Wenn Pendeln zur Qual wird: Künzelsauer Ehepaar zieht um
Wohnen in Künzelsau, arbeiten in in Bietigheim-Bissingen: Nach jahrelangem Pendeln über die B19, die A6, und die A81 gibt das Ehepaar Rembold entnervt auf und verlässt das Kochertal. Zu viel Zeit und Lebensqualität haben ihnen die Staus auf der Strecke geraubt.

Jahrelang sind Felix Rembold und seine Frau Stefanie von ihrem Wohnort in der Amrichshäuser Straße in Künzelsau zur Arbeitsstelle nach Bietigheim-Bissingen gependelt. Inzwischen haben die Rembolds davon endgültig die Nase voll. Nun baut sich das Ehepaar, das zwei Kinder hat, ein Eigenheim in Lauffen am Neckar.
Nicht dass sich die Rembolds in Künzelsau nicht wohl gefühlt hätten, ganz im Gegenteil. Die Pendelei über die B19 und A6 aber hat die beiden zermürbt. "Wir haben immer häufiger einen riesigen Rückstau auf der A6, teilweise bis Öhringen, da bleibt so viel Lebensqualität auf der Strecke", klagt Felix Rembold. Seit auf der Autobahn rund um Weinsberg und Heilbronn gebaut wird, sei die Situation "unerträglich" geworden.
Immer mühsamer
Auch die Zufahrt zur Autobahn über die B19 werde zu Stoßzeiten immer mühsamer. "Ich brauche jetzt zu meinem Arbeitsplatz statt einer knappen Stunde in der Regel eineinhalb Stunden, bei einem Unfall sogar bis zu drei Stunden", sagt Rembold. Zudem gerät der Abteilungsleiter im Porsche-Dienstleistungszentrum auf der Strecke auch immer wieder in gefährliche Situationen. "Im Februar gab es zwei tödliche Unfälle an zwei Tagen", berichtet er.
Deshalb kritisiert Rembold auch die Verkehrsplaner. "Mit einem intelligenteren Leitsystem könnte man vieles verbessern", ist sich der 38-Jährige sicher. Er fordert mehr Stau-Warnschilder auf der Strecke und längere Einpendelspuren am Übergang der A6 zur A81.
Einige Jahre hatte das Paar sogar eine Zweitwohnung gemietet, um die zeitraubenden Anfahrten zu vermeiden, doch nachdem das zweite Kind geboren wurde, fiel diese Option weg. Dennoch fällt es den Rembolds nicht leicht, Künzelsau den Rücken zu kehren. "Ich habe den Landstrich schätzen gelernt, es ist wunderschön hier. Künzelsau ist eine lebenswerte Stadt mit einem enormen Freizeitwert", betont Felix Rembold, dessen Frau aus der Hohenloher Kreisstadt stammt.
Gesamtes Jagst- und Kochertal könnte leiden

Er fürchtet nun, dass durch die anhaltenden Verkehrsprobleme auch der gesamte Wirtschaftsraum im Kocher- und Jagsttal leiden könnte. Der Hohenloher Landrat Matthias Neth hofft, dass sich die Situation entspannt, wenn der sechsspurige Ausbau auf der A6 abgeschlossen ist. "Wir wissen auch um die starken Belastungen der B19 zu Stoßzeiten", sagt Neth. Dort seien die Ampeln an den Kreuzungen an der Leistungsgrenze angelangt. "Das Straßenbauamt plant gerade Verbesserungen an der Kreuzung bei Kupferzell und der Einmündung zum Gewerbepark", betont Neth.
Der Künzelsauer Bürgermeister Stefan Neumann hofft ebenfalls auf einen schnellen Abschluss beim A6-Ausbau. Er setzt auch auf Verbesserungen an der B19. "Ich freue mich, dass der Landkreis beim Ausbau der B19 vorangegangen ist und die Planung übernommen hat", so Neumann.
Zudem bleibt die Reaktivierung der Kochertalbahn auf der Strecke Waldenburg bis Künzelsau ein großes Ziel. Damit würde der Verkehr im Kochertal deutlich entlastet werden. Für die Rembolds kommen diese Schritte allerdings zu spät. Bis die Ziele umgesetzt sind, wohnt das Paar längst schon in Lauffen am Neckar.
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