Müll maschinell statt von Hand sortieren? Hohenloher Abfallwirtschaft winkt ab
Den ganzen Abfall in eine Tonne zu werfen und nicht von Menschenhand zu trennen, sondern automatisch, ist zu schwer und zu teuer und deshalb keine Option für den Müllbetrieb im Hohenlohekreis. Dafür kontrolliert Künstliche Intelligenz ab 2026 den Inhalt der Biotonnen. Was steckt dahinter?

Die resoluten Biomüll-Kontrollen im Hohenlohekreis beschäftigen viele Bürger: im Positiven wie im Negativen. Die einen freuen sich, die anderen ärgern sich. Auch die Stimme-Redaktion erreichen viele Reaktionen – und etliche Fragen. Müll von Menschenhand zu trennen, sei viel zu fehleranfällig und unzuverlässig, kritisieren die einen und fordern, den kompletten Müll in eine Tonne zu werfen und danach automatisch und maschinell sortieren zu lassen. Das sei technisch längst möglich.
Biomüll-Kontrollen im Hohenlohekreis: Maschine Trennung stößt ebenfalls an ihre Grenzen
Warum nutzt die Abfallwirtschaft des Hohenlohekreises solche Systeme nicht? „Studien haben ergeben, dass die maschinelle Trennung ebenfalls an ihre Grenzen stößt“, erklärt die AWH. „Ist nasser und oft verschimmelter Bioabfall enthalten, verschmutzt er andere Fraktionen wie Papier, das dann nicht mehr recycelt werden kann.“ Papier, Pappe und Karton müssten trocken gesammelt werden, da die Verwertung sonst gefährdet sei.
„Elektroschrott enthält Schadstoffe, die im klassischen Abfuhrfahrzeug – einem Presscontainer – austreten können. Außerdem ist die Sortierung der enthaltenen Wertstoffe nach dem Pressen schwierig“, ergänzt die Abfallwirtschaft. Und: „Glas wird seit Jahrzehnten problemlos sortenrein gesammelt. Eine maschinelle Sortierung nach Farben ist aufwendig und teuer.“
Kein Landkreis sammelt alle Müllfraktionen in einer Tonne
Fazit: Der Abfallwirtschaft Hohenlohekreis sei kein Land- oder Stadtkreis bekannt, der alle Müllfraktionen in einer Tonne sammele und in einer Anlage sauber trenne. Sortieranlagen für eine Mischung aller Abfallfraktionen kennt die AWH ebenso wenig, eine Vorsortierung sei also trotzdem nötig.
Macht strikte Mülltrennung überhaupt Sinn?
Andere Stimme-Leser monieren, die penible Mülltrennung mache ohnehin keinen Sinn, weil am Ende doch vieles verbrannt und eben nicht recycelt wird. Was sagt die Abfallwirtschaft des Kreises dazu? „Bioabfall wird zur Herstellung von Kompost verwendet oder über Vergärung zu Energie umgewandelt. Andere Arten der Verwertung sind nicht vorgesehen. Die getrennte Sammlung macht daher unbedingt Sinn.“
Ab 2026 kontrolliert Künstliche Intelligenz die Biotonnen
Ab 2026 will die AWH im Hohenlohekreis Künstliche Intelligenz einsetzen, um den Inhalt der Biotonnen zu kontrollieren. Damit sollen alle Müllsünder erwischt werden. Wie funktioniert das? „Das KI-System setzt genau dort an, wo der Abfall bei den Bürgern abgeholt wird. Es kontrolliert und bewertet den Inhalt der Biotonne und erkennt automatisch Störstoffe“, so die AWH.
Welches Modell zum Einsatz kommt, ist noch unklar. Der Auftrag muss erst noch vergeben werden. Doch der Kreis steht in engem Kontakt zur Firma C-Trace aus Bielefeld, die solche Lösungen anbietet und in einigen Städten anwendet: etwa Bremen oder Rostock.
So funktioniert das KI-System
Am Heck der Müllwagen wachen KI-Kameras und checken den Inhalt der Tonnen. Dieses Konzept heißt „Top-View“. Eine zweite Möglichkeit ist, Fremdstoffe beim Entladen in die Müllfahrzeuge aufzuspüren und den Kipp-Vorgang bei registrierter Verunreinigung zu stoppen. Dieses Prinzip heißt „Inside View“. So oder so: KI und Bordrechner sollen so präzise sein, dass alle Fremdstoffe erkannt und damit alle Bürger, die Biotonnen falsch befüllen, belangt werden können.

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