Stadt Heilbronn weitet Tempo 30 stark aus
Immer mehr Tempo 30 in Heilbronn: In Wohngebieten soll künftig fast überall langsamer gefahren werden. Doch die Abstimmung mit Bussen steht noch aus.

Anwohner ärgerten sich darüber, Autofahrern war's mitunter grad Recht: Tempo-30-Schilder dürfen von Kommunen nicht nach Belieben aufgestellt werden. Die Reform einer Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung macht die Installation nun aber in bestimmten Quartieren sogar flächendeckend möglich, "insbesondere in Wohngebieten und Gebieten mit hoher Fußgänger- und Fahrraddichte sowie hohem Querungsbedarf", heißt es in einer Verwaltungsvorlage.
40 und 50 auf Durchgangsstraßen bleiben
Die Stadt Heilbronn macht davon Gebrauch und weitet ihre jetzt schon ziemlich umfassenden Zonen aus. Teils handelt es sich nur um Arrondierungen, Verlängerungen oder Lückenschlüsse, vornehmlich in Wohngebieten. Auf Durchgangsstraßen gilt weiterhin Tempo 50 oder - wo es um Lärmschutz oder Luftreinhaltung geht - Tempo 40.
In der Innenstadt sollen 19 Straßen hinzukommen. In manchen Stadtteilen zwei bis fünf. Ob dort in den nächsten Monaten tatsächlich überall Tempo-30-Schilder installiert werden, steht allerdings noch nicht endgültig fest, erklären Christiane Ehrhardt und Marie-Luise Bertsch vom Amt für Straßenwesen. Dies müsse zunächst noch mit den Stadtwerken abgesprochen werden. Dort hatte es in der Vergangenheit hier und da wegen möglicher Verzögerungen im Stadtbus-Verkehr Bedenken gegeben, wobei dem womöglich durch Ampelschaltungen oder zusätzliche Busspuren vorgebeugt werden könnte. Die Bezirksbeiräte der Stadtteile haben bereits zugestimmt, manche Straße ist auf deren Anregungen hinzugekommen. Bevor die Schilder aufgestellt werden, folgen auch noch Anlieger-Infos.
Rege Ratsdebatte
Im städtischen Bauausschuss löste das Vorhaben eine rege Debatte aus, wobei am Ende nur drei von 14 Stadträten dagegen stimmten. Susanne Schnepf (CDU) listete lauter Vorteile auf. Lückenschlüsse führten zum Abbau des Schilderwaldes, zu mehr Übersichtlichkeit, höherer Sicherheit, zu weniger Schleichwege-Verkehr und zur Lärmreduzierung. Alfred Dagenbach (AfD) nannte das Ganze "unausgegoren", kritisierte Details und mahnte, auf Busse Rücksicht zu nehmen, die zusehends auch durch Radler ausgebremst würden und vor allem im Berufsverkehr mitunter steckenblieben.
Heute schon könne in etlichen Wohnstraßen kaum schneller als 30 gefahren werden, stellte Eva Luderer (Grüne) fest, die als weitere Pro-Argument die Luftverbesserung nannte. Einheitliche und klare Regelungen wie hier für Wohngebiete führten auch zu mehr Akzeptanz bei den Fahrern, "da weiß gleich jeder Bescheid", befand Harald Pfeifer (SPD). Angesichts des zunehmenden Verkehrs sprach nicht zuletzt Konrad Wanner (Linke) von einer "zeitgemäßen Anpassung". Gottfried Friz (FDP) dagegen sprach von Ideologie und nannte Heilbronn "Stadt der Langsamkeit". Dies wies Baubürgermeister Wilfried Hajek zurück. "In vielen vergleichbaren Städten wird ähnlich verfahren."
Neue 30er-Zonen in Stadtteilen
Die meisten neuen Tempo-30-Zonen liegen in der Innenstadt, aber auch in Stadtteilen kommen einige hinzu: In Biberach Am Förstle, Hahnenackerstraße und Bonfelder Straße, in Böckingen die Sinsheimer Straße zwischen Heidelberger Straße und Kraichgauplatz, Bruchsaler Straße zwischen Stettener Straße und Sinsheimer, Grünewaldstraße zwischen Großgartacher und Heidelberger Straße, in Kirchhausen nur die Attichackerstraße, in Neckargartach Römerstraße, Sachsenäckerstraße, der geplante Manfred-Weinmann-Ring, Im Fleischbeil und die Wimpfener Straße zwischen Brückenstraße und Böllinger Straße sowie im Stadtteil Sontheim die Staufenbergstraße von Horkheimer Straße bis Max-Planck-Straße und die Max-Planck-Straße von der Staufenbergstraße bis zur Robert-Bosch-Straße.
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