Stimme+
Nach Solinger Messerattacke
Lesezeichen setzen Merken

Wie steht's um die Sicherheit auf dem Heilbronner Weindorf? Das sagen Besucher und Beschicker

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Nach der Messerattacke auf dem Solinger Stadtfest wurde die Polizei-Präsenz am Heilbronner Weindorf rund ums Rathaus hochgefahren. So schätzen Menschen die Sicherheit dort ein.

Die Polizei ist dieses Jahr im Heilbronner Weindorf so stark vertreten wie wohl noch nie seit 1971. So gut wie alle befragten Besucher finden das gut.
Die Polizei ist dieses Jahr im Heilbronner Weindorf so stark vertreten wie wohl noch nie seit 1971. So gut wie alle befragten Besucher finden das gut.  Foto: Seidel, Ralf

"Zwischen Offenheit und Sicherheit, zwischen Vorsicht und Lebensfreude“: So hat Oberbürgermeister Harry Mergel am Donnerstagabend das 52. Heilbronner Weindorf eröffnet. Er spielte damit auf die jüngste Messerattacke vom Solinger Stadtfest an, nach der er postwendend weite Teile der Heilbronner Altstadt zur Waffenverbotszone erklärte.

Das Thema lässt auch zwei Wochen nach der abscheulichen Tat vielen Menschen keine Ruhe, zumal just am Donnerstag in München ein Terroranschlag vereitelt wurde und Messerstechereien inzwischen in Deutschland an der Tagesordnung zu sein scheinen.

Heilbronn hat reagiert: Rund ums Rathaus begegnet man auf Schritt und Tritt der Polizei. Ist das übertrieben und störend oder angemessen und beruhigend? Wie ist es um das subjektive Sicherheitsgefühl von Weindorf-Besuchern und -Beschickern bestellt?

So schätzen die Besucher Sicherheit auf Heilbronner Weindorf ein   

Gertrud Fischer spricht für viele: „Also, meine Festlaune ist nicht getrübt“, sagt die 78-Jährige, die mit ihrem Mann Karl (81) seit 1971 „bis auf die letzten drei, vier Jahre“ fast keinen Weindorf-Tag versäumt hat. „Natürlich sollte man vielleicht etwas achtsamer sein und aufpassen, in welcher Gruppierung man sich gerade bewegt. Denn vor Spinnern ist niemand gefeit.“ Aber sogar bei Olympia in Paris sei ja nichts Größeres passiert. „Hoffen wir, dass das auch im Weindorf so bleibt.“

Für Umberto Scuccia ist die Heilbronner Innenstadt insgesamt „nicht mehr so sicher wie früher. Meine Frau lasse ich abends da nicht alleine herumspazieren.“ Im Weindorf selbst sei das aber „ganz anders: da habe ich mich in 25 Jahren noch nie gefährdet oder unsicher gefühlt, auch jetzt nicht“, sagt der italienische Top-Koch. Auch die Messerattacke vom Solinger Stadtfest habe daran nichts geändert. „Die Security und Polizei machen hier schon immer einen tollen Job. Das wird auch diesmal so sein. Also, ich denke nichts Böses.“

Beschicker wollen sich Heilbronner Weindorf "nicht vermiesen lassen" – Brennpunkt Hafenmarkt

„Ich fühle mich diesmal sogar noch sicherer“, betont Michael Bahner mit Blick auf die vielen Polizeistreifen. „Man kann gewisse Dinge zwar nie ausschließen, aber ich habe ein gutes Gefühl.“ Dazu trage nicht zuletzt das „ausgesprochen kultiviere Publikum bei. Hier habe ich weder Schläger noch Krakeler erlebt“, sagt der gebürtige Heilbronner, der seit 20 Jahren im Wein-Villa-Ausschank mithilft und überall unter dem Namen Buddy bekannt ist.

„Wir lassen uns das Weindorf nicht vermiesen“, betont Tatjana Willy vom Gemeinschaftsstand der drei „Weinpiraten“ aus Nordheim, Cleebronn und Hessigheim, die dieses Jahr erstmals auch eine Cocktail-Bar an der Lohtorstraße betreiben. Sie vertraue voll und ganz auf das Sicherheitskonzept von HMG, Stadt und Polizei. „Ich werde doch jetzt nicht plötzlich nur noch daheim auf dem Sofa sitzen, mich einsperren und Angst haben“, sagt die couragierte Mutter zweier erwachsener Kinder. Etwas passieren könne einem jederzeit und überall. „Einzelfälle“ seien natürlich traurig, schlimm und sehr zu bedauern, das habe es schon immer gegeben. „Damit muss man leben.“

Was den einstigen Brennpunkt am Hafenmarkt betrifft, wo früher vor allem junge Leute über die Stränge schlugen, habe sich „alles entspannt“, erklärt Tatjana Willy weiter. Seit die Neckarpiraten dort Flagge zeigten, also seit 2016 zunächst unter dem Namen Flusspiraten, verkehre auch dort ein gemischtes, zivilisiertes, insgesamt also friedliches Weindorf-Publikum.

Stadt Heilbronn sieht sich für mögliche Gefahrensituationen gut gerüstet

„Für das Weindorf gibt es derzeit keine Erkenntnisse über eine mögliche Bedrohungslage“, wird Steffen Schoch von der Heilbronn Marketing GmbH (HMG) nicht müde zu betonen. Gleichwohl reagiere man selbstverständlich auf Solingen: neben dem Waffenverbot nennt er eine erhöhte Polizei- und Security-Präsenz sowie ein „bewährtes Sicherheitskonzept“, mit dem man „flexibel und angemessen“ auf mögliche Gefahrensituationen reagieren könne, also etwa auf Brände, Unfälle, auch auf „auffällige Personen“.

Bereits nach der Lkw-Amokfahrt beim Berliner Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz 2016 habe die Stadt Heilbronn an Zufahrten zu Fußgängerzonen versenkbare Poller installiert. 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
  Nach oben