Beim Füttern gilt: Der Hund ist kein Wolf
Einer der wenigen Hundefutterhersteller in Deutschland sitzt in Gemmingen. Die Firma Bubeck stellt in ihrem Betrieb mit 30 Beschäftigten Hundekuchen her. Was drin steckt im Hundefutter und was Vierbeiner fressen sollten.

Weizen- und glutenfrei, proteinreich, vegetarisch – die Ernährung des Hundes ist wie die des Menschen eine Wissenschaft für sich. Mit einem Mythos räumt Kai Nagel auf. „Der Hund ist kein Wolf mehr. Das muss aus den Köpfen raus.“ Das Tier habe eine viele Tausend Jahre lange Evolution hinter sich. Zu viel Fleisch schade ihm.
Nagel ist Geschäftsführer von Bubeck Petfood in Gemmingen. Der Betrieb backt seit mehr als 125 Jahren Hundekuchen. Kai Nagels Vater Karl kaufte die Firma von der Familie Bubeck in Stuttgart-Untertürkheim, weil es keinen Nachfolger gab.
Die gebackenen Plätzchen sind knüppelhart. Der Hund müsse kauen, der Kautrieb befriedigt werden, erklärt Nagel. Wenn der harte Hundekuchen im Maul zerbricht und an den Zähnen schleift und kratzt, erhält das Tier obendrein eine Zahnreinigung.
Die wichtigsten Komponenten der Hunde-Ernährung? Kohlenhydrate und Fette, die ihm Energie liefern, sowie Proteine für den Zellaufbau und -erhalt, sagt Nagel. Als Kohlenhydrat-Lieferant verwendet er in seinen Produkten hauptsächlich Kartoffeln. „Die machen ein schönes Fell.“
Die Rezeptur bleibt geheim

Bubeck Petfood lässt sich nicht in die Karten schauen. Die Rezepturen für die einzelnen Produkte sind geheim. Die Maschinen und Öfen zur Herstellung des Hundefutters entwickelt der Betrieb in Eigenregie. Wichtig ist Kai Nagel das traditionelle Backverfahren. Wie beim Brotbacken macht man bei Bubeck aus den Rohstoffen einen Teig. Der ruht und wird anschließend langsam im Steinofen gebacken.
Das Getreide bezieht der Gemminger Betrieb von den Mühlen aus der Umgebung. Die Kartoffeln stammen aus Norddeutschland, Rind- und Pferdefleisch, Geflügel und Lammfleisch kauft Nagel auch im europäischen Ausland.
Absage an Kängurufleisch

Wie Menschen entwickeln Hunde Allergien. Sie bekommen Durchfall, vertragen Gluten nicht oder kratzen sich ständig. Bei der Behandlung der Leiden kommt es auch aufs Futter an. Bei Bubeck setzt man auf eine ausgewogene Ernährung. Nicht zu viel Fleisch, lieber Veggiedays einlegen, lautet Nagels Empfehlung. Er kritisiert, dass die Ernährung des Vierbeiners durch seinen Halter mitunter seltsame Blüten treibt. So gebe es beispielsweise eine Zebra-Süßkartoffel-Diät, erzählt er. Es würden Kängurus oder Tiere in Afrika geschossen, um zu Hundefutter verarbeitet zu werden.
Die Hundeliebe der Halter ist gut fürs Geschäft. „Wir können uns nicht beklagen“, sagt Nagel. Start-ups kaufen beispielsweise Hundefutter von Firmen wie Bubeck ein, verpacken es stylisch und gehen damit auf den Markt. Dem Hype verschließt sich Nagel nicht. So gibt es auch bei ihm beispielsweise Adventskalender für den Hund.
„Die Verpackung macht dem Halter Freude“, sagt der Geschäftsführer. Das Futter im Kalender tue dem Hund gut. „Das Innendrinnen bleibt wichtig, da bleibe ich auch stur.“
Werdegang des Ehepaares Nagel
Kai Nagel (46) stammt aus Heilbronn-Böckingen. Nach der Realschule in Schwaigern absolviert er eine Optikerlehre, anschließend geht er für zwei Jahre nach England. Er habe den vorgezeichneten Weg nicht einschlagen wollen, seine Eltern hätten ihn auch nie dazu gedrängt, sagt er. In England bemerkt Nagel, dass die Liebe zum Hund ausgeprägter als in Deutschland ist. „Hundefutter kann man sexy machen“, denkt er. Als der Vater Karl Nagel wissen möchte, ob der Sohn in den Betrieb einsteigen möchte, studiert Kai Nagel Wirtschaftsrecht. Im Jahr 2000 siedelt die Hundekuchen-Firma ins Gemminger Industriegebiet um. Nagel ist passionierter Rugby-Spieler.
Gina Nagel (40) stammt aus dem Allgäu und studiert Modedesign. Später konzentriert sie sich auf Grafikdesign. Berufsbedingt zieht sie nach Heidelberg um und lernt dort Kai Nagel kennen. Bei Bubeck Petfood kümmert sie sich um Marketing und um das Design der Verpackungen. „Wir wollen auffallen im Regal“, sagt sie. Ihre Vintage-Verpackungen stehen für eine moderne Interpretation des Traditionsbetriebs.
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