Auf der Suche nach den ältesten Fotos
Das Sommer-Spezial der Hohenloher Zeitung startet: eine Schatzsuche nach dem jeweils ältesten Foto aus den kommunalen Archiven. Den Anfang macht ein Foto vom Kupferzeller Schloss.

Nach dem Erfolg unserer HZ-Foto-Serie "Bildnummer XY...ungelöst" vom Frühjahr wollen wir es nochmals wissen – und uns und Sie, liebe Leser, erneut "weiter-bilden". Hierzu werden wir in den nächsten Wochen tief graben. Sehr tief. Denn wir haben uns und mit den örtlichen Archivaren der Verwaltungen ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Wir suchen jeweils die älteste Fotografie, die sich in allen 16 Städten und Gemeinden des Hohenlohekreises im eigenen örtlichen Archiv befindet.
Was steckt hinter den Fotos?
Und das ist uns noch nicht genug. Zwar besagt ein chinesisches Sprichwort: "Ein Bild ist weit nützlicher als tausend Worte." Aber uns interessieren auch die Geschichten hinter den Foto-Fossilien: Was ist überhaupt auf den vergilbten Darstellungen zu sehen? Wie und warum entstanden sie damals – in einer Zeit, als Fotografien noch ein elitäres Luxus-Produkt waren? Und warum und wie kamen sie in den Besitz und ins Archiv der Kommune?
Den Auftakt macht Kupferzell: Das älteste Foto der Gemeinde ist fast anderthalb Jahrhunderte alt und zeigt das Kupferzeller Schloss – von hinten: also die Rückseite. Der Betrachter blickt von Süden aus Richtung Schlosspark auf das Gebäude, das damals von der fürstlichen Standesherrschaft Hohenlohe-Waldenburg bewohnt war. Und sein Alter sieht man dem Bild denn durchaus auch an: Die Jahre haben die Fotografie vergilben lassen und hunderte Stockflecken ins alte Foto-Papier gegraben.
Hamburger Verlag fotografierte Schloss
Wann genau der Fotograf damals den Auslöser gedrückt hat? "Wir wissen es nicht ganz genau", berichtet Archivpfleger Andreas Volk, der sich ums örtliche historische Gedächtnis kümmert. Der Heimathistoriker vermutet aber: "Das Foto könnte im Herbst 1866 entstanden sein. Da ist nämlich bekannt, dass auch in Waldenburg fotografiert worden ist." Und von wem? Sicher ist: "Das Foto stammt vom Verlag August Mencke in Hamburg. Dieser Verlag hatte sich auf Aufnahmen von deutschen Herrenhäusern und Schlössern spezialisiert. In diesem Rahmen dürfte auch diese Kupferzeller Aufnahme entstanden sein", sagt der Experte.
Was unklar ist: Hat Verlags-Inhaber August Mencke seinerzeit selbst das Foto geschossen – oder einer seiner Angestellten? Diese Frage wird sich wohl auch nicht mehr klären lassen. Klar indessen ist: Um das Foto zu machen, musste vom Fotografen fürstlicher Privatgrund betreten werden.
Erst mit Blick auf die jüngere Vergangenheit hellt sich das Bild zur Provenienz und Hintergrundgeschichte des Fotos dann deutlich auf, wie Archivar Volk zu berichten weiß: Das historische Foto wurde 2009 von einem Weikersheimer Antiquar fürs Kupferzeller Gemeindearchiv erworben. Dieser Weikersheimer wiederum hatte es 2004 vom Verlag Gerhard Heinrich im hessischen Langenbieber gekauft. Damals, 2004, wurde von einer wissenschaftlichen Gutachterin bestätigt, dass es sich "um ein sehr frühes und fotohistorisch seltenes landeskundliches Dokument aus der Zeit 1860-1865" handelt.
Hochwasser überstanden
Rund 150 Euro hat Archivar Volk, der das Bild damals selbst angekauft hat, für das Dokument bezahlt. Einige Jahre lang hing das Foto im Rathauskeller – beim Hochwasser 2016 nahm die kostbare Fotografie jedoch leichten Schaden: "Der Rahmen hat Wasser gezogen, aber die vielen Stockflecken waren schon vorher drin", berichtet Volk.
Danach wurde das fotografische Fossil der Kommune dann sicherheitshalber in einen Stahlschrank im Gemeindearchiv im Rathauskeller direkt unter dem Sitzungssaal verfrachtet. Dort ruht es nun seit geraumer Zeit – vielleicht ja sogar noch für die nächsten 150 Jahre.
Konzept und Folgen der Serie
"Ein Bild ohne Hintergrund gibt es nicht": Dieser Aphorismus der zeitgenössischen deutschen Lyrikerin Anke Maggauer-Kirsche beschreibt die Stoßrichtung, die wir zusammen mit Ihnen über die Sommermonate hinweg verfolgen wollen.
In den Archiven der Gemeinden lagern Kostbarkeiten, die wie der beste Wein der Region lange gereift sind. Diese Schätze von historischem Wert wollen wir mit Unterstützung der Verantwortlichen in allen 16 Kommunen des Landkreises heben und ans Tageslicht bringen.
Und weil es eben kein Bild ohne Hintergründe gibt, interessiert uns auch alles, was über die jeweilige Fotografie und ihr Motiv bekannt ist – und auch das, was wir vielleicht (noch) gar nicht wissen. In loser Folge begeben wir uns deshalb zusammen in den kommenden Wochen 16 Mal auf Schatzsuche nach dem ältesten Foto, graben tief im historischen Gedächtnis der jeweiligen Stadt oder Gemeinde. Egal ob Detailaufnahmen oder ganze Ortsansichten, gleich ob aus dem 19. oder aus dem 20. Jahrhundert: Die Fotos und Informationen, die der HZ bereits vorliegen, sehen äußerst vielversprechend aus. So viel können wir bereits verraten: Nach der Ouvertüre heute aus dem Kupferzeller Archiv, geht es in Folge zwei unserer Serie dann demnächst mit einem historischen Foto aus der Gemeinde Weißbach weiter.