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Zwischen Skepsis und Dankbarkeit: Diese Rückmeldungen erhalten Energieberater aus der Region

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Die Energiewende treibt viele Menschen um. Für Fragen stehen vielerorts Energieberater zur Verfügung. Doch sie bekommen nicht nur positives Feedback. So gehen Energieberater aus der Region Heilbronn-Franken mit Kritik zu ihrer Arbeit um.

 Foto: Julian Stratenschulte/dpa (großes Foto), Zacharie Scheurer/dpa-tmn (kleines Foto)

Wärmepumpe, Photovoltaikanlagen auf dem eigenen Dach oder eine Pelletheizung? Derzeit dreht sich viel ums Heizen in den eigenen vier Wänden. Viele fragen sich: Was gilt ab wann für meine Heizung? Eine Hilfe bei der Entscheidung kann eine Energieberatung sein. Wie arbeiten solche Berater und welche Rückmeldung bekommen sie in ihrem Alltag?

Im Landkreis Heilbronn wird derzeit eine Energieagentur aufgebaut. Seit April ist Jonathan Wein ihr Geschäftsführer. Derzeit werde ein kommunalen Klimaschutzverein aufgebaut. Das Ziel sei es, "den kommunalen Klimaschutz nach vorne zu bringen", sagt Wein. Mit Privatpersonen trete Wein deshalb kaum in Kontakt. Dafür gebe es die Energie-Start-Beratung. Lokale Energieberater stünden für eine erste Beratung kostenlos an mehreren Rathäusern des Landkreises zur Verfügung. Mit den Kommunen steht Wein in sachlichem Austausch, denn auch bei ihnen sei die Notwendigkeit des Themas angekommen. Für Wein besteht der Eindruck, "dass man dort ganz froh ist über eine professionelle Beratung". Gerade im Landkreis Heilbronn seien die Anforderungen sehr unterschiedlich und deshalb eine spezifische Beratung nötig.

Unsicherheit bei Verbrauchern: Das berichtet der Leiter der Energieagentur Heilbronn 

Negative Rückmeldungen hat Wein noch nicht bekommen. Davon kann er nur aus zweiter Hand berichten: Bei den Kommunen kämen immer wieder Anrufe von Bürgern an, die Auskünfte zur Energieplanung von Stadt oder Gemeinde fordern. Auch Berater, die für Privatpersonen arbeiten, "müssen gerade viel Arbeit reinstecken". Denn durch die langwierige Entstehung des Gebäudeenergiegesetzes und Art der Kommunikation des selbigen bestehe viel Unsicherheit bei den Verbrauchern.


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Das kennt auch Marco Hampele, Leiter des Energiezentrums des Landkreises Schwäbisch Hall, an das sich auch Privatpersonen wenden können: "Es herrscht starke Verunsicherung und auch Unwissenheit bei den Leuten." Um diese aufzuklären, organisiere er mit seinen Kollegen vermehrt Veranstaltungen zu Wärmepumpen. Denn diese seien für viele noch Neuland, Pelletheizungen beispielsweise müsse man weniger erklären. Dieser Versuch, Klarheit zu schaffen, werde von manchen Menschen aber falsch aufgefasst. Hampele erzählt, dass dem Energiezentrum immer wieder vorgeworfen werde, nur die aktuelle Politik zu vertreten. Dabei seien wissenschaftliche Erkenntnisse die Grundlage für die Beratung. "Wir sind keine politischen Vertreter", stellt Hampele klar. "Das wird heutzutage schnell vermischt."

Leiter des Energiezentrums im Landkreis Schwäbisch Hall kommt nach kurzem Abstand wieder auf die sachliche Ebene

"Hat von Ihnen keiner Ahnung?", durfte sich Hampele schon mal anhören. Situationen wie diese entstünden am Telefon, wenn jemand eine schnelle Auskunft erwarte. "Das ist aber nicht immer möglich", erklärt der Leiter des Energiezentrums. Wie geht er damit um? Im ersten Moment treffen ihn die Aussagen schon, sagt Hampele. Dann brauche er kurz Abstand, "um dann wieder auf die sachliche Ebene zu kommen".

Richtige Hassmails haben Hampele noch nicht erreicht. Das meiste Feedback sei positiv. Besonders im Nachgang seien viele froh, "dass jemand da ist, der unabhängig berät". Derzeit herrsche eine Art "Goldgräberstimmung" bei Photovoltaikanlagen. Unseriöse Anbieter versuchen laut Hampele mit Flyern und ständigen Anrufen, Bürger zu ködern. Die vermeintlichen Angebote kosten oftmals doppelt so viel, sagt der Leiter des Energiezentrums. Deshalb sei Beratung essentiell.

Leiter des Klima-Zentrums Hohenlohekreis sieht sich als "Kommunikator und Dienstleister" beim Thema Energie

"Ich sehe mich als Kommunikator und Dienstleister, der Gesetzesvorgaben verständlich macht", beschreibt Joachim Schröder, Leiter des Klima-Zentrums Hohenlohekreis, seine Aufgabe. Ihm sei es wichtig, ein Gespräch auf Augenhöhe mit den Bürgern zu führen. Das Klima-Zentrum bietet neben kostenlosen Erstberatungen in den Rathäusern auch eine Energie- und Klimaschutz-Sprechstunde an und organisiert Veranstaltungen mit Energie-Effizienzexperten.


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Auch in Hohenlohe bleibt harsche Kritik bislang aus, aber: "Wir spüren bei manchen Gesprächen, dass Bürger sehr verunsichert sind und Neuerungen daher skeptisch bis kritisch begegnen." Verständlich, denn es gehe um die eigene Heizung "und damit um den eigenen Geldbeutel". Schröder sieht es als seine Aufgabe, diese Unsicherheit auszuräumen. Hilfreich für ihn: Ideen und zusätzliche Motivation durch den Austausch mit Kollegen aus anderen Landkreisen. "Das I-Tüpfelchen sind aber Rückmeldungen, dass unsere Beratungsangebote Initialzündungen für private Projekte waren."

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Kommentare

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Sören Hunke am 27.11.2023 10:38 Uhr

Die Wärmepumpe allein ist nicht das Thema, sondern was in der öffentlichen Debatte / Berichterstattung dazu oft außer Acht gelassen wird: Gerade bei älteren Häusern müsste man in den meisten Fällen zusätzlich alle bestehenden Heizkörper gegen sehr teure bzw grösser dimensionierte Modelle austauschen oder den bestehenden Fußboden rausreißen und eine Fußbodenheizung (samt neuem Estrich und anschließend neuem Belag) verbauen lassen. Das ist teuer und ökologisch nicht gerade sinnvoll. Eine Wärmepumpe allein funktioniert mit den in alten Häusern bestehenden Heizkörpern nämlich nicht, wie mir mitgeteilt wurde. Warum liest man in Artikeln dazu eigentlich nie etwas?

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