Damals wie heute eine schmucke Kulisse
Das älteste Foto im Niedernhaller Rathaus ist eine Stadtansicht von 1884. Mindestens eine Parallele zu heute gibt es: keinen Bahnanschluss.

In einem schlichten, schmalen dunkelbraunen Rahmen hängt das Foto im Besprechungszimmer des Niedernhaller Bürgermeisters. So ist das heute, so war es schon, als Emil G. Kalmbach noch Chef im Rathaus war.
Anders als sein Nachfolger Achim Beck erinnert sich Kalmbach aber noch genau daran, wie die Stadt in Besitz des besonderen Fotos gekommen ist, das Niedernhall im Jahr 1884 zeigt.
Anlässlich der Stadtfest-Eröffnung am 15. Juli 2006 hat er es von Else Frey überreicht bekommen. "Frau Frey stammt aus Niedernhall, ist eine geborene Kerl", sagt Kalmbach. Zum damaligen Zeitpunkt habe sie im Großraum Stuttgart gewohnt und das Foto ihrer Heimatstadt vermachen wollen. Wie Else Frey in Besitz der Aufnahme gekommen war, das weiß Kalmbach allerdings nicht. "Ich vermute, es war länger im Familienbesitz."
Es lässt sich viel ablesen
Obwohl Emil G. Kalmbach das Foto längst nicht mehr so oft sieht wie zu seiner Amtszeit, hat er es noch immer gut vor Augen. "Das ist einfach eine tolle Aufnahme, auf der man die Entwicklung der Stadt wunderbar nachvollziehen kann", sagt er. Und tatsächlich lässt sich einiges ablesen, vergleicht man vorher und nachher, früher und heute.
Auf den ersten Blick fällt auf, dass sich die Stadt noch fast ausschließlich innerhalb der Stadtmauer befindet. "Die sechseinhalb Hektar Altstadt, das war Niedernhall", sagt Kalmbach. Nur wenige Häuser, etwa im Bereich der heutigen Neufelser Straße in Richtung Giebelheide, befinden sich außerhalb. Die Altstadt selbst scheint ihr Gesicht kaum verändert zu haben. Die markanten Gebäude wie Rathaus, Kelter, Götzenhaus und Laurentiuskirche sind gut zu erkennen.
Brückenbau 1985

Die Brücke, die hier auf dem historischen Bild noch über den Kocher zur Altstadt führt, hatte ihren Zenit zum Zeitpunkt der Aufnahme längst überschritten. So ist im Niedernhaller Heimatbuch zu lesen, dass die Gemeinde am 16. Juli 1884 einen neuen, moderneren Brückenbau beschlossen habe, der dann 1885 auch umgesetzt wurde.
Diese Brücke mit einer Eisenkonstruktion wurde im Zweiten Weltkrieg gesprengt und danach weitgehend in ihrer heutigen Form aufgebaut. Damals wie heute hat Niedernhall keinen Bahnanschluss: "Die Kochertalbahn gab es in Niedernhall erst 1924", sagt Emil G. Kalmbach. Inzwischen gibt es sie schon seit den 1990er Jahren nicht mehr. Der damalige Gleisbau habe allerdings deutliche Spuren hinterlassen.
"Die Bahnlinie hat ein ebenes Gelände gebraucht", sagt Kalmbach. Also habe man das stark ansteigende Gelände abgegraben. Das sei auch der Grund dafür, dass ein Teil der Stadtmauer heute weit über das eigentliche Straßenniveau emporrage. Ein anderer Teil sei den Bauarbeiten gänzlich zum Opfer gefallen. Heute, da die Altstadt unter Denkmalschutz steht, wäre eine solche Maßnahme undenkbar.