Wenn Hundehalter sagen: "Der tut nichts"
Am 10. Oktober wird der beste Freund des Menschen gefeiert. Zum Welthundetag haben wir diese Geschichte aus unserem Archiv geholt. Hundetrainer Benjamin Merx aus Oberstenfeld hat Tipps für Hundebesitzer und Jogger, wie sie bei der nächsten Begegnung gut aneinander vorbeikommen.

"Der tut nichts." Dieser Spruch helfe in keiner Situation weiter, sagt Benjamin Merx. Seit mehr als zehn Jahren betreibt der 39-Jährige aus Oberstenfeld eine Hundeschule. Der Hund müsse so geführt werden, dass niemand Angst bekomme oder gar verletzt werde. Ziel seiner Arbeit mit Haltern und Tieren: "Beide sollen als Team durch die Situationen kommen."
Hundetrainer gibt Tipps: Körpersprache von Hunden beachten
Drei Ansagen des Halters, die befolgt werden müssen, hält Merx für essenziell. Erstens: Der Hund soll kommen, wenn man ihn ruft. Zweitens: Der Vierbeiner harrt an einem Platz aus, bis er das Kommando bekommt, dass er wieder laufen darf. Drittens: Das Führen des Hundes an der langen Leine. Dabei sollte es kein Geschrei oder einen Leinenruck geben. Diese Grundregeln erleichtern nicht nur das Miteinander. Sie dienen der Sicherheit des Tieres. Sonst gerate es beispielsweise schneller unter ein Auto, als man gucken kann.
Merx zufolge entstehen Konflikte erst gar nicht, wenn Menschen auf die Körpersprache des Hundes achten. "Jeder Halter sollte sich mit dem Ausdrucksverhalten seines Hundes über die Körpersprache beschäftigen." So sende der Hund etwa Beschwichtigungssignale aus: gähnen, den Kopf oder Blick abwenden, einen Bogen laufen, sich kurz übers Maul lecken. "Das muss man natürlich im Kontext einer Situation sehen", sagt Merx. "Liegt der Hund abends in seinem Platz und gähnt, dann ist er einfach nur müde."
Wichtig ist dem Trainer, Hunden zu ihrem Recht zu verhelfen. "Der darf auch mal erschrecken und die Zähne zeigen." Knurren sei Kommunikation. Der Halter müsse sich dann fragen: Was ist das Problem? Merx setzt darauf, dass der Halter das Verhalten, das er sich von seinem Hund wünscht, belohnt. Nicht unbedingt durch ein Leckerli, sondern durch Bedürfnisbefriedigung. Beispiel: Ein Hund flitzt auf einer Wiese herum und wird vom Besitzer zurückgepfiffen, weil ein Jogger naht. Folgt der Hund, darf er weiter rennen, sobald der Jogger weit genug entfernt ist.
Auf die richtigen Worte kommt es an
"Die Bedeutung von Worten muss der Hund erst lernen", sagt Merx. "Komm" oder "hier" hält er für wenig geeignet, um den Hund zu rufen. Viel zu häufig verwendeten Menschen diese Wörter in anderen Zusammenhängen. "Komm essen." "Komm, wir gehen." "Hier, dein Buch." Um den Hund zu rufen, sei beispielsweise "Zu mir" besser geeignet.
Schwierig wird es für den Hund, wenn die Regeln nicht klar sind. Darf er bei Frauchen aufs Sofa, aber bei Herrchen nicht, stiftet das nur Verwirrung. Was wird also von dem Hund erwartet? Innerhalb einer Familie sollte es eine klare Linie geben, rät Merx.
Dass ein Hund allein zu Hause bleibe, müsse ebenfalls trainiert werden. Ein sehr junger Hund sollte nur ein paar Minuten allein bleiben, ältere Hunde nicht länger als sechs Stunden. "Hunde sind soziale Lebewesen."
Worauf Jogger oder Spaziergänger achten können
Radfahrer, Läufer oder eine Gruppe Wanderer, die sich einem Hund nähern, sollten ihr Tempo verringern und den Hund nicht anstarren oder anbrüllen, sagt Merx. Kommt ein freilaufender Hund auf einen zu, kann man sich zur Seite drehen und dem Hund beispielsweise die Hand zum Schnuppern hinhalten. Auch für Hundeliebhaber gilt: Zurückhaltung.
Wer frontal mit offenen Armen auf einen fremden Hund zuläuft, weil er ihn streicheln möchte, kann beim Tier eine negative Reaktion hervorrufen. Eltern sollten ihre Kinder zurückhalten, wenn diese auf einen unbekannten Hund losstürmen. Stattdessen den Halter fragen, ob es okay ist, wenn man den Hund berühren möchte. "Jeder Hund ist anders", sagt Merx.
Welcher Hund zu wem passt
"Der Hund gibt Zuwendung und Liebe", sagt Merx. Wer sich einen Vierbeiner anschaffe, sollte sich bewusst machen: "Ein Hund bedeutet Arbeit." Mit Gassigehen allein sei es nicht getan. Er müsse auch mental ausgelastet werden.
Ein alter Mensch, der sich kaum mehr bücken könne, sollte sich nicht unbedingt einen Welpen anschaffen. Behäbige, breit gebaute Hunde passten eher zur Couch-Potato. Wer nur wenig Zeit habe, sollte sich keinen Hund anschaffen, stellt Merx unmissverständlich klar.
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