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80 Euro für das Bild von der Öhringer Treppe

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Es ist zwischen 1860 und 1880 entstanden und zeigt den Blick auf das Öhringer Schloss und die Treppe zum Hofgarten. Teil 4 unserer Serie "Hohenloher Foto-Fossilien" erzählt, was man über das Foto und den Fotografen weiß.

Die Hofgartentreppe hat sich die vergangenen Jahrzehnte immer wieder verändert. Zuletzt wurde die Treppenanlage vom Hofgarten zum Schloss vor der Landesgartenschau 2016 erneuert.
Foto: privat
Die Hofgartentreppe hat sich die vergangenen Jahrzehnte immer wieder verändert. Zuletzt wurde die Treppenanlage vom Hofgarten zum Schloss vor der Landesgartenschau 2016 erneuert. Foto: privat

Das Schloss ist sicher das meistfotografierte Objekt in Öhringen. Und mit ziemlicher Sicherheit ist es eben diese Ansicht vom Hofgarten aus, sorgt doch die imposante Schlosstreppe - egal, ob alt oder neu - für Dynamik. So ist es kein Wunder, dass Michael Walter, Sprecher der Stadt Öhringen, auf der Suche nach dem ältesten Foto im Schloss auf ein Foto vom Schloss gestoßen ist. Michael Walter sagt: "Es handelt sich mit Sicherheit sogar um die überhaupt erste fotografische Aufnahme des Schlosses."

Aufgenommen vom Atelier August Mencke & Co in Wandsbek bei Hamburg

Trotz des hohen Alters der Fotografie lässt sich noch sagen, wann und von wem sie gemacht wurde: Es ist eine Fotografie des Ateliers und Verlages August Mencke & Co aus Wandsbek bei Hamburg. Aufgenommen wurde das Bild zwischen 1860 und 1880. Es ist ein 20 mal 26 Zentimeter großer Albuminabzug, aufgewalzt auf einen mit Bordüren versehenen festen und typographisch vorbereiteten Untersatzkarton, der wiederum eine Größe von 42 auf 37 Zentimeter hat. Das Foto ist gut erhalten, der Abzug ist etwas verblichen und minimal fleckig, der Karton etwas stockfleckig. Das Foto stammt aus einem Privatbesitz. Im Jahr 2017 wurde der Abzug der Stadt Öhringen zum Kauf angeboten.

Was weiß man über das Foto und das Atelier? Die Abbildung wurde im Kontaktverfahren hergestellt und entsprach dem Format des Negativs. Durch August Mencke und die Mitarbeiter seines Ateliers in Hamburg-Wandsbek wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts deutschlandweit hunderte, vielleicht mehr als tausend Fotografien von Schlössern und Herrenhäusern angefertigt und einzeln sowie in Mappen zum Verkauf angeboten.

Stadt zahlte 80 Euro

Die Hofgartentreppe heute aus ähnlicher Perspektive wie sie das älteste Foto zeigt. Sie ist immer wieder auch ein beliebtes Motiv für Hochzeits- oder andere Festgesellschaften.
Foto: Bettina Hachenberg
Die Hofgartentreppe heute aus ähnlicher Perspektive wie sie das älteste Foto zeigt. Sie ist immer wieder auch ein beliebtes Motiv für Hochzeits- oder andere Festgesellschaften. Foto: Bettina Hachenberg  Foto: Hachenberg, Bettina

Professor Sabine Bock, eine deutsche Architekturhistorikerin, Denkmalpflegerin und Hochschullehrerin, veröffentlichte Schriften und Aufsätze zur Architektur- und Baugeschichte Mecklenburgs und Pommerns. Sie schrieb dazu: "Eine Mark und acht Schillinge kostete eine auf Karton aufgezogene Fotografie, so viel wie man damals etwa für ein Kilogramm Butter bezahlen musste - der Wochenlohn eines mecklenburgischen Knechtes hätte gerade für zwei Bilder gereicht." Die Stadt Öhringen bezahlte im Jahr 2017 80 Euro für die Aufnahme. Dafür gäbe es heute ungefähr 26 Kilo Butter.

Schon 1867 warb das Atelier Mencke damit, dass der "Aufnahmepunkt mit künstlerischem Blicke" gewählt sei und die Schärfe der Bilder nichts zu wünschen übrig ließe, "man sieht jedes Blatt am Baume, jeden Schilfhalm im Wasser".

Geschichte des Schlosses

Der älteste Teil des Öhringer Schlosses, der Lange Bau, entstand als Witwensitz der Gräfin Magdalena von Hohenlohe in den Jahren 1611 bis 1616 nach Plänen des Baumeisters und Neuensteiner Burgvogts Georg Kern aus Forchtenberg. Bis zu ihrem Tod 1633 bewohnte die Witwe des Grafen Wolfgang von Hohenlohe-Neuenstein das Schloss. Danach stand es leer, bis es 1677 nach einer Erbteilung dem Grafen Johann Friedrich I. von Hohenlohe-Neuenstein-Öhringen zufiel. Um das Schloss als Residenz nutzen zu können, ließ er den Marstallbau anfügen. 1848 verlegte die fürstliche Familie den Wohnsitz nach Slawentzitz in Oberschlesien. 1945 kehrte August zu Hohenlohe-Oehringen zurück und bewohnte bis 1962 den Südflügel. 1961 kaufte die Stadt das Schloss samt Hofgarten von der Fürstenfamilie für 1,5 Millionen Mark und baute es zum Rathaus um. Nur das fürstliche Weingut nutzte noch einen Teil des Schlosses für Kellerei und Verkauf.

 

Die Serie
Die HZ-Sommerserie „Hohenloher Foto-Fossilien“ widmet sich ganz besonderen Fotografien: Gezeigt wird das älteste Foto, das sich im jeweiligen Gemeindearchiv auffinden ließ. Start war am 25. Juli mit einer Aufnahme des Kupferzeller Schlosses. Am 5. August folgte dann das älteste Bild aus Weißbach, am 17. August das aus Waldenburg. Nach Öhringen geht es in loser Folge weiter mit den ältesten Bildern aus Forchtenberg, Künzelsau, Bretzfeld, Pfedelbach, Forchtenberg, Ingelfingen, Schöntal, Dörzbach, Krautheim, Mulfingen, Neuenstein, Zweiflingen und Niedernhall.


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