Hohenlohekreis hält an der Kochertalbahn fest – Wie geht es jetzt weiter?
Der Kreistag im Hohenlohekreis stimmte am Montag dafür, die Hälfte der Prüfungskosten mit Künzelsau zu teilen und die Trägerschaft des Vorhabens an die Stadt oder eine andere Gebietskörperschaft abzugeben. Wie es jetzt weitergeht.

Der Hohenlohekreis steht zu seiner Zusage, die weiteren Prüfungen für eine mögliche Reaktivierung der Kochertalbahn mitzufinanzieren. Allerdings hat sich das Interesse des Kreises an dem umstrittenen Projekt verändert, seit die Gemeinderäte von Kupferzell und Waldenburg eine Kostenbeteiligung abgelehnt haben und damit vorerst raus sind.
Deshalb soll die Trägerschaft des Vorhabens vom Kreis auf die Stadt Künzelsau oder eine „andere Gebietskörperschaft“ übergehen. Diese beiden Punkte beschloss der Kreistag am Montag bei seiner Sitzung in Pfedelbach.
Reaktivierung der Kochertalbahn weiterhin möglich: Hohenlohekreis hält an möglicher Bahnlinie fest
Bereits am 26. Juli 2023 hatte das Gremium entschieden, die Hälfte der Kosten für die verpflichtende Infrastrukturplanung samt Standardisierter Bewertung zu stemmen. Die anderen 50 Prozent sollten sich Künzelsau, Kupferzell und Waldenburg teilen. Nachdem die beiden kleineren Kommunen mehrheitlich dagegen gestimmt haben, erklärte sich der Gemeinderat der Stadt Künzelsau bereit, das Projekt weiter voranzutreiben und sämtliche Kosten der kommunalen Seite zu übernehmen.
Dieses Votum wurde am 12. März gefällt. Die Stadt will die Reaktivierung der Kochertalbahn also am Leben halten und baut dabei vor allem auf den Hohenlohekreis als Co-Finanzier. Der grundsätzliche Beschluss von dessen Seite fiel am 26. Juli 2023 bei 20 Ja-Stimmen, zwölf Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen.
Abstimmung im Hohenloher Kreistag: Entscheidung fällt für Kochertalbahn
Am heutigen Montag votierte der Kreistag mit 23 Ja-Stimmen bei 18 Nein-Stimmen erneut dafür, die mögliche Wiederbelebung der Kochertalbahn noch intensiver prüfen zu lassen. 39 Kreisräte stimmten dafür, die Projektträgerschaft vom Hohenlohekreis an die Stadt Künzelsau oder eine andere Gebietskörperschaft zu übertragen (ein Kreisrat stimmt dagegen, einer enthielt sich).
Damit steht jetzt fest: Jede Seite bezahlt 450.000 Euro der insgesamt 900.000 Euro teuren Infrastrukturplanung, deren Kostenaufwand zuletzt verringert wurde. Anfangs war von drei Millionen Euro die Rede. Nach dieser Expertise sowie der Standardisierten Bewertung ist klar, wie viel der Neubau dieser stillgelegten Strecke insgesamt kosten wird.
So viel kostet die Reaktivierung der Kochertalbahn
Eine aktualisierte Machbarkeitsstudie war vor einem Jahr zu dem Ergebnis gekommen, dass zwischen 194,5 und 247,1 Millionen Euro zu investieren wären: je nachdem, ob die Trasse ab Gaisbach durchs Künsbachtal oder einen neuen Tunnel führen wird. Davon blieben auf Seiten des Kreises und der Kommunen bei der großen und von den Experten favorisierten Tunnel-Lösung 24,2 Millionen Euro hängen, wenn Bund und Land tatsächlich 90 Prozent der Baukosten zahlen.
Wie geht es jetzt weiter mit der Kochertalbahn im Hohenlohekreis?
Die exakte Trasse wird in der nun folgenden Detailprüfung genauso analysiert wie der volkswirtschaftliche Nutzen. Nur wenn dieser Wert positiv ist, kann der Kreis beim Land einen Förderantrag stellen. Die erste grobe Machbarkeitsstudie hatte in diese Richtung gewiesen.
Die Ergebnisse dieser Standardisierten Bewertung könnten Ende 2026 vorliegen. Erst dann entscheidet sich, wie es weitergeht. Bleiben Kupferzell und Waldenburg der Kochertalbahn weiter fern oder klinken sie sich doch noch ein? Oder kann und will die Stadt Künzelsau das Projekt mit dem Kreis weiter als Duo vorantreiben? All das muss geklärt sein, bevor der Förderantrag gestellt wird.
Betriebskosten der Bahnlinie sind der eigentliche Knackpunkt
Erst dann kann auch die Frage geklärt werden, ob und in welcher Form das Land den dauerhaften Betrieb der Strecke finanzieren wird. Diese Kosten sind am Ende eigentliche Knackpunkt, denn alleine könnten Kreise und Kommunen sie niemals finanzieren. Doch selbst ein Teilbetrag könnte sie langfristig finanziell überfordern. Dabei geht es vor allem um die Frage, in welcher Taktung die Bahnen fahren werden. Nur jede Stunde oder alle halbe Stunde, wie es auf der Stadtbahn S4 bis Öhringen-Cappel Standard ist.