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Reaktivierung der Kochertalbahn: Land sieht gute Chancen

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Nach der positiven Machbarkeitsstudie befürwortet das Verkehrsministerium die Umsetzung. Jetzt sind der Hohenlohekreis und die betroffenen Kommunen am Zug, weitere Planungen in die Wege zu leiten.

Käme die Künsbachtal-Variante in Betracht, würde an dieser Stelle die alte Trasse vom Radweg zur Bahnstrecke.
Käme die Künsbachtal-Variante in Betracht, würde an dieser Stelle die alte Trasse vom Radweg zur Bahnstrecke.  Foto: Reichert, Ralf

Um die Kochertalbahn mit der favorisierten Tunnellösung auf einer Länge von zwölf Kilometern zu reaktivieren, müssten der Hohenlohekreis sowie Künzelsau, Kupferzell und Waldenburg nach ersten Schätzungen 24,2 Millionen Euro der förderfähigen Kosten bezahlen. Die Gesamtkosten liegen bei 274,1 Millionen Euro, wovon der Bund 217,1 Millionen und das Land 32,8 Millionen tragen könnten. Darüber ist in der Region nach der Vorstellung der positiven Machbarkeitsstudie am 27. März eine kontroverse Diskussion entbrannt. Die einen klagen: Das ist ein Millionen-Grab und viel zu teuer. Die anderen jubeln: Das ist eine Jahrhundertchance, die auf jeden Fall genutzt werden muss.

Diese Fragen müssen jetzt geklärt werden

Klar ist: Der Ball liegt beim Kreis und den Kommunen. Sie müssen jetzt die Köpfe zusammenstecken und sich einigen: Machen wir weiter und zahlen bis zu 3,3 Millionen Euro, um die Kosten in einer weiteren verpflichtenden Vorplanung zu konkretisieren? Geben wir danach eine "Standardisierte Bewertung" in Auftrag, die noch tiefer greift als die Machbarkeitsstudie und die entscheidenden Weichen stellt, um die Förderung beim Bund beantragen zu können? Vor Überraschungen ist in beiden Fällen keiner gefeit. So könnten die Kosten noch viel höher liegen. Auch technische Details wie der steile Abstieg samt Tunnel zwischen Gaisbach und Künzelsau könnten noch viel heikler werden.

 


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Verlehrsministerium des Landes ist positiv gestimmt

Eine wichtige Rolle spielt das Verkehrsministerium des Landes. Es hatte das Rennen um die Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken in Baden-Württemberg einst eröffnet und die Kochertalbahn nach einer ersten Potenzialanalyse auserkoren, diese Strecke noch genauer untersuchen zu lassen. "Die Ergebnisse sind sehr erfreulich", sagt Wenke Böhm, Sprecherin des Ministeriums, auf HZ-Anfrage. Man sehe sich dadurch bestätigt, die Reaktivierungsstrategie weiter voranzutreiben, und befürworte die Umsetzung der Maßnahme. Gleiches gelte für die Elektrifizierung der Hohenlohebahn zwischen Cappel und Hessental, ohne die eine reaktivierte Kochertalbahn gar nicht möglich wäre.

Die hohen Kosten überraschen das Ministerium nicht

Dass dieses Unterfangen einen stolzen Preis hat, damit hat das Ministerium gerechnet: "Die Reaktivierung der Kochertalbahn kommt einem Neubau gleich, da die alte Infrastruktur komplett abgebaut wurde. Die Kosten sind daher auch angesichts der Kostensteigerungen bei vergleichbaren Vorhaben nicht überraschend." Sprich: Das Land wäre prinzipiell im Boot. Laut Studie sei die Wirtschaftlichkeit erfüllt und damit eine wesentliche Bedingung erfüllt, das Bauprojekt in dem maßgeblich vom Bund bestimmten Rahmen zu fördern. "Daher stehen die Chancen gut, dass die Strecke reaktiviert werden kann", so Böhm. Allerdings weiß auch die Sprecherin: "Die Umsetzung obliegt dem Hohenlohekreis. Hier muss zunächst der Kreistag entscheiden, ob eine Reaktivierung weiterverfolgt werden soll." Und: Falls er sein Ja-Wort gebe, "muss die Wirtschaftlichkeit noch durch eine Standardisierte Bewertung" bestätigt werden.

 


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Kochertalbahn hat noch genauso gute Chancen wie alle anderen Reaktivierungsprojekte

Einige Kreise sind schon viel weiter als der Hohenlohekreis. Das Ministerium hatte nach Vorstellung der ersten Potenzialanalyse im Herbst 2020 eine Art Windhund-Prinzip ausgerufen. Das heißt: Wer am schnellsten prüft und plant, hat als erster die Chance, gefördert zu werden. Dabei geht es weniger um die Investitionskosten als vielmehr um die Finanzierung des Betriebs. Ohne dauerhafte Förderung ist diese von kommunaler Seite unmöglich zu stemmen. Doch nur 100 Kilometer sind fest budgetiert. Wo steht der Hohenlohekreis in diesem Ranking? "Die Kochertalbahn hat dieselben Chancen wie andere Reaktivierungsstrecken, von einer Unterstützung durch das Land bei den laufenden Betriebskosten zu profitieren", erklärt Böhm. "Die Rahmenbedingungen hierzu befinden sich derzeit in der finalen Abstimmung. Die Betriebskosten für die fest budgetierten 100 Kilometer sind bis dato noch nicht verausgabt." Je nach Variante würden für die Kochertalbahn zwölf Kilometer (Tunnel) oder 15 Kilometer (Künsbachtal) veranschlagt.

Weitere Bundes-Milliarden für die Schiene? Noch unklar, was davon beim Land ankommt

Seit 2020 fördert der Bund Investitionen zur Reaktivierung und Elektrifizierung kommunal geplanter Bahnstrecken mit bis zu 90 Prozent. Belange des Klimaschutzes werden nun viel stärker berücksichtigt. Weil die Wirtschaftlichkeit insgesamt viel breiter berechnet wird, haben ländliche Kreise bessere Chancen. Ende März kündigte der Koalitionsausschuss an, weitere 45 Milliarden Euro in die Schieneninfrastruktur zu stecken. Inwiefern diese zusätzlichen Bundesmittel dem Land und seinen Ausbauprogrammen zugute komme, sei noch unklar, sagt Böhm.

 


Hintergrund

Zwei Trassen sind laut Studie am wirtschaftlichsten und damit förderfähig. Die eine biegt im Nordosten Gaisbachs ins Künsbachtal, die andere führt dort in einen Tunnel. Die eine misst 15 Kilometer, die andere 12 Kilometer. Die eine kostet 194,5 Millionen Euro, die andere 274,1 Millionen. Der Tunnel ist 1,2 Kilometer lang. Diese Lösung wird empfohlen, denn sie ist drei Minuten kürzer und erfordert keinen weiteren Fahrzeugumlauf. Dafür ist sie teurer. Von Waldenburg bis Kupferzell- Nord führt die Strecke auf der historischen Spur, so wie vom Künsbachtal bis zur Endstation Ganerben-Gymnasium. Eine neue Trasse erschließt Gaisbach ab Kupferzell-Nord und führt durch die Ortsmitte.

 
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