Wie von Geisterhand gelenkt
Autonomes Fahren ist einer der Megatrends für die Zukunft. Im ersten Schritt kommt das vollautomatisierte Fahren bei Nutzfahrzeugen, also beim Transport von Gütern, zum Einsatz. Doch auch im Pkw-Bereich finden bereits Studien und erste Tests statt. Ein Blick in die Mobilität im Jahr 2030, 2040.

Der Fahrer checkt in Ruhe seine Mails oder schaut entspannt einen Film. Draußen zieht die Landschaft vorbei, das Auto hält die Spur, den Abstand zum Vordermann und bremst bei Bedarf - und zwar von ganz allein, ohne dass ein Mensch eingreifen muss. Erst einmal klingt das Beschriebene wie aus einem Hollywood-Streifen.
Autonomes Fahren gehört aber zu den großen Megatrends der Automobilindustrie. "Es gibt durchaus Autofahrer, die solche Technologien wollen", sagt zum Beispiel Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer. "Somit ist für mich nicht die Frage ob, sondern wann wir in selbstfahrenden Autos unterwegs sein werden."
Vielzahl von Unfällen ließe sich vermeiden
Der Trend des autonomen Fahrens sei für die Hersteller eng mit dem Ziel des unfallfreien Fahrens verbunden. Schon heute gebe es einfach viele Situationen, in denen die Systeme der Autos schneller und präziser reagieren können als der Mensch, so Dudenhöffer: "Wir reden hier von Mobilität im Jahr 2030, 2040."
Statistiken zeigen: Mehr als 90 Prozent aller Unfälle werden vom Menschen verursacht. Durch die entsprechende Technik ließe sich das deutlich minimieren. Noch aber sind zahlreiche Fragen zu klären - insbesondere die der Haftung, wenn es doch mal kracht. Der Technik das Fahren allein zu überlassen, kostet Menschen sicher erst einmal Überwindung. 500 Kilometer über die Autobahn überlässt man angesichts des Verkehrsaufkommens vielleicht dann doch mal irgendwann eher dem Computer. Die kurvigen Landstraßen in den Bergen nimmt man aber eventuell lieber selbst in Angriff. Und so sind sich die meisten Hersteller Stand heute einig, dass es auch in zehn oder 20 Jahren immer noch ein Lenkrad im Auto geben wird, um selbst einzugreifen.
Erster Einsatz von vollautomatisierten Fahrten im Nutzfahrzeugbereich
Wer sich heute ein neues Auto kauft, dem greift oftmals eine Vielzahl elektronischer Helfer unter die Arme, sogenannte Assistenzsysteme. Vor allem in höheren Fahrzeugklassen gibt es bereits Systeme, die die Fahrzeuge zumindest eine Zeit lang autonom zum Beispiel durch einen Stau steuern können. Erhebungen des McKinsey Center for Future Mobility zufolge besitzen derzeit nur etwa ein Prozent der verkauften Fahrzeuge Assistenten, die Teile des autonomen Fahrens umsetzen könnten. Schon 2025 sollen es bis zu 80 Prozent sein. Im ersten Schritt, so die Aussage der meisten Automobilhersteller, soll das vollautomatisierte Fahren bei Nutzfahrzeugen, also beim Transport von Gütern, zum Einsatz kommen.
Anfahren, beschleunigen, lenken und bremsen - der Fahrer nimmt die Hände vom Lenkrad und lässt den Wagen im Stau temporär machen. Einige Autos können das schon. Künftig kann der Fahrer auch aussteigen und sein neues Auto via Smartphone selbstständig in eine Parklücke steuern. Hier sprechen die Ingenieure vom automatisierten Fahren auf Level 3. Einen Schritt weiter ist dann das Level 4, das mit vollautomatisiertem Fahren gleichzusetzen ist. Der Wagen soll mit seinen Funktionen unter anderem ohne Mensch hinterm Steuer selbst ins Parkhaus fahren. Level 5 steht dann für das autonome Fahren - das Auto übernimmt dann die volle Kontrolle, der Fahrer muss nicht mehr eingreifen.
VW-Studie Sedric hat 2017 Ausblick auf Robotertaxi gezeigt
Wie so etwas aussehen könnte, hat VW im Jahr 2017 mit der Studie Sedric gezeigt. Ein Knopfdruck genügt und das Fahrzeug fährt vor. Es erkennt den Passagier, die Tür öffnet sich, er steigt ein, stellt das Gepäck ab und nimmt Platz. Dann bringt Sedric den Passagier je nach Wunsch auf dem kürzesten, schnellsten oder schönsten Weg ans Ziel.
Großstädter, die oft im Stau stehen, werden die Zeit im Auto künftig sinnvoll nutzen können, heißt es aus Wolfsburg - denn sie müssen nicht mehr selbst fahren, so die Vision. Für sie übernimmt die Elektronik wie von Geisterhand das Steuer. Egal, ob die Menschen zur Arbeit fahren oder sich zum Arzt oder Einkauf bringen lassen.
In den nächsten Jahren liegt der Fokus auf Level 2- und Level 3-Funktionen
Die Grundentwicklung der vernetzten Fahrerassistenz- und automatisierten Funktionen findet innerhalb des VW-Konzerns markenübergreifend in der sogenannten Car Software Organisation statt, sie untersteht Audi-Chef Markus Duesmann als oberstem Entwickler des gesamten Konzerns. Einem Sprecher zufolge liegt der Fokus im privaten Anwendungsbereich in den kommenden Jahren auf der Weiterentwicklung des automatisierten Fahrens auf Level 2. Mit der Einführung von Level-3-Funktionen werde das Angebot von marktspezifisch erlaubten und jeweils darauf zugeschnittenen Nebentätigkeiten einen entscheidenden Kundennutzen bringen.