Grab aus frühalamannischer Zeit in Kirchardt gefunden
Im Kirchardter Industriegebiet Wimpfener Grund wurde das Grab einer Frau aus der Übergangszeit vom dritten zum vierten Jahrhundert nach Christus gefunden. In der Gegend haben aber wohl schon in der Jungsteinzeit, Jahrtausende vor Christus, Menschen gelebt.

Den Grabbeigaben nach zu urteilen war hier eine junge, wohlhabende Frau bestattet worden. Zu Lebzeiten hatte sie eine sehr schöne Kette getragen, die aus mindestens 15 Bernstein- und 26 bunten Glasperlen bestand. Neben ihrem rechten Oberarm fand sich eine kleine Gewandschließe aus Bronze und auf Höhe des linken Oberschenkels war ein kleines Tongefäß abgestellt. So beschreibt Andrea Neth vom Landesdenkmalamt den Fund im Kirchhardter Industriegebiet Wimpfener Grund.
Die Grabungen erfolgten zwar schon 2018 und 2019, die Ergebnisse sollten nach der Vorstellung des Kirchardter Bürgermeisters Gerd Kreiter jedoch diesen Sommer im Rahmen eines Vortrags vorgestellt werden. Kreiter hatte auch an eine Glasvitrine gedacht, in der einige der Fundstücke präsentiert werden sollten. Doch aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Infoabend abgesagt. Das Landesamt lehnte eine Ausstellung im Rathaus aus konservatorischen Gründen ab.
Laut Andrea Neth, Gebietsreferentin für Vor- und Frühgeschichte auf dem Gebiet des Stadt- und Landkreises Heilbronn, hätte der Vortrag ohnehin "nicht abendfüllend" getragen, da der Grabungsbefund "eher bescheiden" ausfiel. Das Grab datiert in die Übergangszeit vom dritten zum vierten Jahrhundert und gehört laut der Archäologin zu den wenigen Gräbern aus frühalamannischer Zeit in Baden-Württemberg. "Die Auffindung des Grabes kurz vor seiner endgültigen Zerstörung durch den Pflug oder eine Baumaßnahme kann als wirklicher Glücksfall bezeichnet werden", findet Andrea Neth.
Schon seit der Jungsteinzeit war das Gewann besiedelt gewesen
Im Sommer 2018 und 2019 wurden auf den Erweiterungsflächen für das Gewerbegebiet "Wimpfener Grund" archäologische Rettungsgrabungen durch die Fachfirma AAB durchgeführt. Aufgrund von Funden war vorab bekannt, dass das Gewann "Nägelsee" dank seiner fruchtbaren Böden schon seit der Jungsteinzeit besiedelt gewesen war. Die Hanglage und die intensive Landwirtschaft hatten jedoch bewirkt, dass nur noch tief in den Boden gegrabene Gruben erhalten geblieben sind. Überreste von Häusern waren nicht mehr überliefert.

"Die Funde bezeugen, dass vom sechsten bis ins vierte Jahrtausend vor Christus immer wieder jungsteinzeitliche Bauern hier gelebt haben", sagt Andrea Neth. Bei der Ausgrabung wurden hauptsächlich Keramikscherben, aber auch Geräte aus Feuerstein, Bruchstücke von Steinbeilen, Lehmbrocken von Hauswänden sowie Tierknochen geborgen. Aus den jüngeren Epochen der Bronze- und Eisenzeit (zweites und erstes Jahrtausend vor Christus) liegen dagegen nur einzelne Objekte vor. Dazu zählen zwei Schmucknadeln aus Bronze und das Fragment eines blauen Glasarmrings.
Am Hang hat sich möglicherweise ein römischer Gutshof befunden
Zahlreicher sind Funde aus römischer Zeit. Neben Keramik handelt es sich um bronzene Gewandnadeln, den Beschlag einer Messerscheide und wenige Münzen. Andrea Neth vermutet, dass sich weiter oben am Hang einst eine römische Niederlassung befunden hat, möglicherweise ein Gutshof.
Die Entdeckung von Siedlungsspuren und dem Grab aus der frühalamannischen Zeit bezeichnet die Archäologin als größte Überraschung. Nach dem Fall des Limes und dem Abzug der Römer 260 n. Chr. ließen sich kleine Gruppen germanischer Alamannen in dem ehemals römischen Herrschaftsbereich nieder.
Weg der Fundstücke
Das Grabungsteam wäscht und beschriftet die Fundstücke. Sie werden ansonsten im Auffindezustand belassen. Danach kommen sie ins Landesamt für Denkmalpflege, Dienstsitz Ludwigsburg-Grünbühl. Dort überprüfen Mitarbeiter zunächst, ob die Funde ordnungsgemäß verpackt und beschriftet sind. Wichtig sind die Grabungs- und die Fundnummer. Die Funde werden separiert: Keramik, Tierknochen und Fundstücke, die der weiteren Bearbeitung bedürfen. Metallteile werden je nach Bedarf geröntgt, restauriert oder eingefroren. Danach werden die Funde dem zentralen Fundarchiv in Rastatt überstellt.






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