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Der Trend geht in der Heilbronner Innenstadt zu Tempo 30

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Seit Einführung von Tempo 40 in großen Teilen der Heilbronner Innenstadt ist die Lage für Autofahrer unübersichtlich geworden. Eine Rücknahme von Tempo 40 ist aber nicht in Sicht - im Gegenteil.

In Wohngebieten der Stadt gibt es, wie in der Hundsbergstraße, bereits zahlreiche Tempo-30-Zonen. Geht es nach der Verwaltung, werden weitere Beschränkungen folgen.
In Wohngebieten der Stadt gibt es, wie in der Hundsbergstraße, bereits zahlreiche Tempo-30-Zonen. Geht es nach der Verwaltung, werden weitere Beschränkungen folgen.  Foto: Veigel, Andreas

Auf den Straßen von Heilbronn ist die Vielfalt im Verkehr groß. Tempo 30 wechselt mit 40er-Zonen und der Standardgeschwindigkeit 50. Zusätzlich gibt es verkehrsberuhigte Zonen mit Schritttempo 7 und Fahrverbote in Spielstraßen.

Seit Einführung von Tempo 40 in großen Teilen der Innenstadt ist die Lage für Autofahrer unübersichtlich geworden. Ziel war es im März 2020, die Luftqualität in Heilbronn zu verbessern. Dazu wurde das Tempolimit zunächst in der Weinsberger Straße eingeführt, anschließend auch in elf weiteren Straßen.

Weitere Tempolimits in Wohngebieten

Die Luftqualität ist seither vor allem durch umweltfreundlichere Autos und Home-Office deutlich besser geworden. Zurückgenommen wurden die 40er-Zonen bisher aber nicht.


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Nun stehen bei der Fortschreibung der Verkehrsplanung, die wohl im Mai im Bau- und Umweltausschuss auf der Tagesordnung steht, Ausweitungen der 30er-Zonen auf der Agenda. Eine Drucksache der Verwaltung mit "Arrondierungen der Tempo-30-Zonen" werde derzeit vorbereitet, sagen Stadträte gegenüber der Heilbronner Stimme. Für Wohngebiete bestätigt Christiane Ehrhardt die Pläne. "In Heilbronn gibt es in der überwiegenden Mehrheit der Wohngebiete Tempo 30-Zonen. Wo dies noch nicht der Fall ist, soll im Zuge der flächenhaften Verkehrsplanung abgeholfen werden", so die Leiterin des Amts für Straßenwesens im typischen Amtsdeutsch. Eine generelle Anordnung von Tempo 30 strebe die Stadtverwaltung nicht an, betont Ehrhardt.

Zügiger Verkehrsfluss auf Achsen

Im Gemeinderat ist das Thema umstritten. Die CDU als größte Fraktion lehnt generelle Geschwindigkeitsbeschränkung in der Stadt ab. "Die Reduktion der Geschwindigkeit und damit verbunden die Einschränkung des Verkehrsflusses ist nicht unsere kommunalpolitische Vorstellung von Mobilität", unterstreicht deren Fraktionsvorsitzender Thomas Randecker. In Wohngebieten und Anwohnerstraßen habe sich Tempo 30 aber bewährt, so Randecker. "Auf den Verkehrsachsen muss für einen zügigen und staufreien Verkehrsfluss gesorgt werden", betont der Stadtrat. Einen Beitritt zur Stadtinitiative Tempo 30 (siehe Kasten) lehnt er ab.

Für Holger Kimmerle ergebe eine "Umkehr der Systematik" durchaus Sinn. "Eine sinnvolle Regelgeschwindigkeit innerorts wäre dann Tempo 30", sagt der Fraktionsvorsitzende der Grünen. Ein Beitritt zur Initiative Tempo 30 wird demnach von den Grünen unterstützt.


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Tempo 50 als Ausnahme

Für mehr 30er Zonen spricht sich auch die SPD aus. "Wenn es die umweltbezogenen Vorgaben zulassen, plädieren wir für Tempo 50 auf den Hauptverkehrsachsen und Durchgangsstraßen und für einen deutlichen Ausbau der 30er-Zonen auf Nebenstraßen und in Wohngebieten", stellt Fraktionschef Rainer Hinderer klar. Auch einen Beitritt zur Städte-initiative, begrüßt die SPD. "Innerorts Tempo 30 und Tempo 50 als Ausnahme funktioniert in anderen Ländern prima", betont Hinderer.

Für die AfD ist dies der falsche Weg. "Es ist durch zahlreiche Studien erwiesen, dass Tempo 50 in Städten in Verbindung mit einer grünen Welle zu weniger Spritverbrauch und Schadstoffbelastung führt als geringere Geschwindigkeiten", sagt deren Fraktionschef Raphael Benner.


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Unübersichtliche Lage

"Eine flächendeckende Ausweisung von Tempo 30 halten wir für falsch", stellt auch Herbert Burkhardt für die Freien Wähler klar. Bestimmte Bereiche wie Schulen, Kindergärten oder Seniorenwohnungen sollten aber als 30er-Zonen ausgewiesen werden. "Ansonsten gilt es, den Verkehr insbesondere in Hauptverkehrsstraßen flüssig zu halten", so Burkhardt. Für generell problematisch hält die FDP die zahlreichen unterschiedlichen Verkehrsbeschränkungen.

"Es wird zusehends schwerer zu erkennen, ob 30,40 oder 50 km/h zulässig ist. Das ist für Verkehrsssicherheit und Verkehrsfluss nachteilig und sorgt für Verdruss und Verunsicherung", stellt deren Fraktionsvorsitzender Nico Weinmann fest. Seine Fraktion hatte jüngst vorgeschlagen zu prüfen, ob man per Blinklicht vor Schulen auf Tempo 30 hinweisen könnte. Das habe die Verwaltung abgelehnt.

"Die Linke begrüßt es, auf mehr Straßen Tempo 30 einzuführen", betont Stadtrat Konrad Wanner. Er unterstützt auch die Städteinitiative Tempo 30. Eine Rückkehr zu Tempo 50 in der Allee und auf den Durchgangsstraßen lehnt er ab.

Dagegen fordert die FDP eine Überprüfung der 40er-Zonen und damit einhergehend den Einsatz einer digitalen Verkehrssteuerung. "In Allee, Weinsberger, Ost- und Südstraße sollte wieder Tempo 50 gelten", sagt auch Burkhardt, eine Forderung, der sich die CDU anschließt. Und während die AfD Tempo 50 für sämtliche Durchfahrtsstraßen will, glaubt Kimmerle, dass der Verkehr dadurch generell "lauter, dreckiger und gefährlicher wird".

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Kommentare

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Rainer Ruoff am 12.03.2022 07:10 Uhr

Dadurch, daß man ständig auf den Tachometer schauen muß und gezwungen ist am Straßenrand nach Geschwindigkeitsbeschränkungen zu "suchen", geht sehr viel Aufmerksamkeit verloren und die Unfallgefahr steigt. Vor allem für Fußgänger.

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