Heilbronner Raserprozess: Wütender Richter im Gerichtssaal
Zwölfter Prozesstag nach dem tödlichen Unfall in der Wollhausstraße: Richter Alexander Lobmüller droht einem Zeugen mit Erzwingungshaft – und wird zwischendurch auch mal lauter.
Auch am zwölften Prozesstag rund um den tödlichen Unfall in der Wollhausstraße kochen die Gemüter wieder einmal hoch. Ein Freund des derzeit Angeklagten sagte als Zeuge aus. Zuvor wurde ein Musikvideo gezeigt, in dem er über Geld, Luxus und "schöne Autos" rappt. Auch Geldbündel und aufheulende Motoren sind zu sehen, der Angeklagte wirkte an dem Clip mit.
Zäh wurde es, als Richter Alexander Lobmüller von dem Zeugen wissen wollte, über was er da im Video eigentlich rappte. In eigenen Worten sollte er es kurz erklären. Aber auch nach mehrmaligem Nachfragen hatte er Schwierigkeiten, eine Antwort zu finden.
Heilbronner Raser-Prozess: Richter droht zum dritten Mal mit Erzwingungshaft
Unwichtiges Zeug habe er zusammengereimt und mittlerweile so viele neue Lieder geschrieben, dass er sich nicht mehr erinnern könne. Die Zündschnur des Richters wurde kürzer, der Ton rauer, und so erinnerte Lobmüller den jungen Mann daran, dass er in den vergangenen Monaten Zeugen zweimal Erzwingungshaft angedroht hatte.
Nun tat er es ein drittes Mal. „Irgendwann muss man es auch mal durchziehen. Am 8. Januar ist der nächste Termin. Brauchen Sie bis dahin Zeit, zum Nachdenken?“ Irgendwann ging es dann doch und das Erinnerungsvermögen des Zeugen schien zurückzukommen, als man sich ein zweites Mal gemeinsam das Video anschaute.
Tödlicher Unfall in der Wollhausstraße: Verdacht eines Straßenrennens steht im Raum
Mehrere Zeugen waren geladen, darunter ein Diplom-Ingenieur, der erzählte, an jenem Tag mit Freunden im "Backstüble" verabredet gewesen zu sein, als er Rauch sah und ein Martinshorn hörte. „Der Unfall muss zu diesem Zeitpunkt schon passiert gewesen sein“, so die Schlussfolgerung. Das Brisante: Zwei Fahrzeuge, vermutlich ein schwarzer Mercedes AMG und ein 3er BMW, seien "wahnsinnig schnell" von links in Richtung Oststraße gefahren.
Ob sie von der Titot- oder der Gymnasiumstraße kamen, wisse er nicht mehr genau. "Ich hatte ein komisches Gefühl bei der Sache." Die Situation habe den Eindruck einer Flucht erweckt. Der Verdacht eines Straßenrennens steht zwar im Raum, sagte Lobmüller, aber im Zusammenhang mit dem verunfallten Fahrzeug des derzeit Angeklagten? Eine der vielen Fragen, die in den kommenden Monaten noch geklärt werden müssen.
Angeklagter im Heilbronner Raser-Prozess fiel immer wieder durch zu schnelles Fahren auf
Auch ein Beamter des Heilbronner Polizeipräsidiums sagte aus. Er gibt Verkehrsunterricht, solchen, den auch der Angeklagte besuchen musste, weil es nicht das einzige Mal war, dass der heute 21-Jährige mit seinem Fahrstil auffällig geworden ist. Seine Unfälle mit Auto und Motorrad wurden im laufenden Prozess bereits beleuchtet.
Immer wieder fiel er durch zu schnelles Fahren und Missachten der Tempolimits auf. Unangepasste Geschwindigkeiten sei einer der häufigsten Gründe, warum es im Straßenverkehr krachte, weiß der Polizeibeamte aus Erfahrung.
Aber auch Ablenkung, beispielsweise durchs Handy, spiele eine Rolle. Man zeige unter anderem Bilder von Unfällen, um bei den Vorgeladenen „Schreckmomente auszulösen und ins Gespräch zu kommen“. Die erhofften Reaktionen blieben aber oftmals aus.