Restmülltonnen können im Grunde gar nicht mit einer Vielzahl an Fremdstoffen befüllt werden: Es handelt sich ja um den Restabfall. Trotzdem hat die AWH auch dies im Blick. Denn etliche Behälter sind so überfüllt, dass sie zu schwer sind oder die Deckel zu weit offen stehen. In diesem Fall lassen Müllwerker die Tonnen ebenfalls stehen und aktivieren eine Sonderleerung, die extra bezahlt werden muss. Derzeit wird die Restmüllsammlung noch intensiver analysiert. Gut möglich, dass auch hier die Kontrollen verschärft werden.
Fremdstoffe in Biotonnen: So läuft der Kampf gegen Müllsünder im Hohenlohekreis
Spezielle Teams kippen den Bioabfall seit 22. Oktober vor den Häusern auf rollende Tisch und sezieren ihn gründlich. Wie ist die Zwischenbilanz nach zwei Monaten? Wie geht es 2025 weiter?

So eine Aktion gab es noch nie in Baden-Württemberg. Entsprechend laut war das öffentliche Echo. Nicht nur im Hohenlohekreis, sondern weit darüber hinaus. Seit 22. Oktober kontrolliert die Abfallwirtschaft des Hohenlohekreises (AWH) ausgewählte Biotonnen auf die bisher schärfste Art und Weise: Speziell geschulte Teams kippen den Inhalt der zur Abholung bereitgestellten Behälter vor den Häusern aus und sezieren ihn auf einem rollenden Tisch gründlich nach Fremdstoffen.
Kontrollen von Biomüll im Hohenlohekreis – das ist neu an der Aktion
Bisher hatten dies allein Müllwerker stichprobenhaft getan: freilich viel oberflächlicher per Sichtkontrolle. Neu ist auch, dass Müllsündern Bußgelder drohen, wenn das Vergehen als Ordnungswidrigkeit eingestuft wird. Dies ist dann der Fall, wenn die Tonnen besonders stark verschmutzt sind. Bisher waren nur Extra-Zahlungen für die folgenden Sonderleerungen fällig.
Strengere Regeln für Müll – Hohenlohekreis kontrolliert Biotonnen
Vor allem der hohe Plastik-Anteil ist seit langem ein Riesenproblem. Aber auch anderes Fremdmaterial landet immer wieder darin: vom Handy über Windeln bis zu Medikamenten. Diese Stoffe auszusondern, kostet die Abnehmer viel Geld. Ab 1. Mai 2025 werden die gesetzlichen Regelungen noch strenger. Ab dann können Firmen, die Biomüll in Kompost und Energie umwandeln, verunreinigte Chargen komplett abweisen. Dann müsste der Kreis den beanstandeten Bioabfall komplett als Restmüll entsorgen – was viel teurer ist. In letzter Konsequenz müssten diese höheren Kosten allen Gebührenzahlern aufs Auge gedrückt werden.
Genau das will die AWH unbedingt verhindern. Mehrkosten von über einer Million Euro könnten entstehen, wenn die Qualität des Biomülls so mies bleibt. „Für die Müllgebühren würde das eine Kostensteigerung von 37 Euro pro Jahr bedeuten: gerechnet auf einen Vier-Personen-Haushalt“, erklärt AWH-Sprecherin Anja Kohr.
Fremdstoffe im Biomüll: Rund 400 Behälter wurden bislang kontrolliert
Wie ist die Aktion bislang gelaufen und wie lange wird sie noch andauern? Dies haben wir die Abfallwirtschaft zum Jahreswechsel gefragt. In den vergangenen zwei Monaten wurden demnach etwa 400 Biotonnen auf die harte Tour geprüft. Insgesamt 34 000 Behälter sind im Kreis im Einsatz. „Im Schnitt enthalten 35 Prozent der kontrollierten Tonnen Störstoffe“, so Kohr. Von den beanstandeten Behältern waren 40 Prozent so stark verschmutzt, dass die Halter ein Bußgeld zahlen müssen. „60 Prozent kamen mit der Bezahlung einer Sonderleerung davon.“
Die Erfahrung zeige, so Kohr, „dass die Anzahl falsch befüllter Tonnen steigt, je anonymer das Wohngebiet ist“. Meist sei dies in städtischen Gebieten der Fall. „Ländliche Gebiete senken den Schnitt etwas. Aber auch dort sind Biotonnen nicht vor falscher Befüllung sicher. Ausreißer gibt es praktisch bei jeder Kontrolle.“ Die bisherigen Sichtkontrollen der Müllwerker liefen parallel weiter. „Sie haben von November bis Mitte Dezember mehr als 350 Biotonnen zusätzlich gesperrt“, sagt Kohr.
Bußgelder und Reaktionen bei Fremdstoffen im Biomüll
Im Schnitt lägen die verhängten Bußgelder laut der AWH-Sprecherin bei rund 130 Euro, wobei die meisten Ordnungswidrigkeiten eine Zahlung von 100 Euro zur Folge hätten. Wie reagiert die Bevölkerung auf die Kontrollaktion? „Unser Team erlebt die unterschiedlichsten Reaktionen. Von Begeisterung, dass das Thema nun richtig angegangen wird, bis hin zu vollkommenem Unverständnis“, sagt Kohr. Hat sich schon mal jemand geweigert, das Bußgeld zu zahlen? „Da die Verfahren derzeit noch immer laufen, können wir zur Zahlungsmoral noch keine Aussage treffen.“
Biomüll-Kontrollen im Hohenlohekreis: Wie lange geht es noch weiter?
Solange sich die Qualität des Biomülls nicht drastisch verbessere, würden die Tonnen weiter scharf kontrolliert. Die vom Gesetzgeber vorgeschriebene Maximalmenge an Störstoffen betrage drei Prozent. Davon sei der Kreis mit derzeit 35 Prozent noch weit entfernt.



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