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Deins, meins - warum teilen wir?

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Wer gibt, bekommt häufig so viel mehr zurück. Selten war das Teilen mit anderen Menschen so beliebt wie aktuell. Doch was steckt hinter dem Trend? Verschiedenste Facetten beleuchtet das Wochenthema "Deins, meins - warum wir teilen".

von Milva-Katharina Klöppel
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Es gibt diesen einen Spruch von Albert Schweitzer, der uns allen sofort in den Sinn kommt, wenn es um das Thema Teilen geht. "Das Glück ist das einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt" - es klingt so einfach, so logisch. Und doch tun Menschen sich häufig schwer, etwas von ihrem Besitz abzugeben. Dinge in Besitz zu nehmen und sie gegen andere zu verteidigen, ist uns angeboren. Diesem Instinkt zu widersprechen ist nicht einfach. Teilen ist eine soziale Fähigkeit, die jeder Mensch erst erlernen muss. Das kann im Zweifel ganz schön mühsam sein. 

Gemeinsam schmeckt das Eis doch gleich viel besser. Doch das Teilen von Dingen will gelernt sein. Foto: Rawpixel.com/stock.adobe.com
Gemeinsam schmeckt das Eis doch gleich viel besser. Doch das Teilen von Dingen will gelernt sein. Foto: Rawpixel.com/stock.adobe.com  Foto: (208998933)

Nicht zu kurz kommen

Wer kann der kleinen Mia denn mit Bestimmtheit sagen, dass sie ihre Puppe zurückbekommt, nachdem ihre Freundin damit gespielt hat? Es dauert, bis Mädchen und Jungen merken, dass sie nicht zu kurz kommen, wenn sie teilen. Ganz im Gegenteil: dass es sogar von Vorteil sein kann, wenn sich mehrere Menschen zum Eis essen treffen und man so vielleicht mehr als eine Sorte zur Auswahl bekommt. Ganz zu schweigen von dem Spaß, den es macht, gemeinsam ein Eis zu schlecken. Dass die Gesellschaft sehr prägend im Bezug auf die Großzügigkeit von Kindern ist, erklärt Professor Hartmut Kasten, Entwicklungspsychologe, Frühpädagoge und Familienforscher in unserem Wochenthema "Deins, meins - warum wir teilen". 

Sind Trauer und Wut bei den Kleinsten so groß über den - meist nur kurzzeitigen - Verlust des Spielzeugs, hilft nur Trösten. Hat man einen kleinen Trotzkopf zu Hause, der mit keinem teilen mag, dann ist das Thema Teilen ein guter Anlass, über Gefühle zu sprechen. Je öfter Eltern das Gespräch mit ihren Kindern suchen, desto schneller entwickelt sich bei den Töchtern und Söhnen ein Einfühlungsvermögen. Eine tolle Hilfestellung für Eltern bieten da auch Kinderbücher zum Vorlesen. Die junge Bibliothekarin Kelly Schmalz aus Heilbronn hat eine Liste der besten zehn Bilderbücher zum Thema für uns zusammengestellt. Dabei darf natürlich der kleine Rabe Socke nicht fehlen, der mittlerweile seit 25 Jahren mit kleinen fiesen Tricks versucht, alles an sich zu raffen. 

Sie haben das Stadtbild verändert: Im vergangenen Jahr hielten die E-Scooter Einzug in Heilbronn. Foto: kristina rütten/stock.adobe.com
Sie haben das Stadtbild verändert: Im vergangenen Jahr hielten die E-Scooter Einzug in Heilbronn. Foto: kristina rütten/stock.adobe.com  Foto: kristina ruetten (287351189)

Sharing is caring

Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr? Stimmt nicht - bei zahlreichen Menschen in der Region findet gerade ein Umdenken statt. Sie engagieren sich in sogenannten "Free your Stuff"-Gruppen auf Facebook. Statt Dinge wegzuwerfen, wenn man sie selbst nicht mehr gebrauchen kann, geht es darum, sich von dem Zeug zu befreien und anderen Menschen in der Nachbarschaft eine Freude damit zu machen. Der Ausspruch aus dem Englischen "Sharing is caring" wird auch bei uns immer beliebter.

Schließlich hilft man mit dem Teilen von Gegenständen nicht nur einer einzelnen Person, sondern leistet auch einen Beitrag zur Nachhaltigkeit. Das umweltfreundlichste Briefpapier ist jenes, das bereits hergestellt wurde und nur auf Omas Dachboden darauf wartet, aus seinem Dornröschenschlaf erweckt zu werden. Dass Teilen und nicht Besitz glücklich macht, erklärt der Konsumforscher Georg Felser im Interview mit Stimme-Redakteurin Milva-Katharina Klöppel.

Mobilität der Zukunft 

Ob Wohnungen, Kleidung oder Autos: Immer mehr Dinge werden geteilt statt neu gekauft. Mit den E-Scootern ist die Ökonomie des Tauschens und Teilens, auch Sharing Economy genannt, auch in Heilbronn angekommen. Mal schnell von einem Ende der Stadt zum anderen flitzen? Kein Problem. Was in anderen Städten auch für Ärger gesorgt hat, wird in der Region sehr gut angenommen, wie Stimme-Redakteur Alexander Hettich in seinem Artikel herausstellt. 

 

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