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Ermittlungen nach Geldautomaten-Sprengung in Kupferzell: "Die Täter sind total rücksichtslos"

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Unbekannte haben in der Nacht auf Freitag den Geldautomaten der Sparkasse am Marktplatz in Kupferzell gesprengt. Die Filiale ist verwüstet, die Täter sind auf der Flucht. Beginnt nun eine neue Serie von Banküberfällen?

Die Wucht der Detonation hat die Fensterfront aus den Angeln geworfen und hinausgedrückt auf den Gehweg. Glasscheiben sind zerborsten. Sparkassen-Bereichsleiter Raphael Posch hat für die Zeitungsleser vor Ort dieses Bild geschossen.
Die Wucht der Detonation hat die Fensterfront aus den Angeln geworfen und hinausgedrückt auf den Gehweg. Glasscheiben sind zerborsten. Sparkassen-Bereichsleiter Raphael Posch hat für die Zeitungsleser vor Ort dieses Bild geschossen.  Foto: Alternativer Fotograf

Einige Monate war es ruhig um Sprengungen von Geldautomaten in der Region, jetzt geht es wieder los: In der Nacht auf Freitag sprengten Unbekannte den Geldautomaten in der Sparkassen-Filiale am Marktplatz von Kupferzell. Anwohner schreckten aus dem Schlaf hoch, als die Täter gegen 3.30 Uhr die Detonation auslösten. Ob es fester Sprengstoff war oder Gas, ist bislang nicht bekannt, teilt die Polizei mit.

Was sie von Zeugen jedoch weiß: Die Täter waren maskiert und fuhren in einem Auto, wahrscheinlich einem silbernen Q-Modell von Audi, also einem hochmotorisierten Fahrzeug, Richtung Feßbach davon. Die Polizei startete sofort eine Fahndung, die jedoch ohne Erfolg blieb. Ein Hubschrauber konnte nicht aufsteigen, weil es zu stark regnete. Das Kriminalkommissariat Künzelsau ermittelt. Zeugen melden sich dort unter Telefonnummer 079409400.

Zerstörte Sparkassen-Filiale in Kupferzell: "Es sieht schlimm aus"

Am Morgen danach ist die Spurensicherung vor Ort. Als sie das Gebäude und den Marktplatz freigibt, damit der Bauhof aufräumen und absperren kann, zeigt sich das ganze Ausmaß des Schadens, der auf einem Foto deutlich wird: Der Innenraum der Bankfiliale im Erdgeschoss des Gebäudes ist verwüstet, die ganze Fensterfront ist herausgedrückt, die Scheiben zum Teil zerborsten. Schutt, Scherben und Lose der Sparkassen-Lotterie verteilen sich über den Marktplatz.

Raphael Posch, Bereichsleiter der Sparkasse Hohenlohekreis, klingt am Telefon geschockt: "Das sieht schlimm aus", befindet er. Wann die Filiale wieder öffnen kann, sei nicht absehbar. Die Höhe des Schadens kann er noch gar nicht abschätzen. Auch ob und wie viel Geld gestohlen wurde, ist zunächst unklar. Wahrscheinlich müsse ein Bauingenieur die Statik des Gebäudes überprüfen. Während die Filiale im Erdgeschoss völlig verwüstet ist, sind die Büros in anderen Gebäudeteilen scheinbar unberührt geblieben. Daher ist Posch zuversichtlich, dass die Statik nichts Großes abbekommen habe. Die Gewerbeimmobilie ist unbewohnt, Personen kamen nicht zu Schaden.

Ein Blick in die Filiale hinein zeigt die Verwüstung. Die Täter seien maximal rücksichtslos vorgegangen, meint die Polizei.
Ein Blick in die Filiale hinein zeigt die Verwüstung. Die Täter seien maximal rücksichtslos vorgegangen, meint die Polizei.  Foto: Fabian Koss/onw-images

Warum in Kupferzell? Polizistin erklärt, wie brutal und berechnend die Täter vorgehen

Viel weiß die Pressestelle im Polizeipräsidium am Freitag noch nicht. "Man kann aber davon ausgehen, dass die Täter Profis waren, wohl Serientäter", analysiert Annika Schulz. Es passe zum Vorgehen solcher Täter, die oft in kleineren Orten entlang von Bundesstraßen oder in Autobahnnähe zuschlagen, um möglichst rasch fliehen zu können: "Die Täter sind total rücksichtslos, auch auf ihrer Flucht", weiß Schulz.

Fünf Einbrüche in Bankfilialen gab es in diesem Jahr bereits im Präsidiumsbereich: Im April in Schwaigern bei Heilbronn und jetzt in Kupferzell wurden Automaten gesprengt, in drei Fällen in Teilorten von Eppingen, Bad Rappenau und Neuenstadt gab es keine Explosionen: Hier versuchten es die Täter mit mechanischen Mitteln oder sie gelangten gar nicht bis zum Automaten. Außerdem wurde in diesem Monat die Sparkasse in Satteldorf bei Crailsheim aus gleichen Motiven in die Luft gejagt. Somit schlugen Sprenger bereits zum dritten Mal in kurzer Zeit in der Region zu.

Seit Jahren immer wieder gesprengte Geldautomaten in der Region

Erinnerungen werden wach an die vergangenen zwei Jahre. 2022 und 2023 beschäftigten Geldautomatensprenger die Polizei im ganzen Land: Damals explodierte im Schnitt alle neun Tage eine Bankfiliale in Baden-Württemberg, auch in Teilorten von Heilbronn, Möckmühl und Bretzfeld. Aufsehen erregte im Herbst eine Sprengung in Wiernsheim im Enzkreis: Die Täter flohen als Geisterfahrer über die A6 und verursachten bei Bad Rappenau einen tödlichen Unfall.

Aufgrund immer besserer Sicherheitstechnik in Banken mit Personal scheinen Automatensprengungen heute erfolgversprechender zu sein als der klassische Banküberfall. Der bislang letzte dieser Art im Bereich des Polizeipräsidiums ist über fünf Jahre her: Er ereignete sich am 18. März 2019 in Neuenstein.

Sparkassen-Filiale in Kupferzell zerstört: Wohin Kunden sich nun wenden können

Sparkassen-Kunden können von einem Sonderangebot Gebrauch machen: Sie können den Geldautomaten der Volksbank, die einige Häuser weiter in der Kupferzeller Marktstraße steht, vorübergehend kostenlos nutzen. Für dieses kurzfristig eingerichtete Angebot zeigt sich Sparkassen-Bereichsleiter Raphael Posch dankbar. Er verweist zudem auf die nächstgelegenen Sparkassen-Filialen: Diese befinden sich in Neuenstein und Gaisbach (Selbstbedienung), dazu die Hauptstelle in Künzelsau.

Zerstörte Fensterscheiben sind nach einer Explosion eines Geldautomaten an einer Sparkasse zu sehen.
Zerstörte Fensterscheiben sind nach einer Explosion eines Geldautomaten an einer Sparkasse zu sehen.  Foto: Fabian Koss (onw-images)
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