Stimme+
Kirchardt
Lesezeichen setzen Merken

Grab aus frühalamannischer Zeit in Kirchardt gefunden

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Im Kirchardter Industriegebiet Wimpfener Grund wurde das Grab einer Frau aus der Übergangszeit vom dritten zum vierten Jahrhundert nach Christus gefunden. In der Gegend haben aber wohl schon in der Jungsteinzeit, Jahrtausende vor Christus, Menschen gelebt.

   | 
Lesezeit  2 Min
Andrea Neth, Archäologin beim Landesamt für Denkmalpflege, zeigt die Stelle, an der die Notgrabung durchgeführt wurde.
Foto: Jörg Kühl
Andrea Neth, Archäologin beim Landesamt für Denkmalpflege, zeigt die Stelle, an der die Notgrabung durchgeführt wurde. Foto: Jörg Kühl  Foto: Kühl, Jörg

Den Grabbeigaben nach zu urteilen war hier eine junge, wohlhabende Frau bestattet worden. Zu Lebzeiten hatte sie eine sehr schöne Kette getragen, die aus mindestens 15 Bernstein- und 26 bunten Glasperlen bestand. Neben ihrem rechten Oberarm fand sich eine kleine Gewandschließe aus Bronze und auf Höhe des linken Oberschenkels war ein kleines Tongefäß abgestellt. So beschreibt Andrea Neth vom Landesdenkmalamt den Fund im Kirchhardter Industriegebiet Wimpfener Grund.

Die Grabungen erfolgten zwar schon 2018 und 2019, die Ergebnisse sollten nach der Vorstellung des Kirchardter Bürgermeisters Gerd Kreiter jedoch diesen Sommer im Rahmen eines Vortrags vorgestellt werden. Kreiter hatte auch an eine Glasvitrine gedacht, in der einige der Fundstücke präsentiert werden sollten. Doch aufgrund der Corona-Pandemie wurde der Infoabend abgesagt. Das Landesamt lehnte eine Ausstellung im Rathaus aus konservatorischen Gründen ab.

Laut Andrea Neth, Gebietsreferentin für Vor- und Frühgeschichte auf dem Gebiet des Stadt- und Landkreises Heilbronn, hätte der Vortrag ohnehin "nicht abendfüllend" getragen, da der Grabungsbefund "eher bescheiden" ausfiel. Das Grab datiert in die Übergangszeit vom dritten zum vierten Jahrhundert und gehört laut der Archäologin zu den wenigen Gräbern aus frühalamannischer Zeit in Baden-Württemberg. "Die Auffindung des Grabes kurz vor seiner endgültigen Zerstörung durch den Pflug oder eine Baumaßnahme kann als wirklicher Glücksfall bezeichnet werden", findet Andrea Neth.

Schon seit der Jungsteinzeit war das Gewann besiedelt gewesen

Im Sommer 2018 und 2019 wurden auf den Erweiterungsflächen für das Gewerbegebiet "Wimpfener Grund" archäologische Rettungsgrabungen durch die Fachfirma AAB durchgeführt. Aufgrund von Funden war vorab bekannt, dass das Gewann "Nägelsee" dank seiner fruchtbaren Böden schon seit der Jungsteinzeit besiedelt gewesen war. Die Hanglage und die intensive Landwirtschaft hatten jedoch bewirkt, dass nur noch tief in den Boden gegrabene Gruben erhalten geblieben sind. Überreste von Häusern waren nicht mehr überliefert.

Aus dem frühalamannischen Grab stammen als Beigaben eine Kette aus farbigen Glas- und Bernsteinperlen und eine Gewandspange aus Bronze.
Foto: Yvonne Mühleis
Aus dem frühalamannischen Grab stammen als Beigaben eine Kette aus farbigen Glas- und Bernsteinperlen und eine Gewandspange aus Bronze. Foto: Yvonne Mühleis  Foto: Yvonne Mühleis

"Die Funde bezeugen, dass vom sechsten bis ins vierte Jahrtausend vor Christus immer wieder jungsteinzeitliche Bauern hier gelebt haben", sagt Andrea Neth. Bei der Ausgrabung wurden hauptsächlich Keramikscherben, aber auch Geräte aus Feuerstein, Bruchstücke von Steinbeilen, Lehmbrocken von Hauswänden sowie Tierknochen geborgen. Aus den jüngeren Epochen der Bronze- und Eisenzeit (zweites und erstes Jahrtausend vor Christus) liegen dagegen nur einzelne Objekte vor. Dazu zählen zwei Schmucknadeln aus Bronze und das Fragment eines blauen Glasarmrings.

Am Hang hat sich möglicherweise ein römischer Gutshof befunden

Zahlreicher sind Funde aus römischer Zeit. Neben Keramik handelt es sich um bronzene Gewandnadeln, den Beschlag einer Messerscheide und wenige Münzen. Andrea Neth vermutet, dass sich weiter oben am Hang einst eine römische Niederlassung befunden hat, möglicherweise ein Gutshof.

Die Entdeckung von Siedlungsspuren und dem Grab aus der frühalamannischen Zeit bezeichnet die Archäologin als größte Überraschung. Nach dem Fall des Limes und dem Abzug der Römer 260 n. Chr. ließen sich kleine Gruppen germanischer Alamannen in dem ehemals römischen Herrschaftsbereich nieder.

Weg der Fundstücke

Das Grabungsteam wäscht und beschriftet die Fundstücke. Sie werden ansonsten im Auffindezustand belassen. Danach kommen sie ins Landesamt für Denkmalpflege, Dienstsitz Ludwigsburg-Grünbühl. Dort überprüfen Mitarbeiter zunächst, ob die Funde ordnungsgemäß verpackt und beschriftet sind. Wichtig sind die Grabungs- und die Fundnummer. Die Funde werden separiert: Keramik, Tierknochen und Fundstücke, die der weiteren Bearbeitung bedürfen. Metallteile werden je nach Bedarf geröntgt, restauriert oder eingefroren. Danach werden die Funde dem zentralen Fundarchiv in Rastatt überstellt.

 


Mehr zum Thema

Martin Joos (links) und Hanns-Christoph Schiefer beim Oechsle-Messen durch ein Refraktometer. Genauer wird der Zuckergehalt mit insgesamt zehn anderen Inhaltsstoffen später im Labor per Analysegerät ermittelt.
Fotos: Mario Berger
Stimme+
Weinsberg
Lesezeichen setzen

Oechsle im Weinberg: Was ist denn das?



Mehr zum Thema

In dieser Biogasanlage produzieren Alexander und Marcel Benz Biogas. Den erzeugten Strom verkaufen sie an einen Energieversorger.
Fotos: Franz Theuer
Stimme+
Eppingen
Lesezeichen setzen

Aus Gülle wird Strom



Mehr zum Thema

Fabrik im Vollbrand: Brandeinsätze wie hier bei einer Eppinger Recyclingfirma sind seltener geworden. Wenn der Alarm schrillt, läuft bei der Feuerwehr eine minutiös ausgetüftelte Rettungskette an.
Foto: Archiv/Theuer
Stimme+
Eppingen
Lesezeichen setzen

Drei Schritte zur Bekämpfung des Feuers



Mehr zum Thema

Heiner Blasenbrei-Wurtz (l.) und Jürgen Bothner auf dem Solardach der Schulturnhalle. Die 80 Eigentümer wollen die Anlage weiterbetreiben, doch 2021 ändert sich die Förderung nach dem EEG.
Foto: Birgit Riecker
Stimme+
Kirchheim
Lesezeichen setzen

Wie aus Licht Strom wird



Mehr zum Thema

Daniela Buyer auf Stippvisite im Wintergarten: Nach anfänglicher Vorsicht überwiegt die Neugier und die Hühner nehmen den Besuch in Augenschein.
Foto: Helga El-Kothany
Stimme+
Brackenheim
Lesezeichen setzen

Wo 10.000 Hühner Eier legen


 
Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben