Faktencheck: Pflegeheim in Pfedelbach wurde nicht geräumt, um dort Flüchtlinge unterzubringen
Der Hohenloher Landrat Matthias Neth weist die "bösartige Unterstellung" aus einem Beitrag des Senders "Servus TV" scharf zurück. Auch AfD-Kreisrat Thomas Schmidt suggerierte diesen Bezug im Kreistagsausschuss.

Landrat Matthias Neth übt scharfe Kritik an einem Beitrag des Senders "Servus TV" über die geplante Flüchtlingsunterkunft in Pfedelbach. Darin wurde der Eindruck erweckt, das Pflegeheim sei geräumt worden, um darin Flüchtlinge unterzubringen. "Ich weise das deutlich zurück. Das ist nicht nur eine bösartige Unterstellung, sondern damit zündelt man. Das ist verwerflich und niederträchtig."
Das wurde in dem TV-Beitrag gesagt
In dem Beitrag berichtet die TV-Sprecherin: "Platz gemacht wurde bereits, die Senioren, die hier am Löwengraben gewohnt haben, mussten ihr Domizil im Herbst verlassen, unverständlich für Nachbar Manfred Fauser." Dieser wurde daraufhin wie folgt zitiert: "Ich begreife die ganze Sache so und so nicht, wenn ich überlege, was im letzten September hier los war, wo die alten Leute auseinandergerissen wurden, nach jahrelanger Freundschaft, ein bitterliches Weinen, also das war schon herzergreifend." Mit keiner Silbe erwähnt wurde der tatsächliche Grund, der zur Räumung führte.
Dies stellt der Landrat in der Zeitachse klar
Neth stellt klar: "Die Mitarbeiter des Pflegeheims wurden bereits im Juni 2022 informiert, dass die Schließung geplant ist, der Kreistag am 18. Juli. Am 30. Juli wurden die Bewohner verlegt, am 23. September zog der letzte aus. Anfang Oktober haben wir zum ersten Mal über das Thema gesprochen, dort womöglich Flüchtlinge unterzubringen."
Das ist der Grund für die Schließung des Pflegeheims
Geschlossen werden musste das Seniorenzentrum laut Neth, "weil es nicht der Landesheimbauverordnung entsprach". Darüber sei der Gemeinderat vor der Sommerpause informiert worden. Die Zahl der Pflegeplätze hätte um die Hälfte reduziert werden müssen, um die geforderten Einzelzimmer und Wohngruppen zu schaffen: "Dies hätte den Betrieb wirtschaftlich und personell unmöglich gemacht."
Deshalb habe die BBT-Gruppe als Mehrheitsgesellschafterin der Hohenloher Senioren gGmbH das Heim zum Verkauf oder zur Vermietung angeboten. Das Objekt sei für den Kreis interessant gewesen - vor allem um zu verhindern, öffentliche Hallen mit Flüchtlingen belegen zu müssen. Der Bürgermeister sei darüber informiert worden und habe es im Gemeinderat verkündet.
AfD-Kreisrat äußert sich in Kreistagsausschuss
Auch AfD-Kreisrat Thomas Schmidt hatte im Kreistagsausschuss am 6. März suggeriert, die Räumung des Pflegeheims stehe in Zusammenhang mit der Nutzung als Asylunterkunft. Nachdem der Bericht darüber erschienen war, forderte Schmidt von der Heilbronner Stimme eine "Richtigstellung". Er habe gesagt, "dass die Senioren raus mussten wegen Schimmel, Wasserrohrbruch und der Heizung und wegen der EU- Verordnung die besagt, dass die Seniorenheime nicht so viel Bewohner pro Quadratmeter haben dürfen".
Sitzungsprotokoll sorgt für Klarheit
Ein Faktencheck widerlegt diese Behauptung. Weder hat der Stimme-Redakteur diesen Satz so gehört oder mitgeschrieben, noch findet er sich im offiziellen Sitzungsprotokoll der Kreisverwaltung, das alle Wortmeldungen aufzeichnet. Demnach hatte Schmidt wörtlich nur folgende Frage gestellt: "Wie kommt man da drauf, dass man eine Flüchtlingsunterkunft nimmt und Senioren raus müssen wo mitten im Wohngebiet sind wo alles mit Familien voll ist?"



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