Das Schloss als Wahrzeichen Künzelsaus
Das älteste Foto im Künzelsauer Archiv zeigt das Schloss der Herren zu Hohenlohe-Langenburg-Gleichen. Es ist zur ähnlichen Zeit wie das Bild aus Kupferzell entstanden.

Was wie eine gelungene Bleistiftzeichnung anmutet, ist tatsächlich das älteste Foto im Archiv der Stadt Künzelsau. "Wie besonders in der Frühphase der Fotografie häufig, wurde hier nachretuschiert, an einzelnen Stellen sogar auffällig", erklärt Stadtarchivar Stefan Kraut. Und der Mann muss es wissen, Kraut gilt als wandelndes Gedächtnis der Stadtgeschichte. Seiner Einschätzung nach dürfte das Foto in den 1860er Jahren entstanden sein. Doch ganz sicher ist sich selbst der Archivar nicht, denn um das Bild ranken sich einige Mythen. Schon der vermeintliche Lichtbildner ist unbekannt.
"Als Fotograf signiert ein Wieland", erläutert Kraut. Doch das sei keine Person aus Künzelsau. "Ein Fotograf aus jener Zeit mit diesem Name findet sich in der Stadt nicht", so der Historiker. Ein erster Fotograf aus der Stadt, der Bilder angefertigt hat, ist aber schon aus dem Jahr 1844 nachweisbar, nicht einmal 20 Jahre nachdem die Fotografie erfunden wurde. Sein Name ist heute allerdings unbekannt.
Das Motiv ist markant - damals wie heute. Das Schloss, das Graf Johann Ludwig von Hohenlohe-Langenburg-Gleichen 1679 als dreigeschossiges Gebäude im Stil der Spätrenaissance mit vier Rundtürmen erbauen ließ. Zuvor stand dort an gleicher Stelle die 1248 erbaute mittelalterliche Wasserburg Künzelsau, die später die Herren von Bartenau übernahmen, ehe sie 1390 an die Herren von Stetten fiel.
Foto hält älteren Zustand fest

Das Foto, das sehr gut erhalten ist, zeigt das Schloss noch im alten Zustand. "Betrachtet man den Bau heute, sieht man die Änderungen sofort. Auch das Wappen über dem Eingang ist anders", erläutert Stefan Kraut. Die Fotografie entstand, als der Renaissancebau wohl noch im Besitz der Hohenloher Grafen war. 1868 starb die letzte Bewohnerin im Schloss, die Gräfin Rohde, geborene Hohenlohe.
Schon zuvor waren bereits einige Linien der Fürsten zu Hohenlohe ausgestorben, darunter 1862 die Linie Hohenlohe-Kirchberg. Sie waren Eigentümer des Künzelsauer Schlosses, hatten sich aber zu der Zeit bereits von einigen Immobilien getrennt. Nach dem Tod der Gräfin erfolgte der Verkauf an den württembergischen Staat, der dort 1873 ein evangelisches Lehrerseminar einrichtete. Von 1937 bis 1939 wurde das Schloss umgebaut, ehe dort die "deutsche Heimschule" einzog. Heute ist mit dem Schlossgymnasium (Semi) ein staatliches Aufbaugymnasium mit Internat in dem Prachtbau untergebracht.
Verbindung zum Bild vom Kupferzeller Schloss
Entstanden sein könnte das Foto etwa zur gleichen Zeit wie das vom Kupferzeller Schloss, das in der HZ-Serie bereits vorgestellt wurde. Auch die Fotografie vom Schloss in der Nachbarkommune dürfte in den 1860er Jahren angefertigt worden sein. Sie kommt nachweislich vom Verlag des 1822 geborenenen Fotografen August Mencke in Hamburg. Das Künzelsauer Foto könnte somit vom gleichen Verlag stammen, erwiesen ist das aber nicht. Zu der Zeit waren Schlösser und Herrenhäuser beliebte Motive. Verlagsfotografen reisten durch die Lande, um die historischen Bauwerke auf Platte zu bannen. Die Bilder wurden dann zum Verkauf angeboten.
Das Künzelsauer Originalfoto liegt heute gut behütet im Stadtarchiv. Eine Kopie kann allerdings jederzeit besichtigt werden. "Wir zeigen die Kopie im Rahmen der Ganerben-Dauerausstellung im Museum", schildert Stefan Kraut.
Öffnungszeiten
Das Künzelsauer Stadtmuseum ist von Mittwoch bis Sonntag, 13 bis 17 Uhr, geöffnet. Der Eintritt ist frei.
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