Wie sich die Krautheimer Bürgermeister-Kandidaten beim Stimme-Wahlforum geschlagen haben
Die vier Bewerber für den Job des Krautheimer Bürgermeisters bezogen beim öffentlichen Schlagabtausch Position: Das sagen die Kandidaten zu interkommunaler Zusammenarbeit, Gewerbeentwicklung, Kinderbetreuung und Gestaltung der Stadtmitte.

Vier Kandidaten - und vier Top-Themen, welche für die Entwicklung der 4700-Einwohner-Gemeinde in den kommenden Jahren maßgeblich sein werden. Ein wichtiges davon - Rolle und Grad interkommunaler Zusammenarbeit - markiert dann auch den Einstieg in den politischen Teil des Stimme-Wahlforums im Eugen-Seitz-Bürgerhaus.

Besagte Kooperation hat in der jüngeren Vergangenheit nicht immer gut funktioniert - siehe Windkraft, Jagsttalbahn oder auch Pennymarkt. Wie Kristin Walter dies verbessern würde, will HZ-Redaktionsleiter Ralf Reichert wissen: Die 42-Jährige will "tiefe Gespräche" führen mit den Partnern, bleibt aber bei deren Stoßrichtung eher vage und nennt diesbezüglich nur das Krisenmanagement.
Wenig Gehaltvolles hat auch Markus Schmitt auf die Frage zu bieten, ob er Ämter - etwa die Kämmerei - auslagern und zusammenlegen werde. Marcel Koppe indes kündigt an: "2035 sollten wir hier zusammen agieren können." Andreas Insam stößt ins selbe Horn und verdeutlicht, dass er angesichts von Demografie und Personalmangel "langfristig" keine Alternative dazu sehe. Applaus.
Handfestes, aber auch Plattitüden

Zukunftsthema Nummer zwei: die Kinderbetreuung. Wie möchte der 48-jährige Schmitt ab 2026 den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule garantieren? Die Industrie sei hier im Jagsttal bereits in der "Vorreiterrolle", die Stadtverwaltung müsse dringend "Lösungsmöglichkeiten" finden. Allein: Es fallen ihm keine ein.
Was tun gegen den Personalmangel? Redakteurin Katrin Draskovits richtet die Frage postwendend an Andreas Insam: In der Diagnose ist der 47-Jährige klar: Die örtlichen Weltmarktführer machten hier "interessantere Angebote als der öffentliche Dienst". Bei der Lösung fürs Problem kommt auch er etwas ins Schlingern, schlägt aber immerhin den Einsatz von "Springern" vor. Der 38-jährige Koppe kennt nicht einmal die örtliche Betreuungsquote für Unter-Dreijährige und bleibt auf die Frage hinsichtlich einer Absenkung von Kiga-Standards gleichfalls stumm. "Offensiv werben" und Möglichkeiten der praxisintegrierten Ausbildung besser nutzen: Das ist das Rezept von Kristin Walter.

Gestaltung der Stadtmitte
Etwas weniger Konjunktur haben Unkenntnis und Phrasen dann immerhin, als die Debatte in Richtung Gestaltung der Stadtmitte einschwenkt: Wie denn das vielbeschworene neue Zentrum aussehen solle, wenn es nicht einmal gelinge, attraktive Geschäfte dorthin zu locken, wird Koppe gefragt. Er habe persönlich bereits mit möglichen Investoren gesprochen, versichert jener. Den vor der Schule entstehenden Platz will er zu einem Treffpunkt der Generationen machen, ein Café für Radfahrer sowie ein Parkhaus beim ZG-Areal schaffen.
Wie Walter den Konflikt zwischen Zentrum-Entwicklung und der Widmung der Jagsttal-Trasse lösen möchte? "Schwierig" sei das, alle Interessen müssten gesehen und sich Zeit genommen werden, um im Dialog mit den Bürgern einen echten Stadtkern entstehen zu lassen. Die Plattitüden - hier sind sie wieder. "Komplett raushalten" will sich unterdessen Markus Schmitt. Ein Raunen geht durchs Publikum. Der Versuch, das wieder einzufangen - er gelingt nicht wirklich. In puncto Ansiedlung eines Drogeriemarktes müsse jedenfalls "weitergebohrt" werden. Andreas Insam indes zeigt sich realistischer: "Kurzfristig sehe ich hier keine Geschäfte." Die Gespräche seien schließlich gescheitert. Es gelte vielmehr, mit einem "kleinen Wohngebiet" anzufangen.
Von Inseln und Radwegen

Wie das stockende interkommunale Gewerbegebiet mit Dörzbach forciert und Ausgleichsflächen gefunden werden können? Insam: "Ohne Gewerbe ist kein Wohnen möglich. Man muss in den sauren Apfel beißen, dass manches nebeneinander stattfinden muss." Koppe bleibt auf die Frage der Moderatorin, wo er denn Gewerbe ansiedeln oder erweitern wolle, blass. Wie allgemein die lokale Wirtschaft gestärkt werden könne? Schmitt schweben "Inseln" von Logistik und Industrie vor. Den Tourismus will er mit Cafés und Radwegen beleben. "Unglaublich wichtig" sei es, die Energiewende vor Ort voranzutreiben, betont Kristin Walter noch.
Dann kommen die Bürgerfragen: Walter will einen "Runden Tisch" für junge Menschen anbieten. Insam plant, dass "Rathaus und Gemeinderat raus zu den Bürgern gehen". Schmitt möchte die Vereine dazu bewegen, Fahrdienste für Senioren anzubieten. Koppe sieht keinen Handlungsdruck, die ärztliche Versorgung in der Stadt zu verbessern - und Insam will die Teilorte künftig besser einbeziehen.