Sorge und Kritik an geplanter Asylunterkunft in Pfedelbach
Mit der Umnutzung des ehemaligen Seniorenheims könnten bis zu 160 Asylbewerber in Gemeinde kommen.

Eines haben Gemeinde und Bürger gemeinsam: Die Sorgen und Ängste über die geplante Asylunterkunft im ehemaligen Seniorenzentrum Löwengarten sind groß (wir berichteten). Für viele plötzlich kam die Information im Dezember, dass der Landkreis dort Flüchtlinge unterbringen möchte, die unter seiner Obhut stehen. Um möglichst viel Transparenz zu schaffen, informierten das Landratsamt und die Gemeinde in der Nobelgusch die Bürger. Etwas mehr als 100 nutzten das Angebot für eine sehr emotionale und dennoch sachliche Diskussion.
Steigende Zahlen
Warum Pfedelbach? Das zeigt Mike Weise, der Dezernent für Umwelt und Ordnung, zunächst in einer Präsentation, die deutlich macht, wie stark die Flüchtlingszahlen noch steigen. Rund ein Viertel kommt aus der Ukraine, der Rest sind Asylbewerber. 2021 waren es 158 im Hohenlohekreis, im vergangenen Jahr 303 und im kommenden Jahr rechnet der Landkreis mit 420 Menschen, die es unterzubringen gilt. Im Löwengarten soll die Unterbringung zunächst auf fünf Jahre begrenzt sein mit der Option um 24 Monate zu verlängern. Aktuell fehlt noch die Genehmigung des Regierungspräsidiums.
Umbauarbeiten sind bis auf den Einbau von Küchen nicht nötig. Geplant ist zunächst rund 20 Asylbewerber ab März aufzunehmen. Nimmt man den Maßstab von 7,5 Quadratmetern pro Person können 111 Menschen Platz finden, im "äußersten Notfall", wie Weise betont, könnten sogar bis zu 160 Asylbewerber untergebracht werden. Weise ergänzt zur Frage, warum Pfedelbach: Man könne eben nur Gebäude nehmen, die geeignet sind und wo die Miete nicht zu hoch ist. Einziehen werden voraussichtlich Familienverbände, aber vorwiegend alleinreisende Männer aus Syrien, der Türkei oder Afghanistan. Als Weise das vorliest, geht ein Raunen durch den Saal. Genau das macht den Menschen Sorgen, wie die anschließenden Fragen zeigen. Denn am Anfang ist nur einmal pro Woche ein Sozialarbeiter vor Ort, an einem anderen Tag jemand von der Wohnheimverwaltung. Schockierend für viele ist der Betreuungsschlüssel von einem Sozialarbeiter auf 110 Menschen.
Konflikte erkennen

"Wie will man da Konfliktpotential erkennen?" will eine Zuhörerin wissen, die selbst Kurse für Asylbewerber gibt. Junge Menschen aus verschiedenen Kulturen seien den ganzen Tag zusammen und haben nichts zu tun. Jedoch, betont sie, nicht weil sie nicht wollen, sondern weil sie nicht arbeiten dürfen. "Viele sagen mir immer, sie wollen doch für ihren Lebensunterhalt selbst aufkommen." Hans Wolf fragt, wie die Sicherheit der Menschen im betreuten Wohnen nebenan gewährleistet wird. Weise betont, es gebe nur in Künzelsau einen Sicherheitsdienst. Sicher, ergänzt Bürgermeister Torsten Kunkel, werde man mit der Polizei im Austausch sein, damit dort öfter eine Streife fährt. Denn klar ist: Ist die Unterkunft voll, zählt sie zu den größeren im Kreis.
Sybille Busch arbeitet im Krankenhaus und muss morgens früh aufstehen: "Wer sorgt dafür, dass nachts Ruhe ist?" Und: "Meine Wohnung ist schon jetzt weniger wert." Weise meint: "Das kann ich leider nicht beeinflussen." Heinz Häfner wirft ein: "Kann man nicht mal auf die Idee kommen, dass man Menschen mit der gleichen Nation in einer Unterkunft unterbringt?" Man schaue schon, dass verschiedene Glaubensrichtungen nicht zusammen untergebracht werden, ist hier die Antwort vom Landratsamt.
Achtung vor Vorurteilen
Bei all diesen Worten dürfe man eins nicht vergessen: Nie pauschal verurteilen, betont Kunkel trotz seiner Bedenken. Schaut man auf die Zahlen, gibt es im Verhältnis mehr Brandanschläge auf die Unterkünfte als Straftaten, die die Asylbewerber begehen. 2022 seien von über 300 im Kreis zwei auffällig gewesen, so dass die Polizei eingreifen musste.
Im Lauf des Abends wird immer klarer: Die Menschen fühlen sich von der Politk in Berlin im Stich gelassen. Warum kann nicht eine Art Betriebsarzt kommen? Die Ärzte rund um Pfedelbach haben Aufnahmestopp, mahnt eine Bürgerin. Auch der Bürgermeister spart nicht mit Kritik: "Die leben in einer Berliner Blase, das ist Zuwanderung, die nicht gesteuert ist." Auch der Kreis, so eine Zuhörerin, muss mehr tun, als Betten zu besorgen. Meinung "Selbst gemacht"