Kontrolle von Biotonnen in Hohenlohe: Welches Bußgeld Müllsündern droht
Seit einem Monat werden die Biotonnen im Kreis viel schärfer kontrolliert. Über die Hälfte der Tonnen sind falsch befüllt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum aktuellen Stand.
Seit einem Monat kontrolliert die Abfallwirtschaft (AWH) den Biomüll im Hohenlohekreis viel schärfer als zuvor. Die Biotonnen werden vor der Abfuhr ausgekippt und deren Inhalte auf einem rollenden Tisch seziert. Die Auswahl erfolgt stichprobenhaft, Müllsünder müssen jetzt auch mit Bußgeldern rechnen, nachdem bisher nur Extra-Zahlungen für Sonderleerungen erhoben wurden. Hier die aktuell wichtigsten Fragen und Antworten.
Wie viele falsch befüllte Biotonnen hat die Abfallwirtschaft Hohenlohe seit dem 22. Oktober herausgefischt?
Bislang haben die AWH-Teams knapp 200 Biotonnen kontrolliert. Rund 55 Prozent waren mit Störstoffen belastet. Davon waren etwa 80 Prozent so stark verunreinigt, dass ein Bußgeld fällig wird. 20 Prozent der Tonnenhalter kamen mit der Bezahlung einer Sonderleerung davon. Damit verfestigt sich der Trend der ersten Bilanz, die nach einer Woche dieselben Ergebnisse brachte.
200 Behälter in vier Wochen: Ist das nicht etwas wenig in Anbetracht der Gesamtmenge von 34.000 Biotonnen im Kreis?
Laut AWH sind die Kontrollen insgesamt sehr umfangreich und nehmen viel Zeit in Anspruch, vor allem wenn die Tonnen größer oder die Inhalte problematisch sind.
Wie lange setzt die AWH diese strengen Kontrollen fort?
Solange sich die Qualität des Bioabfalls nicht drastisch verbessert – so lautet die simple Antwort der AWH.
Was ist mit den Sichtkontrollen der Müllwerker, die bisher Fremdstoffe stichprobenhaft aufspürten?
Diese schon länger praktizierten Inspektionen laufen parallel weiter.
Bei den Bußgeldern kann die AWH zwischen 50 bis 800 Euro wählen. Wie viel müssen die Müllsünder durchschnittlich zahlen?
Im Durchschnitt liegen die Bußgelder bei rund 130 Euro. Die meisten Ordnungswidrigkeitsanzeigen haben 100 Euro zur Folge.
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Die Höhe der Zahlungen bemisst sich nach dem Grad der Verunreinigungen. Was ist das höchste Bußgeld, das bisher verhängt wurde?
Da die Verfahren derzeit noch laufen, will sich die AWH dazu zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern.
Was war der kurioseste Fund, den die Kontrolleure entdeckt haben?
Von Handys über Windeln bis zu Medikamenten war alles dabei.
Welche Fremdstoffe werden am meisten gefunden?
In Kunststoff verpackte Lebensmittel und Bäckertüten mit Kunststoff-Sichtfenster sind die häufigsten Störstoffe in der Biotonne.
Gibt es auffällige Orte oder Regionen, wo Biotonnen besonders häufig falsch befüllt werden?
Grundsätzlich stoßen die AWH-Teams in allen Wohnlagen und Regionen des Hohenlohekreises auf falsch befüllte Biotonnen. Aber: Je anonymer das Umfeld, desto mehr Störstoffe sind in den Tonnen.
Wie reagiert die Bevölkerung auf die Kontrollaktion?
Die Teams erleben die unterschiedlichsten Reaktionen: von Begeisterung, dass das Thema nun strenger angegangen wird, bis hin zu vollkommenem Unverständnis.
Hat sich schon mal jemand geweigert, das Bußgeld zu zahlen?
Da die Verfahren noch laufen, kann die AWH zur Zahlungsmoral noch keine Aussage treffen.
Was kostet die Kontrollaktion?
„Derzeit lediglich die Arbeitszeit unserer Mitarbeiter und die Kraftstoffkosten zum Einsatzort“, so die AWH. Den Sortiertisch haben die Mitarbeiter selbst gebaut. Bislang waren also keine zusätzlichen Investitionen oder die Beauftragung eines Dienstleisters notwendig.
Kritiker monieren, es sei kein Wunder, dass die Müllgebühren 2025 steigen, wenn der Abfall derart aufwendig kontrolliert wird. Das Geld sollte lieber anderweitig ausgegeben oder zugunsten der Gebührenzahler eingespart werden.
Solchen Kritikern nimmt die AWH rasch den Wind aus den Segeln. Denn: Würden die Kontrollen nicht intensiviert, um die Quote der falsch befüllten Tonnen zu senken, würden alle Gebührenzahler ab 2026 noch viel stärker zur Kasse gebeten.
Wie kann das sein?
Wenn der Bioabfall in der aktuell schlechten Qualität ab Mai 2025 von den Verwertern zurückgewiesen werden kann, muss die AWH ihn als Restmüll entsorgen lassen. So will es die neue Bioabfallverordnung, die bundesweit gilt. Bei rund 11 000 Tonnen Bioabfall pro Jahr entstehen so Mehrkosten von über einer Million Euro. Für die Müllgebühren würde das eine Kostensteigerung von 37 Euro pro Jahr bedeuten – gerechnet auf einen 4-Personen-Haushalt.
Und die Kosten für die Umwelt?
Die Umwelt wird zusätzlich belastet, wenn mehr Restmüll als nötig verbrannt wird. Diese Kosten sind hier noch gar nicht eingerechnet. Anstatt den in Biotonnen enthaltenen Kunststoff wiederzuverwenden und Bioabfall in Kompost oder Energie umzuwandeln, endet der Kreislauf mit der thermischen Verwertung.

 
                             
           
    
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