Boom der E-Scooter: Region ist Top-Markt für Leihroller
Teile und rolle: E-Scooter großer Verleihroller haben seit einigen Monaten die Region entdeckt. In Heilbronn und Neckarsulm haben die Anbieter ihre Flotten an den Start gebracht und möchten sie am liebsten weiter ausbauen. Geteilt sind aber auch die Meinung zu dieser Art der Sharing-Mobilität.
Bis Ende 2020 war Heilbronn Scooter-Ödland. Dann schwappte der vor allem aus Metropolen bekannte Trend in die Stadt, die mittlerweile üppig bestückt ist. Mit Zeus, Bird, Tier und Lime bringen vier Anbieter ihre elektrisch betriebenen Leihroller auf den Markt. Jedem von ihnen hat die Stadt in einer detaillierten Vereinbarung bis zu 200 Scooter zugestanden, die Flotte könnte also auf bis zu 800 Geräte anwachsen.
Anbieter haben weitere Ausbaupläne
"Wir können uns sehr gut vorstellen entsprechend der steigenden Nachfrage und in enger Absprache mit der Stadtverwaltung unsere Flotte schrittweise zu vergrößern", teilt etwa der deutsche Anbieter Tier auf Nachfrage mit. Auch das Betriebsgebiet zu erweitern, sei eine Option. Bisher gilt "Roller frei" in der Kernstadt, Böckingen und Sontheim. Jetzt, so heißt es bei Tier, ziele man auch auf die "Randbezirke" ab.
Alles für die Umwelt - oder doch nicht?
Im Rathaus ist man mit dem Start zufrieden. "Die Stadt Heilbronn sieht dieses Angebot als wichtigen Bestandteil der nachhaltigen Mobilitätsentwicklung", erklärt die Verwaltung. Teilen statt kaufen: Das Prinzip liegt den Sharing-Modellen zugrunde, die es in Metropolen auch für E-Autos gibt. Die Anbieter sehen sich als "umweltfreundliche Alternative zum eigenen Auto". Doch es gibt auch Kritik. Laut einer Studie der staatlichen Universität North Carolina produzieren Elektro-Scooter pro Fahrer und Kilometer mehr Treibhausgase als ein gut besetzter dieselbetriebener Bus, ein E-Moped oder ein E-Bike.
Sharing ist wichtiger Aspekt moderner Mobilität
Die Anbieter setzen dem Recycling-Konzepte entgegen oder betonen, sie setzten auf Batterien mit längerer Lebensdauer. Sharing ist in: Geteilt werden Fahrräder, Scooter, Autos. Umweltfreundlichkeit ist das Hauptargument. Doch gibt es auch Untersuchungen, die Skepsis schüren: So konzentrierten sich etwa E-Auto-Leihsystem auf wenige In-Viertel in den Metropolen, die ohnehin gut an den Nahverkehr angebunden sind und verschärften eher noch die Verkehrsprobleme.
Städte in der Region sind mit Start zufrieden
In der Region haben die Scooter jedenfalls ihre Fans. Alle Anbieter, die auf Anfragen antworteten, zeigten sich zuletzt zufrieden mit dem Start. Nutzerzahlen veröffentlichen die Unternehmen nicht. "Die Resonanz ist weiterhin sehr gut. Die Fahrzeuge werden regelmäßig genutzt; die Flotte ist gut ausgelastet", teilt die Stadtverwaltung Neckarsulm mit. Allerdings: "Nicht immer werden die benutzten Fahrzeuge ordnungsgemäß abgestellt." Ein Phänomen, das auch in Heilbronn zu beobachten gibt, und das vielen Passanten auf die Nerven geht.
In Unfälle sind die E-Scooter laut Heilbronner Verwaltung nicht sehr häufig involviert. Ende Mai verunglückte ein 30-Jähriger tödlich, als er mit einem E-Scooter aus einem Heilbronner Parkplatz fuhr, die Vorfahrt missachtete und mit einem Lastwagen zusammenstieß. Die Zahl der Unfälle, in die Elektroroller verwickelt sind, liegt im einstelligen Bereich.
Kein Preisbrecher im Nahverkehr
Free Floating heißt der Grundsatz, nach dem die Rollerei funktioniert. Nutzer laden sich eine App auf ihr Handy. Dort sehen sie auf einer Karte, wo Roller geparkt sind. Anklicken, aufsteigen, losfahren: Bezahlt wird über die App. Die Ortungsfunktion verhindert, dass die Gefährte in vorher definierten Sperrzonen abgestellt werden. Dabei sind die Scooter nicht gerade ein Preisbrecher im Nahverkehr. Pro Kilometer werden rund 20 Cent fällig. Nicht viel teurer ist es, in Stuttgart ein Elektroauto als der Sharingflotte zu leihen.