Hohenlohekreis bekräftigt Pläne zur Asylunterkunft im Löwengarten Pfedelbach
Der Hohenlohekreis hält zwar daran fest, das ehemalige Seniorenheim Löwengarten in Pfedelbach anzumieten und darin Flüchtlinge unterzubringen. Kurz vor dem Infoabend für Bürger an diesem Mittwoch, 15. März, erklärt Landrat Neth, warum diese Lösung dennoch ein Kompromiss ist.

Kurz vor dem Infoabend am Mittwochabend, 15. März, zeichnet sich eine Lösung bei der umstrittenen Asylunterkunft im Löwengarten in Pfedelbach ab: Landrat Matthias Neth erklärte in einem Gespräch mit der Heilbronner Stimme diesen Kompromiss, bevor er das Konzept den Mitgliedern des Kreistagsausschusses vorstellte.
Der Landkreis hält daran fest, das ehemalige Seniorenheim anzumieten und darin Flüchtlinge unterzubringen. Allerdings sollen dort nun nicht mehr vorwiegend Einzelpersonen, also vor allem junge Männer, unterkommen, sondern "in erster Linie mit Menschen mit Handicap, weil es ja auch von den Räumen einen Pflegeheimcharakter hat und barrierefrei ist."
Nach Nationalitäten könne und wolle man nicht trennen. "Wir betreiben keine Ausschließeritis", sagt Neth - und meint damit auch, dass in der Asylunterkunft auch alleinreisende Männer unterkommen könnten, wenn es in anderen Unterkünften eng werde.
Eine erneute Prüfung des Konzepts ergab entscheidende Änderungen
Man habe sich zudem noch einmal die Quadratmeterverteilung angesehen und festgestellt, dass die Räume wegen der Nasszellen ideal für Ehepaare oder Familien mit Kindern wäre. Ältere Menschen, die in ihrer Bewegung eingeschränkt seien, zum Beispiel aus der Ukraine, könnten darin ebenso unterkommen. Dies bedeute, dass der Kreis die Zimmer nicht so dicht belegen könnte wie vorgesehen und statt bis zu 160 Personen nur "zwischen 90 bis 95" einziehen würden.
Das Ziel: Besorgten Bürgern bewusst die Ängste nehmen
Weitere Details würden nun geklärt, der Vertrag mit der BBT-Gruppe sei "unterschriftsreif". Wenn man die Pläne so umsetze, "würde das vermutlich die Akzeptanz der Unterkunft unter der Bevölkerung erhöhen", sagt Neth. "Das würde aber auch neue Herausforderungen für Pfedelbach ergeben." Denn Familien mit Kindern bedeuteten einen höheren Betreuungsaufwand, den die Gemeinde schultern müsse.
Weiter plant der Kreis in den ersten Monaten mit Sicherheitskräften. "Ich glaube zwar nicht, dass wir sie brauchen, doch es würde den Menschen in der ersten Zeit die Ängste nehmen." Trotz des geänderten Belegungskonzepts könne es sein, dass alleinreisende Männer einziehen. Das könne man nicht pauschal ausschließen, wenn alle anderen Unterkünfte belegt seien. Man wisse am Monatsanfang nie, wie viele Familien oder Männer dem Kreis konkret zugewiesen würden.
Mehr als 1500 Menschen beteiligten sich am Bürgerbegehren
Die Rechtmäßigkeit wird derzeit noch geprüft. Ist das Landratsamt vor dem Bürgerwillen in die Knie gegangen? Neth würde das so nicht sagen. Nach nochmaliger Prüfung sei das Konzept angepasst worden. Man müsse die Sorgen der Bürger ernst nehmen. Er befinde sich da in einem Zwiespalt: "Als untere Staatsbehörde muss ich den Raum für die Menschen schaffen." Wenn Gebäude da seien, müsse man sie nutzen, denn er sei gegen die Belegung von Turnhallen. Dies würde das Vereinsleben nach Corona erneut lähmen. Deshalb müsse man geeignete Objekte nutzen: so wie das Seniorenheim, das ohnehin leerstehe.
Landrat Matthias Neth nimmt auch Berlin in die Pflicht
Der Landrat kann nicht verstehen, warum die große Politik in Berlin die großen Platzprobleme der Kreise und Kommunen bei der Unterbringung sowie die Sorgen der Bevölkerung nicht wahrnimmt. Das Landratsamt ist gespannt, wie sich das neue Konzept für Pfedelbach auf die Akzeptanz der Bürger auswirkt. Die meisten hatten sich daran gestört, dass vorwiegend Männer in die Unterkunft mit bis zu 160 Plätzen einziehen sollen.
Das sind die Folgen für die Gemeinde
Mit den rund 100 Flüchtlingen, die im ehemaligen Seniorenheim unterkommen sollen, sei Pfedelbach im Vergleich zur Einwohnerzahl "gut versorgt", betont Landrat Neth. "Ich denke auch, es ist richtig, dass man die Menschen im Hauptort unterbringt, da dort die Nahversorgung gut ist." Mit dem Zuzug von Familien müsse sich aber auch die Gemeinde zusätzlichen Aufgaben stellen. Die Kindertagesstätten sind voll, deshalb müssen andere Lösungen her.
Bürgermeister Torsten Kunkel sagt, eine erste Überlegung wäre, eine Kinderbetreuung direkt vor Ort zu organisieren. Landrat Neth meint, genauso wichtig seien Ehrenamtliche, die sich für die Integration einsetzten. Man könne sich "nicht ewig" auf dieses Engagement verlassen, jedoch fehle dem Landkreis derzeit schlichtweg das Personal.
Ein Bürger-Abend zur Unterkunft ist am Mittwoch, 15. März, um 19 Uhr in der Gemeindehalle Nobelgusch.