gesprächen zusammenkommen. Sobald Klarheit herrsche, wolle der Verein aber auf jeden Fall mit den Sponsoren und den Dauerkarteninhabern das Gespräch suchen, betont Diller.

Geschäftsführer Hannes Diller kann den entstandenen Schaden für die Sport-Union noch nicht beziffern.
Geschäftsführer Hannes Diller kann den entstandenen Schaden für die Sport-Union noch nicht beziffern.  Foto: Larissa Eisele

Letztere hatten zwischen 200 und 230 Euro für elf Hauptrunden- und alle K.o.-Spiele bezahlt, bekommen seit Dienstagvormittag aber für ihr Geld mindestens ein Spiel weniger zu sehen. Geld, das der Verein eigentlich längst verplant und budgetiert hat. „Wir haben schon zwei bis drei Ideen, deren Umsetzung aber kompliziert ist“, sagt Hannes Diller. Er verspricht aber, das Thema nicht auf die lange Bank schieben zu wollen.

Folgen für Fans und Sponsoren

Auch für Partner und Sponsoren der Vereine hat das Aus der HB Ludwigsburg und dem mit ihm verbundenen Wegfall von Spielen Folgen. Unternehmen entgeht mindestens ein Heimspiel, um auf Werbebanden, Videowall, der neuen LED-Werbebande oder im Rahmen von speziellen Partner-Spielen wahrgenommen zu werden. Da Sponsorenverträge aber normalerweise für gesamte Saison und nicht für eine bestimmte Anzahl von Partien Gültigkeit haben, dürften ein solches Risiko die Werbepartner tragen. Dennoch hat Sport-Union Geschäftsführer Hannes Diller dahingehend bereits Gespräche mit den Sponsoren ankündigt.

Ärgerlich ist das Aus auch für Ludwigsburgs angedachten Auftaktgegner Frisch Auf Göppingen, dem eine seriöse Planung für die Partie am Samstag kaum möglich war. Auch der Buxtehuder SV dürfte sich über sein nun wegfallendes (einnahmeträchtiges) Weihnachtsspiel besonders ärgern.

Und auch jene Fans, die die HBF-Partien als Abonnenten von Streaminganbieter SportEurope.TV verfolgen, dürften sich ärgern. Sie bekommen – egal welches Abonnement-Modell sie gewählt haben – für ihr Geld künftig weniger Spiele zu sehen.

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