Diese Hunde finden Menschen unter Trümmern
Die Rettungshundestaffel Unterland bildet Hunde aus, die vermisste oder verschüttete Menschen aufspüren. Wer sein Tier ausbilden lassen möchte, muss Zeit investieren. So läuft die Trainingsarbeit ab.
Von Weitem sieht das Gelände aus, als sei ein großes Haus in sich zusammengestürzt. Trümmerteile aus Beton ragen gen Himmel. Das Chaos auf dem Gelände der Rettungshundestaffel Unterland in Heilbronn hat seine Ordnung. Hier werden Hunde ausgebildet, die Verschüttete oder Vermisste finden.
Helena Gaus aus Beilstein-Jettenbach klettert in eine Betonröhre unter den Trümmern. Deckel drauf. Für die Hunde ist sie jetzt eine Verschüttete. Corinna Loh aus Obersulm-Affaltrach, bekleidet mit leuchtend orangefarbener Hose, Jacke und einem weißen Helm, kann ihren Australian Kelpie mit dem schönen Namen Happy kaum noch halten. Zu groß ist die Verlockung nach einer erfolgreichen Suche mit einem Leckerli belohnt zu werden. Und alleine das zählt.

Spiel- und Beutetrieb sind wichtig
Gerhard Bindereif aus Sontheim ist seit 1977 bei der Rettungshundestaffel. Drei Jahre zuvor wurde der Verein gegründet. Vier eigene Rettungshunde hat er ausgebildet. Ein alter Hase. „Ein guter Suchhund muss nicht reinrassig sein“, sagt er. Wichtige Voraussetzungen seien eine gute Sozialverträglichkeit mit anderen Hunden und Menschen und ein guter Spiel- und Beutetrieb.
Denn der Hund suche nicht nach dem Menschen, um des Menschen willen. Er weiß, dass bei erfolgreicher Suche eine Belohnung auf ihn wartet. Mit seinem ausgeprägte Geruchssinn nimmt der Hund die Witterung des Menschen auf. Auch unter Trümmern.
Oder im Gelände. Denn auch sogenannte Flächenhunde bildet die Rettungshundestaffel aus. Dabei geht es um die Suche nach Vermissten, die sich irgendwo verlaufen haben. Gerhard Bindereif legt sich im Wald hinter einen Baumstamm ins Dickicht. Joschi, der fünfjährige Australian Shepard von Helena Gaus macht sich bereit. Irgendwo im Wald muss ein Mensch liegen. Den gilt es zu finden. Er hält seine Schnauze in die Luft. Nach wenigen Sekunden hat er Bindereif gefunden. Mit einem Bellen signalisiert er: Hier ist er. Die Belohnung folgt. Auftrag erledigt.
Ein Kraftakt für das Tier
Bis ein Hund seine Fähigkeiten im Sinne des Menschen einsetzt, braucht es viel Training. Die Tiere der Rettungshundestaffel sind folgsam. Wenn sie einen Vermissten oder Verschüttenden finden, dürfen sie nicht mehr auf die Befehle von Herrchen oder Frauchen reagieren. „Gewollter Ungehorsam nennt sich das“, sagt Bindereif. Der Hund muss bei seinem Opfer stehen bleiben und sich den Befehlen von Frauchen oder Herrchen widersetzen. Ein Kraftakt für das Tier.
Wer seinen Hund ausbilden lassen möchte, braucht vor allem Zeit und Ausdauer. „Ich habe meinen Hund 2006 vom Tierschutz geholt. Er hat mir gezeigt, dass er arbeiten möchte“, sagt Corinna Loh. Zwei Mal pro Woche finden das Training statt. Lehrgänge und Wochenendveranstaltungen kommen hinzu. Außerdem Erste-Hilfe- und Funklehrgänge. Ein Hundeführer muss zudem die Landkarte lesen und den Kompass verstehen können. „Am Tag vor der Hauptprüfung gebe ich eine Verpflichtungserklärung ab, dass ich mit meinem Hund auch zu einem Einsatz gehe“, sagt Vorstand Günter Baumann. Wird die Staffel alarmiert, müssen sie antreten. Auch wenn der Einsatz kostenlos ist und sich der Verein nahezu ausschließlich aus Spenden finanziert.
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